Schlagwort: Sinne

Kleist mit Schülern lesen – aber wann?

Die Vorgeschichte Am Donnerstag vor dem Beginn des neuen Schuljahres spazierte ich mittags durch Frankfurt-Sachsenhausen, weil ich in einem französischen Bistrot den Mittagstisch genießen wollte. Als ich gerade den Schweizer Platz umrundete, sah ich im Kaffee auf der anderen Seite einen Kollegen, den ich sehr schätze und der auch Deutsch unterrichtet. Ich plante spontan um, sorgte dafür, dass er mich sah – und die nächste knappe Stunde war von leckerem Kaffee, hausgemachtem Quiche und einem anregenden Gespräch bestimmt. Nach sechs Wochen merkt man erst, dass man viel zu lange nicht miteinander gesprochen hat… Im Gespräch erzählte der Kollege, dass er

Weiterlesen

Über Bücher aus Papier und EBooks aus digitalen Zeichen – Vermarktung und Infrastruktur

Bücher aus Papier sind in sich geschlossene, analoge Einheiten. Der Datenträger Papier wird einmal bedruckt und dann kann, genügend Licht vorausgesetzt, der Text unbegrenzt häufig gelesen werden, es können Anstreichungen hinzugefügt, Anmerkungen notiert werden. Den Datenträger kann man als Ganzheit weitergeben, also auch verleihen oder verschenken. Die Lesespuren bleiben dabei erhalten. Die Haltbarkeit des Datenträgers – und somit der mit ihm fest verbundenen Information – beläuft sich auf einige Jahrzehnte bei schlechter Papierqualität bis hin zu mehreren Jahrhunderten bei guter Papierqualität, das Papier nicht zerstörender Tinte und trockener sowie lichtgeschützter Lagerung. EBooks bestehen aus digitalen Zeichen in elektrischer Form, die

Weiterlesen

„Schule 3.0: digital total?“ – Diskussionsbeitrag zu einem Artikel von Prof. Dr. Christian Spannagel

Dieser Beitrag bezieht sich auf den gerade im Blog von Prof. Dr. Christian Spannagel erschienen Artikel „Schule 3.0: digital total?“. Da mein Beitrag für die Kommentarspalte des Blogartikels ein wenig zu umfangreich wurde, erscheint er hier, ist aber ein Diskussionsbeitrag zum genannten Blogartikel, der zunächst gelesen werden sollte.  Großartig, lieber Christian, mit welcher Konsequenz du im Vorfeld von Podien auf denen du sitzt oder von Vorträgen, die du hältst, deine Gedanken mitteilst, sodass andere dir ihre Gedanken mitteilen können. Was also geht mir durch den Kopf, wenn ich deine Statements lese? Das will ich hier sammeln. Ich finde deine Überschrift

Weiterlesen

Die 8 besten (?) Werkzeuge des analogen Lernens und Lehrens

Die einen fragen, was heute zu lernen sei und gehen damit wohltuend von den Tools des Lernens weg hin zu den Inhalten. Prima. An anderer Stelle geht es in einem Offenen Kurs (Open Course) um die Zukunft des Lernens und in der dritten Woche, in der sich dieser Kurs nun befindet, geht es um die Tools des Lernens, mit denen dann gelernt werden soll, was zu lernen ist, wie auch immer diese Inhalte / Kompetenzen dann näher definiert sind. Die Überschrift der dritten Woche des Offenen Kurses zur »Zukunft des Lernen« lautet: »Von iPads, eBooks & Virtual Classrooms. Lerntechnologien«. Die Selbstverständlichkeit,

Weiterlesen

Gedichtinterpretation: Joseph Mohr – Stille Nacht, heilige Nacht

Gedichtinterpretation: Joseph Mohr – Stille Nacht, heilige Nacht von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Es ist das bekannteste Weihnachtslied der Welt, in über 300 Sprachen übersetzt, gesungen mit der Melodie Franz Xaver Grubers. Beginnt man, Suchmaschinen nach Interpretationen zu diesem berühmten Text zu befragen, tauchen viele musikalische Interpretationen auf. Aber was ist mit dem Text? Vorne weg: Ich werde hier keine Detailinterpretation der einzelnen Strophen schreiben, werde mich nicht dazu auslassen, dass das Originalgedicht (!) sechs Strophen hatte, die heute gesungene Version aber nur drei hat etc. Hier versuche ich eine

Weiterlesen

Gedichtinterpretation: Joseph von Eichendorff, Mondnacht

Gedichtinterpretation: Joseph von Eichendorff, Mondnacht von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Lineare und aspektorientierte Interpretationen stehen im Deutschunterricht in der Regel im Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn es um die Deutung literarischer Texte geht. Die lineare Interpretation folgt dabei sehr kleinschrittig dem Verlauf eines Textes und baut eine Gesamtinterpretation linear entlang des Textes auf. Im Extremfall wird Zeile für Zeile, Satz für Satz in den Blick genommen, sodass sich diese Form der Interpretation vor allem für kürzere Texte anbietet und vor allem bei Gedichten ihre Stärke ausspielen, aber auch bei kürzeren Prosatexten

Weiterlesen

Gedichtinterpretation: Clemens Brentano, Sprich aus der Ferne

Gedichtinterpretation: Clemens Brentano, Sprich aus der Ferne von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.Beruht auf einem Inhalt unter herrlarbig.de.Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://herrlarbig.de/kontakt erhalten. Clemens Brentano (1778–1842) Sprich aus der Ferne (1801) Sprich aus der Ferne Heimliche Welt, Die sich so gerne Zu mir gesellt. Wenn das Abendrot niedergesunken, Keine freudige Farbe mehr spricht, Und die Kränze still leuchtender Funken Die Nacht um die schattigte Stirne flicht: Wehet der Sterne Heiliger Sinn Leis durch die Ferne Bis zu mir hin. Wenn des Mondes still lindernde Tränen Lösen der

Weiterlesen

Mündlichkeit: Die vernachlässigte Seite der Sprachkompetenz?

Zwei Mal wurde mir gegenüber in den vergangenen Tagen offen das Problem angesprochen, dass es schwer fällt, gesprochenen Gedankengängen so zu folgen, wie dies bei geschriebenen der Fall ist. Zunächst kam ein Blogeintrag von Joachim Wedekind zu diesem Thema, in dem er seine Beobachtung festhält, dass es immer mehr A/V-Beiträge im Netz gebe (z. B. YouTube, Vimeo, Audioboo). Wedekind hat damit ein Problem: „Nach jahrelanger Praxis kann ich schriftliche Dokumente relativ schnell überfliegen, auf Relevanz für mich überprüfen, Argumentationsstränge nachvollziehen und bei Bedarf Passagen exzerpieren oder speichern. Bei den Audio- und Video-Beiträgen kann ich das nicht. Da bin ich gezwungen,

Weiterlesen

Vergiss alles – oder: Vom literarischen Schreiben

Der hier veröffentlichte Text ist bereits im Jahr 2001 entstanden – und ist mir vor einiger Zeit bei einer Suchabfrage auf meinem Computer wieder begegnet. Schön, was sich alles über die Jahre erhält, wenn nur fleißig und regelmäßig Daten gesichert werden. Ich habe den Text leicht überarbeitet, aber in seinen Grundzügen unverändert gelassen. Auch wenn sich meine Einstellung gegenüber der Handschrift seit 2001 deutlich geändert hat: Nach wie vor gefallen mir die Gedanken, die hier in einen kurzen Prosatext Einzug gefunden haben. – Da ich gegenwärtig selbst auch in der Rolle des »Trainers« in Sachen »Kreatives Schreiben« unterwegs bin, habe

Weiterlesen

iPhone-Photographie – Ein erster Versuch

Wenn im Wort Bildung schon das „Bild“ vorhanden ist, dann ist es kein Widerspruch, dass ich auf dieser Website immer wieder auch Fotografien einbaue. Definiere ich „Bildung“ als die Fähigkeit zur reflexiven und gestaltenden Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, gehören Bilder hier erst recht mit hinein. Bei all der Theorie, die hier auch ihren Platz findet… Und die Bilder sollen gar nicht als eine metaphorische Illustration dienen, was Bildung bedeuten kann… Bilder sind gestaltet. Bilder arbeiten mit den Möglichkeiten der Kamera. Und überraschenderweise beginne ich auch etwas freundlicher von Bildbearbeitungen zu denken, wobei ich mich immer im Rahmen der Möglichkeiten der

Weiterlesen