Bücher für Jugendliche 1 – Joss Stirling, Finding Sky. Die Macht der Seelen 1 – Roman.

Die Geschichte ist nicht sonderlich überraschend. Jede bedrohliche Situation für Sky Bright und Zed Benedict fühlt sich nur halb so bedrohlich an, wenn man weiß, dass Joss Stirlings Roman »Finding Sky: Die Macht der Seelen 1« noch zwei Folgebände hat, sodass der Geschichte um Sky Bright und die Familie Benedict eine ganze Trilogie gewidmet wird. Da ist ein Happy End vorprogrammiert, Teil des literarischen Programms.

Aber ganz so einfach macht es sich Joss Sterling nicht. Sie lässt genügend Fragen offen, die dem Leser Platz einräumen, eigene Phantasie spielen zu lassen. Mag das Happy End auch irgendwie in dieser Art von (Jugend)Romanen angelegt sein: Ein Happy Beginning gibt es in »Finding Sky« nicht. – Wie auch, wenn jemand – wie die sechzehnjährige Sky – keine Ahnung von ihrer Herkunft hat, mit ihren Künstleradopotiveltern Simon und Sally Bright von England für ein Jahr in die USA zieht und dort zwar von vielen gemocht, aber gleichzeitig vor eine zentrale Herausforderung ihres Lebens gestellt wird?

Sky ist anders als die anderen. Das hat zunächst einmal nichts damit zu tun, dass sie keine Ahnung hat, wer ihre Eltern sind. Aber sie wird damit konfrontiert, dass sie andere Fähigkeiten hat, als andere Menschen. Sie trifft auf Menschen, die ähnliche Fähigkeiten haben und – auch wenn Skys Eltern reichlich ahnungslos bleiben – bei Sky einen Prozess der Selbstfindung auslösen.

Ein typischer Adoleszenzroman, der das typische Thema der Selbstfindung in eine weitere Form packt, deren Zutaten allerdings vertraut sind: Eine Protagonistin fühlt sich sich selbst gegenüber fremd, man setzte ein paar Schmetterlinge in ihren Bauch, schaffe Hindernisse, die der jungen Liebe im Wege stehen, und dazu noch ein wenig Action, damit man behaupten kann, das Buch sei nicht nur für Mädchen geeignet, sondern auch für Jungs interessant, und schon hat man den richtigen Mix für schmerzfreie Literatur, für einen Unterhaltungsroman mit integriertem pädagogischen Mehrwert (Selbtsfindungsproblematik).

Diese literarische Mischung landete unter den Nominierungen der Jugendjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2013. Zwar hat er den Preis schließlich nicht bekomme, dieses Privileg wurde erwartungsgemäß John Greens »Das Schicksal ist ein mieser Verräter« zuteil, aber es muss Gründe geben, dass diese Geschichte von der Jugendjury für nominierenswert erachtet wurde.

So wenig der Roman an wirklichen Überraschungen zu bieten hat, so sehr kann ich nachvollziehen, warum diese Geschichte dort landete. Joss Stirling erzählt die Geschichte gut. Die Geschichte ist trotz ihrer Standardzutaten und phantastischen Anteile – zumindest in der ersten Hälfte des Romans – glaubwürdig. Man glaubt, dass es eine solche Welt gegeben kann, weil es unsere Welt ist.

Joss Stirling erzählt zunächst nichts anderes als die Geschichte eines Mädchens, das an einen neuen Ort auf einem anderen Kontinent kommt und sich dort zurecht finden muss. Die Hinweise, dass da etwas ist, das mit der Realität, wie wir sie kennen, nichts zu tun hat, werden unauffälllig eingestreut. Schritt für Schritt tritt das besondere an dieser Welt bzw. an bestimmten Menschen in ihr in den Vordergrund.

Klar, Stirling lässt gut und böse einmal mehr sehr eindeutig sein. Sie erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Sky, was an der einen oder anderen Stelle durchaus verwirrend ist, vor allem dort, wo sie das Gedächtnis verliert, der Leser sich aber sehr genau erinnert, was da passiert ist. Handwerklich ist die Geschichte aber auch an dieser zentralen Stelle so erzählt, dass der Leser sie sofort nachvollziehen und wahrscheinlich sogar glauben kann.

Aber die Jungendjury des Jugendbuchpreises mag noch so betonen, dass »der perfekte Mix aus Romantik und Action […] auch für Jungen interessant [ist]«, ich halte die Zahl der 13-14jährigen Jungen, die eine Selbstfindungsgeschichte durch die Augen einer 16jährigen lesen möchten, für eher gering.

Insgesamt ist der Roman gut lesebar. Er kommt mit eingängier Sprache leichtfüßig daher und verliert trotz der phantastischen Geschichte seine Glaubwürdigkeit nicht. Darüber hinaus aber bietet er auch nur wenig Reibungsfläche, es sei denn, Jugendliche im Selbstfindungsprozess identifizieren sich mit Sky. Diese Chance bietet der Roman durchaus, was ihm dann einen pädagogischen Touch gibt, der aber erträglich ist, weil er ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt.

  • Lesealter: ab 13
  • E-Book Kindle: Stirling, Joss, Finding Sky Die Macht der Seelen 1: Roman. Aus dem Englischen von Michaela Kolodziejcok (German Edition), [Kindle Edition], 14,99€
  • E-Book EPub: Stirling, Joss, Finding Sky Die Macht der Seelen 1: Roman. Aus dem Englischen von Michaela Kolodziejcok (German Edition), EPub, 14,99€
  • Papierbuch: Stirling, Joss, Finding Sky Die Macht der Seelen 1: Roman. Aus dem Englischen von Michaela Kolodziejcok, München 2012, 16,95€