Schlagwort: Schüler

Mir fehlen Sofas in der Schule. Oder: Wie ich gerne Lernprozesse an Schulen hätte.

Mir fehlen Sessel, ein Sofa (Couch) in der Schule. Da sind keine Sitzsäcke oder Teppiche, auf denen man auf dem Bauch liegen kann, um ein Buch zu lesen. Der Schulhof ist geteert oder mit Betonverbundsteinen versiegelt. In der Bibliothek stehe ein paar bequeme Sessel. Aber wo kann ich mich hinfläzen, um zu träumen, wo kann ich mich auf eine Wiese setzen, um den Schmetterlingsflug nicht zu versäumen? Wo kann ich mit Schüler:innen bei einem Kaffee gemütlich über Literatur ins Gespräch kommen? Wo schreiben wir mit Laptops oder Tablets oder gar per Hand, ohne dabei auf diesen Schulstühlen zu sitzen und

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ChatGPT und die Bildung. (»Gastbeitrag« von ChatGPT und dessen Reflexion, inkl. Verweise auf LdL und TZI.)

Ich habe ChatGPT gebeten, einen Gastbeitrag für meinen Blog zu schreiben, in dem es darum geht, dass die Bedeutung von ChatGPT für die Bildung überschätzt wird. Ich finde das Ergebnis interessant, auch wenn es albern wäre, hier von der Selbstreflexion eines statistisch operierenden maschinellen Werkzeugs zu sprechen. Ich habe mir erlaubt, den Beitrag zu kommentieren. Meine Kommentare sind im Text in kursiver Schrift zu finden. Alles Nicht-Kursive ist 1:1 ChatGPTs Antwort. Als ChatGPT, ein Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde, bin ich ein mächtiges Werkzeug für viele Anwendungen, einschließlich der Bildung. Allerdings bin ich der Meinung [dass ein Sprachmodell meint,

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Kurze und vorläufige Bestandsaufnahme – Pandemiefolgen im Schulalltag

Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, Corona sei an meinen Schüler*innen – Gymnasium in einem bürgerlichen und eher wohlhabenden Umfeld – einigermaßen erträglich vorbeigegangen. Und dort, wo schulische Probleme sichtbar werden, ob diese ursächlich mit der Pandemie zusammenhängen oder ob nicht, soll hier nicht diskutiert werden, gibt es Förderunterricht, sodass man meinen könnte, dass alles gut sei.

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Ermutigung: Lest Lektüren laut einander im Unterricht vor

Während meines persönlichen Wochenrückblicks erinnere ich diese Szene aus dem Deutschunterricht, Kl. 9: Wir lesen in der Klasse gemeinsam Hesses »Unterm Rad« einander vor. Plötzlich ein*e Schüler*in mit einem tiefen Ausatmen: »Was für ein schöner Satz.« Es war dieser Satz: »Er war in den Kleidern eingeschlafen, und die leise, mütterliche Hand des Schlummers ebnete die Wogen in seinem unruhigen Kinderherzen und löschte die kleinen Falten auf seiner hübschen Stirn.« (Hermann Hesse, Unterm Rad, S. 17.) Ich ermutige: Nehmt euch Zeit, mit Klassen Lektüren wirklich zu lesen. – Wie oft verlagern wir die erste Rezeption längerer schriftlicher Gedankengänge in die Eigenverantwortung

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Versuch über die zentrale Rolle der Kolleg*innen an Schulen, die den Stundenplan erstellen und Vertretungsunterricht organisieren

Lehrer*innen wissen, wie wichtig die Arbeit der Kolleg*innen, die den Stundenplan erstellen und Vertretungsstunden organisieren, für die Arbeitszufriedenheit in den Lehrer-Kollegien ist. Wer also überlegt, so die Wahl da ist, ob er oder sie an einer Schule anfangen sollte, sollte ruhig einmal mit den Kolleg*innen sprechen, wie zufrieden sie mit den Stundenplänen sind. – Gerade in Zeiten, in denen viele Stundenpläne mit der Unterstützung von Computern erstellt werden, ist der hohe Anteil an »Handarbeit« bei guten Stundenplänen kaum zu unterschätzen.  Der Weg zum Stundenplan Bei uns beginnt die Arbeit am Stundenplan oft schon um die Osterferien herum. Dann bekommen wir

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Was Tweets und Postings auf Facebook mit Strukturen der Bildung zu tun haben. Ein Versuch.

Vorbemerkung: Diesen Essay bitte bis zum Ende lesen, weil sich dann manche Schnappatmung vielleicht in Wohlgefallen auflöst 😉 . In diesem Beitrag berichtete ich von der Versuchung Verhaltensweisen zu be-/verurteilen, die in einen Reflexionsprozess übergeht. Wenn ich meine Facebook-Timeline durchgehe, auf Twitter schaue, dann fällt mir auf, dass es dort kaum Inhalte gibt, die über kürzeste Einwürfe hinaus gehen und mehr als Meinung oder – was freilich auch Meinung ist – Kommentar sind. Es werden Bilder veröffentlicht, Artikel Dritter verlinkt, Befindlichkeiten geteilt… Und das ist alles gut und in diesem Rahmen hat dies seinen Platz. – Wo aber finden die

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Was mich als Lehrer motiviert

Beim Elternabend (für mich eigentlich gar nicht so) wundersame Dinge erlebt:  Eltern, die berichten, dass ihre älteren Kinder gerne in die Schule gehen und die dort angesprochenen Themen zuhause vertiefen oder weiter diskutieren wollen;  Eltern die sagen, sie würden gerne als Mäuschen am Unterricht ihrer schon seit mehreren Jahren diese Schulen besuchenden Kinder teilnehmen, weil sie den Eindruck haben, dass da Lehrer mit Motivation unterrichten.  Und das an einem »klassischen« Gymnasium, mit viel Frontalunterricht, mit Hausaufgabe und – oh Schreck – Noten, wenig bis gar keinen digitalen Medien (das ist einer der Wermutstropfen, da muss sich was ändern), aber fachlich sehr

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Ein ganz normaler Arbeitstag – fast

Um 7:40 in der Schule.  7:45 bis 9:10 Deutsch Leistungskurs: Wiederholungen, um Vernetzungen zwischen den Werken und Themen herzustellen, die wir schon gelesen haben. Dann, angeregt von Fontanes Roman »Effi Briest«, den abstrakten Begriff der »Treue« in den Blick genommen. Der stammt übrigens vom Mittelhochdeutschen »triūwe« ab, was eine Substantivierung von »trūwen« ist, was »fest sein«, »sicher sein«, »vertrauen«, »hoffen«, »glauben«, »wagen« heißt. Im Englischen taucht das Wort in der Vokabel »true« auf, im Deutschen in so Worten wie »trauen« in all seinen Facetten wie »Vertrauen«, »sich was trauen«, »misstrauen«. Die Geschichte von Wörtern, der Fachbegriff dafür lautet »die Etymologie«,

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Noten ≠ Bildung

Noten im Schulkontext sind, wenn sich der Blick vor allem auf die Noten richtet und man meint, an diesen den Bildungserfolg messen zu können, wenig aussagekräftig. – Wenn jemand dieses Blog liest, um zu erfahren, wie bessere Noten in der Schule erreicht werden können, dann ist das hier der falsche Ort. Das liegt daran, dass Noten mit Bildung nur mittelbar zu tun haben und die Frage nach guter Bildung nicht wirklich beantworten können. Überhaupt: Die Orientierung an Noten ist vor allem die Orientierung an Maßstäben für einzelne Fächer; Bildung hingegen ist umfassender. Noten sagen in einem gewissen Rahmen aus, auf

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Kleist mit Schülern lesen – aber wann?

Die Vorgeschichte Am Donnerstag vor dem Beginn des neuen Schuljahres spazierte ich mittags durch Frankfurt-Sachsenhausen, weil ich in einem französischen Bistrot den Mittagstisch genießen wollte. Als ich gerade den Schweizer Platz umrundete, sah ich im Kaffee auf der anderen Seite einen Kollegen, den ich sehr schätze und der auch Deutsch unterrichtet. Ich plante spontan um, sorgte dafür, dass er mich sah – und die nächste knappe Stunde war von leckerem Kaffee, hausgemachtem Quiche und einem anregenden Gespräch bestimmt. Nach sechs Wochen merkt man erst, dass man viel zu lange nicht miteinander gesprochen hat… Im Gespräch erzählte der Kollege, dass er

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3 Fallen der Beratung

Lernen hat neben anderem etwas damit zu tun, dass ich an Rückmeldungen anderer erkennen kann, ob ich etwas gelernt habe oder ob ich etwas noch nicht so gut kann und weiter lernen muss: Lerne ich eine Sprache, dann merke ich, ob ich richtig spreche, daran, ob das Gegenüber mich versteht. Will ich guten Unterricht machen, brauche ich immer wieder und nach wie vor das Gespräch mit Dritten, um für den Reflexionsprozess nicht nur meine eigenen Notizen zu haben, die sicherlich auch hilfreich sind, sondern eine externe Stimme, die mich mit mehr oder weniger professionellem Hintergrund zum Nachdenken bringt. Dabei meint Nachdenken

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Bild: CC0 Public-Domain (von geralt via Pixabay – https://pixabay.com/de/lehrer-schule-buchstaben-abc-797944/

Was können Lehrer, was Erklärvideos nicht können? – Schülerantworten

Für fast alles gibt es heute Erklärvideos im Internet. Es gibt erste Versuche, in deren Zusammenhang Schülerinnen und Schülern individuelle Lernwege zusammengestellt bekommen. Algorithmen haben diese Arbeit übernommen und während Lehrkräfte selten dazu kommen, das Lernverhalten von Schülern und Schülerinnen so genau im Blick zu haben, dass jede und jeder individuell angepasste Aufgaben bekommen kann, kann der Computer auf der Basis großer Datenmengen sehr wohl genau diese Arbeit leisten. ((Bei allen Chancen und Risiken, die mit großen Datenmengen (Big Data) verbunden sind.)) Je mehr diese technischen Entwicklungen tatsächlich zeigen, was Computer leisten können, um so mehr beschäftigt mich die Frage: Was

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Digitalisierung und das neue Schuljahr

*Dieser Text besteht mehr aus hingeworfenen Notizen, weniger hat er den Anspruch, ein komplexes Ganzes zu bilden. Das sollte man beim Lesen (vielleicht) im Hinterkopf haben.* Einer der großen Vorteile des Digitalen ist dessen hohe Integrationskraft. Einer der großen Nachteile des Digitalen ist dessen hohe Integrationskraft. So etwas nennt man wohl (etwas pseudo-philosophisch) ein dialektisches Verhältnis. – Dieses Verhältnis lässt sich auch auf das Analoge übertragen: Einer der großen Nachteile des Analogen ist (unter anderem auf Reisen) der volle Koffer mit Musikkassetten, Schreibmaschine, Spiegelreflex- und Super-8-Kamera, einer kleinen Bibliothek. Einer der großen Vorteile des Analogen ist die mit ihm verbundene

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Vom Diktieren. Oder: Wie geht das mit dem Schreiben weiter?

Dieser Text ist nicht „geschrieben“ worden. Diesen Text habe ich meinem Smartphone – beim Spazierengehen – diktiert. Nunmehr aber liegt dieser Text als Text vor. Wenn man sich diesen Text ganz genau anschaut, jeden Satz genau analysiert, dann entdecken gewiefte Linguisten möglicherweise Merkmale, die erkennen lassen, dass dieser Text einen etwas stärkeren mündlichen Touch als andere Texte von mir hat. Aber ganz ehrlich: Wenn ich es nicht am Anfang gesagt hätte, wäre es dann irgend jemandem aufgefallen, dass ich diesen Text nicht getippt und auch nicht zunächst mit der Hand geschrieben und dann getippt habe? Hätte es irgend jemand bemerkt, dass

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Über Tabletklassen

Am Anfang des Denkprozesses zu diesem Beitrag, stand, wie schon häufiger, ein Tweet: Hier nun etwas ausführlicher, was damit gemeint ist: 1 »Tabletklassen« als die Behauptung von Modernität »Laptop-« oder »Tabletklassen« werden gerne und oft angeführt, wenn nach zeitgemäßem Unterricht gefragt wird, der auf (nicht) absehbare Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Antworten gibt. – Es werden Klassen nach der in ihnen verwendeten Technologie benannt, nicht nach Schwerpunkten des Lernens, wie man sie in Schulprofilen finden kann. Und das wird im Prinzip kaum hinterfragt. ((Mir ist natürlich bewusst, dass bei allem, was ich hier kritisiere als Antwort angeführt werden kann, dass man ja

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Handyverbot verbessert Leistungen? – Anmerkungen zu einer Studie der London School of Economics

Forscher der »London School of Economics« kommen in einer Studie zu dem Schluss, dass ein Verbot von Mobiltelefonen (also: Smartphones) an Schulen zu besseren Leistungen bei einem Teil der Schülerinnen und Schüler führe. Während man bei leistungsstarken Schülern und Schülerinnen keinen Effekt von Handyverboten feststellen konnte, sei dieser bei leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern enorm gewesen. Im Schnitt verbesserten sich die Leistungen um 6,41%, was in etwa dem Lerneffekt einer zusätzlichen Schulwoche entspreche. Begründet wird das Ergebnis damit, dass das Ergebnis die Vermutung nahelege, dass sich leistungsschwache Schülerinnen und Schüler leichter durch die Verfügbarkeit der Mobiltelefone ablenken ließen, während leistungsstarke Schüler und Schülerinnen

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Vom Interpretieren literarischer Texte

Beim Interpretieren literarischer Texte steht die Vermittlung des individuellen Leseeindrucks im Zentrum. Das, was ich beim Lesen entdecke, soll anderen transparent werden. Es geht nicht zuerst darum, was der Autor sagen wollte; das ist eine nachgelagerten Frage, die literaturwissenschaftlich interessant sein mag, aber beim literarischen Lesen den Fokus verschiebt. Wenn ich lese, dann geht es um niemanden anderen als um mich als Leser. Für nichts, was ich als Leser mit einem Text erlebe, muss ich mich irgendwo rechtfertigen. Sogar die Erfahrung, einem Text die Rezeption zu verweigern, muss ich als Leser nicht rechtfertigen. Ich darf natürlich auch nicht lesen. –

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Vom Beruf und dem Privatleben im Lehrerberuf (#EDchatDE)

Ob und wie man als Lehrer Arbeit und Privatleben trennen könne, solle oder vielleicht sogar müsse, wird beim nächsten EDchatDE am 24. Februar 2015 Thema sein. – Voraussetzung für dieses Thema ist, dass dahinter tatsächlich eine Frage steht, die relevant ist. Dies soll hier reflektiert werden. Lehrer und Lehrerinnen sind in einer besonderen Berufssituation: Selbst wenn sie wollten, könnten Sie ihre Arbeitszeit unter den aktuellen Bedingungen in der Regel nicht in der Schule verbringen; es fehlt dort einfach an echten Arbeitsplätzen. Es gibt sogar Schulen, an denen sich mehrere Lehrer einen Sitzplatz im Lehrerzimmer teilen, weil es nicht genügend Plätze gibt.  Diese Plätze

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»Bring your own device« ist in Schulen solange selbstverständlich, wie das »own device« der Bleistift ist…

Vorbemerkung: In diesem Text wird von Schulen ausgegangen, wie sie in Deutschland weit verbreitet sind. Dabei wird hier nicht berücksichtigt, dass es durchaus Schulen gibt, die als Brennpunktschulen bezeichnet werden, an denen die Ausgangslagen und Probleme ganz andere sind, als in diesem Text beschrieben. Das hier beschriebene Szenario ist auf solche Schulen möglicherweise nicht unmittelbar anwendbar. Da ich selbst keine Erfahrung mit der Arbeit an sozialen Brennpunktschulen habe, möge man mir die Grenzen, an die eine Reflexion, wie die hier vorgenommene stößt, verzeihen.  Es gibt keine Diskussionen mehr, ob man in der Schule auf Schiefertafeln oder in Hefte schreibt. Und

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