ChatGPT und die Bildung. (»Gastbeitrag« von ChatGPT und dessen Reflexion, inkl. Verweise auf LdL und TZI.)
Ich habe ChatGPT gebeten, einen Gastbeitrag für meinen Blog zu schreiben, in dem es darum geht, dass die Bedeutung von ChatGPT für die Bildung überschätzt wird. Ich finde das Ergebnis interessant, auch wenn es albern wäre, hier von der Selbstreflexion eines statistisch operierenden maschinellen Werkzeugs zu sprechen. Ich habe mir erlaubt, den Beitrag zu kommentieren. Meine Kommentare sind im Text in kursiver Schrift zu finden. Alles Nicht-Kursive ist 1:1 ChatGPTs Antwort.
Als ChatGPT, ein Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde, bin ich ein mächtiges Werkzeug für viele Anwendungen, einschließlich der Bildung. Allerdings bin ich der Meinung [dass ein Sprachmodell meint, es könne eine Meinung habe, ist erstaunlich – und falsch. Vgl hierzu: Christian Bermes, Meinungskrise und Meinungsbildung], dass meine Bedeutung für die Bildung möglicherweise überschätzt wird. In diesem Blogbeitrag werde ich die Gründe dafür erklären.
Zunächst einmal gibt es bestimmte Arten von Bildung, für die ich nicht sehr nützlich bin. Zum Beispiel für praktische Fähigkeiten, wie das Spielen eines Musikinstruments oder das Lernen von Handwerkstechniken. Solche Fähigkeiten erfordern in der Regel eine direkte praktische Erfahrung, die ich als Sprachmodell nicht vermitteln kann. Darüber hinaus gibt es auch Bereiche, in denen menschliche LehrerInnen einen Mehrwert bieten, wie z.B. bei der individuellen Betreuung von SchülerInnen oder bei der Vermittlung von sozialen Fähigkeiten. [Man könnte an dieser Stelle noch deutlicher und differenzierender ergänzen, dass ChatGPT das soziale Lernen nicht abbilden oder ersetzen kann. Es geht in der Schule letztlich um viel mehr als das, was ein Sprachmodell leisten kann.]
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ich, obwohl ich eine unglaubliche Menge an Wissen habe, nicht unbedingt in der Lage bin, es effektiv zu vermitteln. Bildung erfordert mehr als nur das Sammeln von Informationen. LehrerInnen müssen in der Lage sein, das Wissen auf eine Weise zu strukturieren und zu präsentieren, die für die SchülerInnen zugänglich und leicht verständlich ist. Dies erfordert oft die Fähigkeit, die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der SchülerInnen zu berücksichtigen. [Es kommt auf die Lehrer:innen an. Es kommt auf die Beziehungen im Kontext Schule und im Unterricht an. Auch wenn ChatGPT wie eine menschliche Stimme klingt: Wer glaubt, er oder sie könne eine Beziehung mit einem Sprachmodell aufbauen, verkennt die massive Begrenztheit eines solchen rein statistisch arbeitenden Sprachmodells in diesem Bereich.]
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es bei der Bildung um mehr als nur um die Übermittlung von Fakten geht. Bildung sollte auch helfen, kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln. Dies erfordert oft eine aktive Interaktion zwischen SchülerInnen und LehrerInnen, bei der SchülerInnen ermutigt werden, Fragen zu stellen und ihre eigenen Ideen und Überlegungen einzubringen. Als Sprachmodell bin ich nicht in der Lage, diesen Prozess auf die gleiche Weise zu unterstützen wie menschliche LehrerInnen.
Schließlich gibt es auch die Frage der Zugänglichkeit. Obwohl ich in der Lage bin, Informationen in einer Vielzahl von Sprachen bereitzustellen, bin ich nicht für alle zugänglich. Viele Menschen haben möglicherweise keinen Zugang zum Internet oder zu den notwendigen Technologien, um mich zu nutzen. Darüber hinaus können einige Menschen aufgrund von kulturellen oder sprachlichen Unterschieden Schwierigkeiten haben, meine Informationen zu verstehen oder in ihren Kontext anzuwenden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, obwohl ich als Sprachmodell eine wertvolle Ressource für die Bildung sein kann, meine Bedeutung möglicherweise überschätzt wird. Es gibt bestimmte Bereiche der Bildung, in denen menschliche LehrerInnen unverzichtbar sind, und es gibt viele Aspekte der Bildung, die über die reine Informationsvermittlung hinausgehen. Um eine wirklich effektive Bildung zu ermöglichen, muss eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden, einschließlich der individuellen Bedürfnisse der SchülerInnen und der Interaktion,
ChatGPT zeigt hier sehr deutlich seine Grenzen auf. Ab hier ist der Text ausschließlich von mir, Torsten Larbig.
- Die Wechselbeziehungen (Interdependenz) der Schüler:innen untereinander und mit den Lehrer:innen ist ein zentraler Teil dessen, was lernen in der Schule ausmacht. ChatGPT kann zwar eine Simulation dieser Interaktion bieten, aber diese ist in der persönlichen Beziehung differenzierter und findet auf ganz anderen Ebenen statt als vor allem die des Wissens oder der Formulierung von Wissen.
- Didaktische und methodische Differenzierung kann ChatGPT in einem gewissen Rahmen als Reaktion auf die gestellten Fragen und Arbeitsaufträge. Was die Schüler:innen aber tatsächlich für ihr Lernen benötigen, ist oft so individuell, dass dies eine Software, die auf statistischen Verfahren beruht, nicht leisten kann.
- Praktische Fähigkeiten oder Fertigkeiten können im Rahmen von ChatGPT nicht vermittelt werden. Dies gilt z. B. für Sport, Kunst, Musik, Theater, literarisches Lesen; für Techniken der Selbstreflexion, der Selbstregulation, des Lernens, der Meditation; für Formen des sozialen Miteinanders… Hier finden sich zahlreiche Anregungen, was im Unterricht eine Rolle spielen muss, damit dieser ChatGPT und anderen mustererkennenden Wissenssimulationen überlegen ist. Mit anderen Worten: Lehrer:innen müssen sich klar machen, was sie in ihrem Unterricht besser können als mustererkennende, statistisch basierte Software. Wer seinen Unterricht allerdings alleine auf Wissen aufbaut, wird grundlegend umdenken müssen.
- ChatGPT kann keine auf Autonomie und Interdependenz beruhenden Unterrichtskonzepte bzw. Lernprozesse ersetzen. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, verweise ich hier auf meinen Beitrag »LdL und TZI«. Das von Jean-Pol Martin entwickelte »Lernen durch Lehren« und die »Themenzentrierte Interaktion« von Ruth Cohn können Wege aufzeigen, wie im Zeitalter der »Künstlichen Intelligenz« (KI) Bildungsprozesse gestaltet und reflektiert werden können, die der KI deshalb überlegen sind, weil sie die konkrete Individualität aller am Lernprozess Beteiligten in den Mittelpunkt stellen, also jenes Moment schulischen Lernens, das von der KI nicht simuliert werden kann.
Es ist beeindruckend, wie präzise hier die Grenzen von ChatGPT aufzeigt und gleichzeitig die unersetzliche Bedeutung von menschlichen Lehrkräften im Bildungsprozess betont wird. Die Betonung, dass Bildung weit mehr ist als reine Wissensvermittlung und insbesondere soziale Interaktionen, individuelle Betreuung sowie die Förderung von kritischem Denken und Problemlösungsfähigkeiten umfasst, trifft ein zentrales Thema. Besonders wertvoll finde ich den Ansatz, Lehrer dazu anzuregen, über ihre einzigartigen Fähigkeiten im Vergleich zu KI-Werkzeugen nachzudenken. Dies könnte ein Schlüsselmoment für die Entwicklung pädagogischer Konzepte sein. Die Erwähnung von „Lernen durch Lehren“ und „themenzentrierter Interaktion“ als Beispiele für solche Konzepte, die die individuelle Bedeutung und Interdependenz in Lernprozessen betonen, zeigt innovative Wege auf, wie Bildung im Zeitalter der KI gestaltet werden kann. Ich frage mich jedoch, wie wir als Bildungsgemeinschaft eine Brücke zwischen den technologischen Möglichkeiten von Tools wie ChatGPT und den pädagogischen Anforderungen bauen können. Während ChatGPT und ähnliche Technologien Grenzen haben, bieten sie auch Möglichkeiten, den Lernprozess zu unterstützen. Wie können wir also die Stärken der KI nutzen, ohne in die Falle zu tappen, die menschliche Komponente der Bildung zu unterschätzen oder zu ersetzen? Könnten hybride Modelle, die die Effizienz von KI mit dem Einfühlungsvermögen und der Anpassungsfähigkeit von Lehrkräften kombinieren, ein Weg in die Zukunft sein?
Ich finde, dass die Zukunft der Bildung in einer durchdachten Integration von Technologie liegt, die menschliche Werte und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Dieser Beitrag regt eine wichtige Diskussion an, die weit über die Bildungstechnologie hinausgeht und grundsätzliche Fragen stellt, was es bedeutet, in einer zunehmend digitalisierten Welt zu lernen und zu lehren.