Schlagwort: Künstler

Im Gehege des Deutschunterrichts oder: Der Zoo und die Wildnis

„Kurzgeschichten erfreuen sich im Deutschunterricht seit jeher einer großer Beliebtheit“, schreibt Reiner Werner auf Seite Vier der Einleitung des Schroedel-Bandes „Deutsch SII (Kompetenzen, Themen, Training), Kompetent in Kurzgeschichten“, der 2009 erschienen ist. Er zeigt damit, möglicherweise, ohne sich dessen bewusst zu sein (?), schon im ersten Satz des von ihm erarbeiteten Bandes, die Ambivalenz des Einsatzes von Kurzgeschichten auf: Einerseits gehören Kurzgeschichten mit Gedichten zu den am häufigsten im Deutschunterricht eingesetzten literarischen Kunstwerken. Andererseits handelt es sich dabei aber um literarische Gattungen, die außerhalb der Schule so gut wie gar nicht gelesen werden. In der Schule werden diese „kleinen“ literarischen

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MUTO von BLU

Ein Kunst-Stück, das zu finden kein Kunststück war, sondern nur eines Besuchs im Bremer Museum „Weserburg – Museum für moderne Kunst“ bedurfte. Dort läuft zur Zeit die Ausstellung „Urban Art”, in der es um Kunst geht, die normalerweise im öffentlichen Raum stattfinden – und dort nicht immer „legal“ ist, weil die Künstler bspw. ihre Aktionen nicht anmelden oder gar aus dem Graffiti-Bereich kommen. Allen geht es um die Frage des Umgang mit dem öffentlichen Raum oder um das Problem, dass es immer weniger nicht-privatisierten öffentlichen Raum gibt. Und dabei geht es dann auch um die Frage der Wahrnehmung des urbanen

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Genie, „Sturm und Drang“ – Goethes Hymnen „Prometheus“ und „Ganymed“

Vorbemerkung In diesem Beitrag finden sich zahlreiche Links auf Seiten, die hier verwendete Begriffe näher erklären oder erwähnte Schriften zugänglich machen, die gemeinfrei vorliegen. Damit versuche ich hier konsequent die Hyptertextstruktur des Internets zu nutzen: Begriffe, die erklärt werden müssen und bereits an anderer Stelle angemessen erläutert werden, werden hier nicht im Detail dargestellt: Einerseits soll so der Umfang des Artikels im erträglichen Maße gehalten werden und andererseits wird so der ständige Bezug auch des Wissens, an dessen Konstruktion ich mich beteilige, auf bereits vorhandenes Wissen in der Form des Beitrags widergespiegelt. Der Mensch solle den Mut haben, sich des

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»Schlechte« Bilder – Holga und Lomo

Holga und Lomo – zwei Fotoapparate der besonderen Art. Die erste wird in Hong Kong gebaut und war als billige Massenkamera für den chinesischen Markt bestimmt. Die Lomo wird in St. Petersburg produziert. Beide Kameras verbindet, dass sie in jedem Test garantiert und hundertprozentig durchfallen würden. So liest sich das im Holga-Artikel auf Wikipedia:

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Faust 1: Zueignung, Vorspiel auf dem Theater, Prolog im Himmel

Faust 1: Zueignung, Vorspiel auf dem Theater, Prolog im Himmel von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Warum kann Goethe mit dem »Faust« nicht einfach anfangen? 353 Verse braucht er, bis endlich »Der Tragödie erster Teil« beginnt und Faust selbst mit den Worten »Habe nun, ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, / Und leider auch Theologie / Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. / Da steh ich nun ich armer Tor! / Und bin so klug als wie zuvor;« (V354–359) auftreten darf. Bis dahin muss sich der Leser durch eine »Zueignung«, ein »Vorspiel

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Beim Hören Autoren entdecken

»Ich mache die Augen auf und sehe auf ein weißes Stück Papier« ((Rolf Dieter Brinkmann, Westwärts 1&2 – Gedichte, Reinbek bei Hamburg 1990 [zuerst 1975], 7.)) Es gibt Schriftsteller, die hartnäckig als »Geheimtipp« gehandelt werden oder nach kurzer Bekanntheit weiter nur noch vor allem von Liebhabern zur Hand genommen werden. Ich denke dabei an Oskar Pastior, Hans Henny Jahnn, Gertrud Kolmar und neben vielen anderen eben auch Rolf Dieter Brinkmann. Sie haben alle auf weiße Stücke Papier geschaut. Sie haben alle ungewöhnliche Werke geschrieben. Viele von ihnen sind Dichter (Pastior, Kolmar, Brinkmann) oder waren als Künstler auf mehreren Gebieten unterwegs (Jahnn:

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Happy Birthday to Franz!

»Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.« Kann ein Mensch solche Zeilen schreiben, ohne in den Verdacht zu geraten, psychedelische Substanzen eingesetzt zu haben? Ganz klar, das ist eine rhetorische Frage 😉 – Ja,

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