Kategorie: Sprache

Sprache und Macht – Zu Georg Büchners „Woyzeck“

Sprache und Macht – Zu Georg Büchners „Woyzeck“ von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.. Mangelnde Sprachbeherrschung wird meist als ein Mangel an Bildung angesehen. Aber kann „Bildung“ gleich „Sprache“ gesetzt werden? Georg Büchners vermutlich im Sommer 1836 entstandenes Dramenfragment „Woyzeck“ gibt darauf eine Antwort, die auch im Lichte der Bildungsdebatte im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gesehen werden kann. Zunächst zur Sprache in Büchners „Woyzeck“, die im Vergleich mit der von Autoren der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts benutzten Sprache auffällig „volksnah“ und gleichzeitig weit entfernt von der Sprache der literarischen

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Das „Sieger-Gen“ – Sprache und Bedeutung

Joachim Löw sagte laut Pressemeldungen als Bundestrainer am Abend des Qualifikationsspieles zur FIFA-Fußball-WM der Herrenauswahlen im Fußball der nationalen Fußballverbände: „Ich habe aber vor dem Spiel gespürt, dass jeder das Sieger-Gen in sich hat. Selbstverständlich hatten wir in einigen Situationen auch etwas Glück.“ Ist das eine biologistische Selbstmystifizierung, die mit dem Wort „SiegerGen“ hier in Erscheinung tritt?

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Rechtschreibung – wichtig und sekundär, oder: Vom Lesen und Schreiben

Dieser Beitrag greift die Einsichten auf, die der Verfasser im Rahmen einer Fortbildung mit  Ingrid Naegele zu Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten gemacht hat. Zentrale Gedanken, denen ich hier meine eigene Ausdrucksform zu geben versuche, verdanke ich dementsprechend Ingrid Naegele, an deren reicher Erfahrung ich im Rahmen der Fortbildung partizipieren durfte. Die Fähigkeit der Menschen, zu lesen und zu schreiben, hat die Welt verändert. Erst seit diese Kulturtechniken entwickelt wurden, ist ein „Gespräch“ über Raum und Zeit mit nicht anwesenden Menschen möglich. Menschen müssen nicht länger an einem Ort sein, um ihre Gedanken auszutauschen und so voneinander und miteinander zu lernen. Außerdem

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Der Kampf um die Definitionsmacht oder: Von korrekter Schreibung zu angemessenem Ausdruck

Das Chaos begann 1996, vor nunmehr dreizehn Jahren, ohne dass die damals ausgelöste Verwirrung ein Ende hätte. Aus dem „ß“ wurde in vielen Fällen ein Doppel-s, die Aneinanderreihung von drei Konsonanten wurde festgelegt (Schifffahrt; Fülllinie…), die Getrennt- und Zusammenschreibung wurde ebenso neu geregelt, wie Teile der Zeichensetzung. Es bedurfte zweier weiterer Reformen, bis sich zumindest ein wenig Ruhe in Sachen Rechtschreibreform einstellte. In meinen Augen eine völlig unberechtigte Ruhe, da die Diskussion um die Rechtschreibreform eine Seite des schriftlichen Ausdrucks in den Blick zurück geholt hat, die vorher weitgehend unberücksichtigt blieb, eine Seite, die sogar das Bundesverfassungsgericht und den Deutschen

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Kaffee Togo

Gehe ich vom „Kaffee“ aus, müsste das wohl „Kaffee Togo“ heißen und sich somit auf das gleichnamige Land in Afrika beziehen. Aber natürlich weiß jeder was gemeint ist: „Kaffee zum Mitnehmen“. Wenn aber schon mit kleinen englischsprachigen Anwandlungen, dann doch bitte konsequent „Coffee to go“, als „Kaffee zum Gehen“, was an sich ja schon fast „Kaffee zum Weglaufen klingt“ – und angesichts des Designgenies, das sich hier ausgetobt hat, könnte das sogar die angemessenste Übersetzung sein, oder? [singlepic id=204 w=450 h=338 float=center]

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Vegetarisches Parken

Es ist sicherlich ein sympathisches Unterfangen, endlich einmal nicht nur Frauenparkplätze anzulegen, sondern auch andere gesellschaftliche Gruppen mit eigenen Parkflächen zu versorgen: [singlepic id=203 w=320 h=450 float=] Im Zusammenhang, das Schild ist an einem Obst- und Gemüseladen in Döttlingen zu finden, ist zwar klar, dass hier ein Parkplatz nur für Kunden dieses Ladens vorbehalten ist, das macht es aber sprachlich nicht weniger lustig. Frustrierend finde ich immer wieder, dass mir fast immer, wenn ich solche Beobachtungen mache, von Dritten gesagt wird, dass ihnen das noch gar nicht aufgefallen sei. Bei dem Obst und Gemüse führte das zu einem kollektiven Gelächter.

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Wenn Fehler aufhören Fehler zu sein oder: Gedanken zur Sprachentwicklung

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Duden, statt Gänsefüßchen („…“) oder den eher im Schriftsatz üblichen Anführungszeichen (»…«) auch jene mir schon heute an allen Ecken und Enden begegnenden Zollzeichen („…“ – leider wird das Resultat hier nicht richtig dargestellt, Zollzeichen sind jene senkrechten, völlig geraden Doppelstriche, die man oft an Stelle von Anführungszeichen sieht, die hier aber leider wie klassische englische Anführungszeichen erscheinen) zulassen wird, da der Duden sich in der Regel durch die Anpassung an den allgemeinen Sprachgebrauch „weiter entwickelt“. Ein Beispiel, in dem eine Schreibweise, die bis dato als „falsch“ nun aber

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Jugendsprache 2009

Von wegen, Jugendliche sind langweilig und unkreativ! Den Gegenbeweis liefert die auf Initiative des Langenscheidt-Verlages entstandene Liste der beliebtesten Wörter der jüngeren Generation: Hier findet ein nahezu literarisch-verspielter Umgang mit Bedeutungsverschiebungen statt, die zum Teil zu sehr überraschenden Ergebnissen führen; nicht immer nett, aber irgendwie doch mit Humor gesättigt. Die Worte der Jugend auf  sueddeutsche.de.

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»Professionelle« Schadensvermeidung

[singlepic id=160 w=240 h=320 float=center] Dachlawinen sind alles andere als harmlos. Kurz vor Weihnachten konnte ich mich davon selbst überzeugen: Die ganze Nacht krachte schwerer nasser Schnee von den Dächern – und in einem Fall zerstörte er die Schindeln auf einem tiefer gelegenen Dach, ließ sie splittern wie morsches Holz. – Da sind Warnungen jeglicher Art angebracht. Dass es auch ohne Layout, schöner Handschrift und sprachlichem Tiefgang wirkungsvoll (und in diesem Sinne »professionell«) geht, entdeckte ich dann am 21. 12. (aufgenommen in Stühlingen, Südbaden).

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Wie fossiles Harz: Das Wort des Jahres

Als »›verbale Leitfossilien‹ eines Jahres« bezeichnet die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden das von ihr seit 1972 ausgewählte »Wort des Jahres«. Ein Wort, das etwas von der Atmosphäre und den zentralen Themen eines Jahres in sich birgt, wie Bernstein, der ein Insekt umschlossen und konserviert hat. Wörter, die wie fossiles Harz das Lebensgefühl eines Jahres in sich tragen. – Mir gefällt dieses Bild, weil die Liste, der Wörter eines Jahres, die seit 1971, regelmäßig seit 1977, zwischen sechs und zehn Wörter pro Jahr versammelt, mir tatsächlich Bilder und Gefühle aus diesen Zeiten wieder lebendig und erinnerbar werden lässt.

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»Im Anfang war die Tat« – Das Verb als Satzzentrum

Goethe lässt Faust den Beginn des Johannes-Evangeliums aus der Bibel übersetzen (Joh 1,1: Im Anfang war das Wort.). Nach einigem Hin und Her entschließt er sich für die Übersetzung: »Im Anfang war die Tat.« ( Vers 1237) Das ist zwar eine sehr freie Übersetzung des griechischen Wortes »logos«, das an dieser Stelle des griechischen Urtextes steht, beschreibt aber ziemlich genau die Bedeutung, die das Verb in einem Satz hat. Was ein Satz sagen will, steckt, grammatikalisch betrachtet, im Verb. Das Verb ist die Tür zu den Informationen, die nötig sind, damit ein Satz entstehen kann. Als Beispiel nehme ich hier

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Das einzelne Wort will nicht einsam sein – oder: Einführung in die Grammatik

Einzelne Wörter sind wichtig. Jedes Wort kann etwas von der Wirklichkeit zeigen. Je mehr Wörter ein Mensch also kennt, um so mehr und genauer kann er etwas von der Wirklichkeit »abbilden«. Aber auch Gedanken und Gefühle benötigen Wörter, wenn wir sie über Sprache beschreiben und ausdrücken wollen. Doch können wir noch so viele Wörter kennen: Um mit Wörtern etwas ausdrücken zu können, brauchen die (meisten) Wörter andere Wörter. Aber auch wenn sich mehrere Wörter zusammen tun, ergibt das nicht automatisch auch Sinn. Wörter brauchen eine Ordnung, um etwas von der Wirklichkeit ausdrücken zu können. Diese Ordnung nennt man »Grammatik«. Die

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Schreiben und Schreibgeräte – Ein (Selbst)Interview

Hallo, Torsten. Wenn ich mich in deiner Wohnung so umschaue, hat hier ja ziemlich viel mit geschriebener Sprache zu tun. Da gibt es Bücher, eine alte Schreibmaschine, einen Computer, daneben stehen verschiedene Füller… Aber es gab ja wohl mal eine Zeit, in der du mit all dem nichts anzufangen wusstest: seit wann hast du ein Verhältnis zur Schrift?

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Goethes & unser Wortschatz

»Goethes überlieferter Wortschatz umfasst bis zu 90.000 einzelne Wörter. Es handelt sich dabei um die größte bekanntgewordene Zahl eines einzelnen Autors.« (http://www.goethe-wortschatz.de/) In Alltagsgesprächen benutzen wir zwischen vierhundert und achthundert Wörter; lesen wir Fachliteratur können es ein paar tausend Wörter sein, die zum Verstehen benötigt werden. Wie aber wollen wir mit einer so kleinen Auswahl an Wörtern auch nur annähernd etwas von den komplexen Erfahrungen und Wahrnehmungen authentisch ausdrücken, die wir Tag für Tag machen? Mir scheint hier eine Erklärung dafür zu liegen, dass wir oft das Gefühl haben, nicht wirklich ausdrücken zu können, was wir sagen wollen. Es klingt

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Live und in SchwarzWeiß: Jaspers HDL-Song

Warum soll ich es selbst sagen, wenn Jasper das viel besser kann. *fg* – Ein HDL der »Generation *LOL*«: Jasper – Der HDL-Song – [original & live] Eine Liste entsprechender Abkürzungen der deutschen HDL-LOL-Sprache (Netzjargon) haben eifrige Wikipedia-Benutzer zusammengestellt. Und da Listen so lustig sind, gibt es hier gleich noch eine der in Internet-Welten verbreiteten Abkürzungen, die doch deutlich über jene mit Kürzeln des Netzjargons hinaus geht.

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