Kategorie: Sprache

Das Schreiben und das Gehirn

Vorbemerkung Dies ist ein Blog-Beitrag, vielleicht ein Essay, aber sicher keine wissenschaftliche Hausarbeit: Dieser Beitrag enthält meines Erachtens inhaltlich nichts Neues. Ausgangspunkt war die Intuition, dass das Gehirn beim Schreiben eine solch beeindruckende, komplexe Leistung vollbringt, die ich mir auf Basis dessen, was ich weiß, versuchen will, etwas systematisiert in mein Bewusstsein zu rufen. Da ich hier weitgehend von meinen Kenntnissen ausgehend schreibe, halte ich es für wahrscheinlich, dass womöglich manches nicht richtig wiedergegeben wird. Sollte das der Fall sein, bitte nicht schimpfen, sondern über die Kommentarfunktion des Blogs den Beitrag bereichern und den Inhalt besser machen. Darüber würde ich

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Beim Lesen des Gedichtbands »ich föhne mir meine wimpern« von Sirka Elspaß

Ich kaufte den Gedichtband »ich föhne mir meine wimpern« von Sirka Elspaß nach einer Lesung bei den Lyriktagen Frankfurt 2023.  Mir hatte gefallen, dass die Gedichte mich schon beim ersten Hören in sich herein / hinein kommen ließen. Was ich da aber sah (vielleicht besser: wahrnahm), brachte mich zugleich auch auf Distanz, ohne dass ich das Gefühl hatte, die Zugänglichkeit dieser Texte für mich könnte eine Täuschung meiner Wahrnehmung gewesen sein.  Sie (die Wahrnehmung natürlich) fühlte sich wohl beim Betreten der Texte, die keine Wohlfühltexte sind. Also muss ich das anders sagen. Sie (die Wahrnehmung – immer noch) fand in

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Über »Bildung« – oder: Wissen, Bildung, Toleranz

Der Bildungsbegriff ist umfassender (und im Diskurs auch umstrittener) als der kleine Aspekt, der hier reflektiert wird. Da der hier vertretene Blick auf das, was Bildung ausmacht, manches Mal von Debatten um Schulformen, um G8 oder G9 und andere eher formale Fragen des Schulsystems verdeckt wird, sei hier der Blick auf das, was Bildung auch ist, in aller gebotenen Kürze und somit auch Unvollständigkeit, in eine etwas andere Richtung gelenkt. Bildung ist keine Dienstleistung. Der Gedanken, man lasse Kinder in die Schule gehen und dann hätten die Kinder gebildet die Schule abzuschließen, führt in die Irre. Einen Anzug kann ich in die

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3 Fallen der Beratung

Lernen hat neben anderem etwas damit zu tun, dass ich an Rückmeldungen anderer erkennen kann, ob ich etwas gelernt habe oder ob ich etwas noch nicht so gut kann und weiter lernen muss: Lerne ich eine Sprache, dann merke ich, ob ich richtig spreche, daran, ob das Gegenüber mich versteht. Will ich guten Unterricht machen, brauche ich immer wieder und nach wie vor das Gespräch mit Dritten, um für den Reflexionsprozess nicht nur meine eigenen Notizen zu haben, die sicherlich auch hilfreich sind, sondern eine externe Stimme, die mich mit mehr oder weniger professionellem Hintergrund zum Nachdenken bringt. Dabei meint Nachdenken

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Vom Diktieren. Oder: Wie geht das mit dem Schreiben weiter?

Dieser Text ist nicht „geschrieben“ worden. Diesen Text habe ich meinem Smartphone – beim Spazierengehen – diktiert. Nunmehr aber liegt dieser Text als Text vor. Wenn man sich diesen Text ganz genau anschaut, jeden Satz genau analysiert, dann entdecken gewiefte Linguisten möglicherweise Merkmale, die erkennen lassen, dass dieser Text einen etwas stärkeren mündlichen Touch als andere Texte von mir hat. Aber ganz ehrlich: Wenn ich es nicht am Anfang gesagt hätte, wäre es dann irgend jemandem aufgefallen, dass ich diesen Text nicht getippt und auch nicht zunächst mit der Hand geschrieben und dann getippt habe? Hätte es irgend jemand bemerkt, dass

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Fokussieren

Ich fand es einst kindisch, wenn ich bei Veranstaltungen, die meist im Hochschulkontext angesiedelt waren, hörte, man habe sich auf etwas »fokussiert«. – Könnte sein, dass ich mich mit meiner Einschätzung »kindisch« geirrt habe, denn das Wort »fokussieren« sagt tatsächlich etwas, das man anders nicht genau so sagen kann. Mag es auch nahe liegen, an der Stelle von »Wir fokussieren uns auf…« die Formulierung »Wir konzentrieren uns auf…« zu erwarten, so drückt in unserer bildlastigen Zeit das Wort »fokussieren« möglicherweise dennoch genauer und verständlicher aus, was gemeint ist. Mit »konzentrieren« meinen wir die Lenkung der Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt, möglichst

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Vom Üben in der Schule (in Anlehnung an Gunter Dueck || @wilddueck)

Ich lese gerade Gunter Duecks „Das Neue und seine Feinde: Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen“ und bin gerade in eine Gewohnheitsfalle getreten: Ich suchte in meinen digitalen Notizen nach dem Wort „wiederholen“, weil ich fester Überzeugung war, dass das von mir gesuchte Zitat dieses Wort enthält. Wie irritiert ich war, als mir null Suchergebnisse angezeigt wurden, kann man sich vielleicht vorstellen. Was war da los? Ich suchte also manuell nach dem Zitat und siehe da: Das Verb „wiederholen“ taucht in den von mir angestrichenen Stellen und in den von mir dazu angefertigten Notizen gar nicht

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Fleisch am Spieß oder: Das s-Problem bei Fleisch und Co

Fleisch am Spieß oder: Das s-Problem bei Fleisch und Co von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Eigentlich wollte ich jetzt in aller Gemütlichkeit und mit Genuss, ich habe nämlich gerade bei einem der – so schreiben es zumindest zwei Frankfurter Stadtmagazine – besten Chinesen Frankfurts gegessen, über eine Speisekarte herfallen, auf der Stahl zu Fleisch wird und das mit den 100 Prozent mathematisch nicht ganz aufgeht. Leider ist das nicht so einfach. Deshalb jetzt zunächst der Bildbeweis, von dem ausgehend das Problem begann: Natürlich ist der Drehspieß nicht aus 100% Fleisch,

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Phantomdebatte? – Kommentar zu einer „Wortregelung“ in Sachen „Schultrojaner“

Ich kann es nicht mehr hören: Es handele sich bei der Diskussion um den „Schultrojaner“ um eine Phantomdebatte. So lassen es die Verantwortlichen bei KMK und vds-Bildungsmedien, dem Lobbyverband der Schulbuchverlage, verlauten. Es gäbe diese Software doch noch gar nicht und solange es sie nicht gäbe, müsse man auch nicht über sie diskutieren, ja, könne man nicht einmal über sie reden. Fakt ist, dass die Entwicklung einer solchen Software im Vertrag zwischen den Schulbuchverlagen und der Kultusministerkonferenz vereinbart wurde. Diese Vereinbarung ist kein Phantom, sondern Teil eines geltenden Vertrages. Die Diskussion dreht sich um diese Vereinbarung. Zu behaupten, man diskutiere über etwas,

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„Geordnete Insolvenz“ #Sprachverwirrung

Ein Gespenst geht um in Europa und in der Welt. Und weil es Menschen gibt, die vor Gespenstern Angst haben, müssen diese Menschen beruhigt werden. Früher hieß das Gespenst schlicht „Staatspleite“. Viele Menschen befürchten mit der Pleite eines Staates große eigene Schwierigkeiten. Da aber alles halb so schlimm ist, wenn alles seine Ordnung hat, wird nicht mehr von „Staatspleite“ gesprochen. So ein negativ besetztes Wort nimmt ein Politiker nicht in den Mund. An die Stelle der Pleite ist sowieso schon das schön dahinfließende, leicht zischelnde „Insolvenz“ getreten. Dieses Wort stammt aus dem Lateinischen. „Solvere“ heißt das lateinische Verb,

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Duden, Wahrig, Pons, Canoo: Wörterbücher online nutzen. Ein Praxistest

Früher hatte man immer mindestens ein Rechtschreib- und ein Fremdwörterlexikon auf dem Schreibtisch stehen. Duden, Wahrig und bei den Fremdsprachen kamen noch Langenscheidt oder Pons dazu. Was ist aus diesen kommerziell von Verlagen betriebenen Wörterbüchern im Internet geworden? Sind sie im Netz angekommen oder vertraut man in den Verlagen nach wie vor alleine auf Bücher und den Verkauf von CD-Roms mit Programmen, die dann das Wörterbuch zugänglich machen? Und wenn es Angebote im Netz gibt, wie bewerte ich diese? Herrn Larbigs kleinerTest digitaler Online-Wörterbücher mit den „berühmten Namen“ der Branche:

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Kreatives Schreiben in der Schule

Kleinere Kurse im kreativen Schreiben gebe ich seit einigen Jahren immer wieder einmal. Ich habe zwar kein Zertifikat, dass ich das kann, aber zum Glück traut man einem Deutschlehrer in der Regel zu, dass er unter Umständen weiß, was er tut, wenn er nicht nur Texte dem übenden Analyseskalpell der Schüler und Schülerinnen zuführt, sondern auch die künstlerische Seite des Schreibens in den Blick nimmt. Schreiben als Kunst, deren Gegenstand die Literatur ist, verstehe ich

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Looking nach dem Output oder: Die Zukunft der EduLanguage

Mal ganz ehrlich: Die Anzahl der Anglizismen in der Bildungsdiskussion nimmt zu. Es ist also höchste Zeit, dass ich endlich zu üben beginne, wie die Sprache des Lehrers (EduLanguage) der Zukunft aussieht. Sicherlich ist dieser Try noch nicht outperformed, aber irgendwann muss man ja anfangen, sich den Realitäten zu stellen. Hier also ein paar Übungseinheiten, die als Sprachbausteine in jeder Bildungsdebatte eindrucksfördernd wirken können: „Als LearningGuide oder Faciliator perfome ich outputorientiert mit dem Ziel des hohen Outcomes für eine Target-Audience.  Dabei ist das Lernen der Zukunft  Edutainment in PersonalLearningEnvironments mittels SeriousGames & Microlearning.“ „In der Learning-Community habe ich als Coach

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Die Macht der Sprache

Ich finde, die Bedeutung des reflektierenden Schreibens und Sprechens wird oft völlig unterschätzt. Anders kann ich mir nicht erklären, wie häufig das „Tun“ dem „Denken“ gegenübergestellt, entgegen gesetzt wird. Und spätestens wenn ein Denkprozess zu einer kritischen (Kritik bedeutet übrigens

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Die Sprache der „Digitalen Gesellschaft“ (Eine Kritik #digiges @digiges)

Kann ein Verein, dem es um Freiheitsrechte in der Netzgesellschaft geht, einen Präsidenten haben? – Wenn heise.de den Selbstanspruch Markus Beckedahls richtig wiedergibt, dann scheint es Leute zu geben, die der Meinung sind, dass das kein Problem ist. Dort heißt es: „Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org und Präsident von „Digitale Gesellschaft“” Der Verein ist noch in Gründung und hat schon einen Präsidenten? Das hat mich irritiert, wie manch andere sprachliche Wendung, auf die ich im Umfeld dieses Vereins in Gründung gestoßen bin und die ich hier (sprach)kritisch in den Blick nehmen will.

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Ich schreibe wie…

… tja… das scheint so eindeutig nicht zu sein… Für intellektuelle Spielchen bin ich offen. Deshalb habe ich einige meiner Blogeinträge dem FAZ-Stiltest unterzogen. Hier nun ein (nicht ganz ernst gemeinter?!) Überblick, welche sprachlichen Einflüsse mein eigenes Schreiben (laut FAZ-Test) unter anderem beeinflussen. Die Ergebnisse werde ich jeweils kurz kommentieren: Sigmund Freud Dieses Ergebnis kam am häufigsten vor, wenn ich einige Beiträge dieses Blogs analysieren ließ. Das überrascht mich, da ich von Freud, außer der Traumdeutung, nicht sonderlich viel gelesen habe. Ob ich wohl (psycho)-analytische Fähigkeiten habe…? Peter Handke Gut so. Handkes Stil gefällt mir nämlich. Vor allem seine tagebuchartigen

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Mündlichkeit: Die vernachlässigte Seite der Sprachkompetenz?

Zwei Mal wurde mir gegenüber in den vergangenen Tagen offen das Problem angesprochen, dass es schwer fällt, gesprochenen Gedankengängen so zu folgen, wie dies bei geschriebenen der Fall ist. Zunächst kam ein Blogeintrag von Joachim Wedekind zu diesem Thema, in dem er seine Beobachtung festhält, dass es immer mehr A/V-Beiträge im Netz gebe (z. B. YouTube, Vimeo, Audioboo). Wedekind hat damit ein Problem: „Nach jahrelanger Praxis kann ich schriftliche Dokumente relativ schnell überfliegen, auf Relevanz für mich überprüfen, Argumentationsstränge nachvollziehen und bei Bedarf Passagen exzerpieren oder speichern. Bei den Audio- und Video-Beiträgen kann ich das nicht. Da bin ich gezwungen,

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Sprache und Technik

Eigentlich sind alle technischen Medien immer von der Schriftsprache im Kopf bestimmt. Wie funktionieren Audio & Video, wenn keine schriftlichen Konzepte vorliegen? Wird das, was ohne vorgelagerten schriftlichen Entwurf entsteht vielleicht deshalb als unprofessionell empfunden, weil die Authentizität der direkten Gestaltung des Dialoges mit der Wirklichkeit jenseits unserer Gewohnheiten liegt? Ist die von Schrift erzeugte „Professionalität“ in Audio und Video nur die Vortäuschung eines „glatten” Denkens, ohne Ecken und Kanten, ohne Umwege, ohne Zögern und Versprechen? Auf schriftlichen Konzepten basierende Audio- und Videoproduktionen erscheinen dann meist so, dass die Schriftsprache als Hintergrund der Produktion nicht gezeigt wird. Es soll sogar

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