TV-Tipp (nicht nur für Lehrer) – »Schichtwechsel, die Roboter übernehmen«

Auf Arte ist bis zum 12.12.2016 die Dokumentation »Schichtwechsel, die Roboter übernehmen« zu sehen.

Wer weiß denn schon, was mit »Industrie 4.0« gemeint ist und wie weit man da heute in Wirklichkeit schon ist? – In der Schule müss(t)en wir das wissen, müss(t)en wir uns fragen, wie Bildung aussehen muss, wenn ca. 18 Millionen Arbeitsplätze in Dtl. wegfallen könnten. Nein, es wird nicht davon ausgegangen, dass so viele neue Arbeitsplätze entstehen werden.

Das ist ein Bereich, in dem ich gerne einmal Visionen aus der Politik hören würde, denn da geht es nicht mehr um Rente mit 67 oder 70, sondern um die Frage, wie der Gewinn, der durch höhere Produktivität generiert wird, die soziale Sicherheit der Bevölkerung garantiert oder ob der Gewinn dieser Form der Industrie keine soziale Verantwortlichkeit mit sich bringen muss. Kurz: Fragen nach Grundeinkommensmodellen sollte man nicht zu entspannt zur Seite legen…

Aber zurück zur Bildung: Während da draußen die Roboter übernehmen, eiern wir noch bei der Frage herum, ob und vor allem wie die Digitalisierung in Biildungsprozessen eine Rollen spielen wird / muss… – Wiedermal so eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen…

Die Frage, was in die Curricula der Schule gehört, sollte diese sich bereits herausbildende Wirklichkeit der vierten industriellen Revolution – nach der Meachnisierung durch Damp- und Wasserkraft, den Fließbändern, die von Elektrizität angetrieben wurden, und der digitalen Revolution nun also die enge Verzahnung von industrieller Produktion mit digital gestützten Kommunikationsmöglichkeiten als deren Fortentwicklung – zumindest kennen und angemessen in seine Überlegungen aufnehmen können.

Sicherlich werden Fächer aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, Informatik und auch Mathematik eine wichtige Rolle spielen müssen, aber um die Reflexions- und Kritikfähigkeit angesichts der wie selbstverständlich initiierten Veränderungprozesse erhalten zu können, sind Geschichte, Politik und Wirtschaft, der Literaturunterricht, Religion und Ethik, Kunst, Musik etc.  grundlegend für eine schulische Bildung, die weiterhin mündige Bürgerinnen und Bürger zum Ziel hat. – In der Schule könnte der gesellschaftliche Diskurs, der  in Bezug auf »Industrie 4.0« dringend nötig ist, erprobt werden, sei es in Formaten wie »Jugend debattiert« im Projektunterricht, aber eben auch bei der Beschäftigung mit Dürrenmatts »Die Physiker«, Goethes »Faust«, den Werken Kafkas…

Während manche davon reden, dass man die Lehrpläne »entschlacken« müsse, scheint es mir eher so zu sein, dass wir uns der Frage stellen müssen, an welcher Wirklichkeit wir Schule ausrichten wollen. – Und wenn es (in Deutschland) nicht mal gelungen ist, die digitale Revolution, welche als dritte industrielle Revolution gesehen wird, sinnvoll in schulische Lernkontexte einzubinden, in der Schulverwaltung hingegen ist sie durchaus angekommen, kann man sich berechtigterweise die Frage stellen, wieso teilweise bereits von »Bildung 4.0« gesprochen wird. Auf welche drei vorangegangenen »Bildungsrevolutionen« wird damit angespielt? Oder was soll »Bildung 4.0« sonst heißen?

Genug der Worte, wer die Dokumentation »Schichtwechsel, die Roboter übernehmen« auf Arte noch nicht gesehen hat, sollte das zügigst tun – und sich dann fragen, was Bildung heute leisten soll (und kann).

Beitragsfoto Quelle: Pixabay.com CC0 Public Domain