Digitale Erinnerung an analoge Zeiten – Beispiel: Fotografie

Kürzlich veröffentlichte Sebastian Schröder einen Blog-Eintrag, in dem er von seinen Erfahrungen bei einem analogen Fotoauftrag im Rahmen seiner Ausbildung zum Fotografen berichtet. Zehn Tage hat er für den Auftrag Zeit – und es läuft so ziemlich alles schief, was nur irgendwie schief laufen kann. Im Blog liest sich das für mich als eine spannende Geschichte, aber ich hätte nicht in der Haut der beiden im Blog erwähnten Fotografen stecken wollen. Doch die Schlussfolgerung Sebastian Schröders halte ich angesichts all des vorhergehenden Stress’ für bemerkenswert:

„Wie einfach wäre es gewesen eine Digitale Kamera zu nehmen und ein Bild zu machen? Zu einfach, finde ich. Natürlich hätten wir uns eine ganze Menge Arbeit gespart, aber das war es Wert. Das Dia hat eine unglaubliche Brillanz und es macht richtig Spaß es endlich in den Händen zu haben. Bei einem digitalen Bild hätte ich es in Photoshop geöffnet, links und rechts was an den Reglern gespielt und es gedruckt. Fertig, aber doch auch irgendwie langweilig.“

Quelle: schroederphotography » Analog vs. Digital – Eine kleine Geschichte aus meinem Leben.

Ich bin kein Profi, bin ein Amateur, der seit zwei Jahren die lange liegen gebliebene Leidenschaft für das Fotografieren wieder entdeckt und werde deshalb wohl nie in eine solche fotografische Stress-Situation geraten, wie sie der hier zitierte Blog-Beitrag beschreibt. Außerdem habe ich mich im Augenblick erst einmal ganz der Entdeckung digitaler Möglichkeiten der Fotografie verschrieben,  so es die von meiner eigentlichen Arbeit sehr gefüllte Zeit zulässt. Da gibt es noch sehr viel zu entdecken – sehr viel faszinierendes zwischen Motivgestaltung und Bildentwicklung.

Sebastian Schröders Blog-Beitrag aber führt mich zurück in Zeiten, in denen Fotografie in der Regel analog war – nein, nicht ich bin schon so alt, sondern diese Zeiten liegen noch gar nicht so lange zurück!

Ich erinnere mich an eigene Dunkelkammer-Erfahrungen, daran, wie es war, einen Schwarz-Weiß-Film zu entwickeln und anschließend Bilder auf Papier auszubelichten. Ich erinnere mich an das schummrige rote Licht in der Dunkelkammer, die Gerüche all der Chemikalien, die mich ständig an Essig erinnerten, die Diskussionen, welcher Film mit welchem Papier zu den schönsten Ergebnissen führte. – Und ich erinnere mich an die Arbeit, die damit verbunden war. Ja, bis zur Entwicklung, ich habe mich nie an Farbentwicklung oder gar Dia-Entwicklung gewagt, war da höchstens eine Ahnung, wie das Bild aussehen würde. Und je mehr Fotos ich damals machte, um so zuverlässiger wurden diese Ahnungen, lernte ich doch meine Kamera (eine Pentax Programm A SLR) immer besser kennen, sodass ich ungefähr wusste, was in bestimmten Lichtkonstellationen herauskommen würde.

Das alles war aber vielleicht nicht mehr Arbeit, sondern vor allem eine ganz andere Form des Arbeitens, da ich nicht mal eben ein paar hundert oder gar tausend Bilder auf einem Film für die spätere Weiterbearbeitung festhalten konnte, wie das in der heutigen Speicherkartenzeit der Fall ist.

Wenn ich heute fotografiere gilt wie damals: Ich muss mein Werkzeug vor Ort gut kennen (heute eine Panasonic Lumix DMC-FZ 50 und eine Lumix DMC-LX 3) und bei der Entwicklung (damals: Entwickler, Vergrößerer, Papiereigenschaften; heute: RAW-Entwicklungsprozess, Entwicklersoftware, JPEG-Eigenschaften, Weißabgleich, Bildbearbeitungsprogramm) , um mich ganz auf das Motiv und dessen Gestaltung konzentrieren zu können.

Damit bin ich an einem Punkt, der sich für mich mit der Entdeckung der digitalten Fotografie nicht geändert hat: Ich bin nach wie vor kein großer Fan einer Verlagerung der eigentlichen Bildgestaltung in den Rechner. Bildausschnitt, Belichtung und was nicht alles das Schreiben mit Licht (Foto-Graphie) ausmacht, gehören für mich nach wie vor zur »Arbeit« vor Ort. Dass sich diese »Arbeit« vor Ort, so nicht nach wie vor analog fotografiert wird,  grundlegend verändert hat, steht außer Frage.