Kategorie: Bildung

Über meinen Abschied von Twitter

Am 3. April 2024, abends um 21:07 Uhr, habe ich nach fünfzehn Jahren, fünf Monaten und zwölf Tagen (draußen regnete es) meinen Twitter-Account (heute heißt Twitter »X«) deaktiviert. Am 3. Mai 2024 wird er dann endgültig gelöscht sein. Bis dahin könnte ich den Account reaktivieren. Trotz der nicht erwarteten Emotionalität, die sich kurz nach dem Deaktivieren einige Momente zeigte, habe ich das nicht vor.  Im Jahr 2008 eröffnete Twitter für jene, die sich auf diese seit 2006 existierende soziale Kommunikationsphantasie einließen, deren Sinn, deren Zweck, deren Möglichkeiten und deren Abgründe damals noch weitgehend unklar waren, einen Raum des öffentlichen Denkens

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Das Gedicht / das Stilmittel der Woche, das Fremdwort des Tages. Über Routinen im Deutschunterricht.

Nachdem ich dem „Fremdwort des Tages“ im Deutschunterricht einer Kollegin begegnet war, wollte ich das direkt übernehmen. Immer am Anfang einer Deutschstunde nicht nur ein neues Wort kennenlernen, sondern auch etwas über dessen Geschichte, dessen Herkunft (Etymologie) zu vermitteln, schien mir ein guter Ansatz, um bewusste Sprachreflexion zu einem festen Bestandteil des Unterrichts zu machen. Spätestens in der Sekundarstufe II (Klassen 11–13 G9 / Klassen 10–12 G8) fiel mir auf, dass Schüler:innen Mittel zur stilistischen Gestaltung von Texten zu zwei Zeitpunkten des Unterrichts auswendig zu lernen versuchten: zum einen im Kontext der Analyse politischer Reden, zum anderen im Umfeld der

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Mir fehlen Sofas in der Schule. Oder: Wie ich gerne Lernprozesse an Schulen hätte.

Mir fehlen Sessel, ein Sofa (Couch) in der Schule. Da sind keine Sitzsäcke oder Teppiche, auf denen man auf dem Bauch liegen kann, um ein Buch zu lesen. Der Schulhof ist geteert oder mit Betonverbundsteinen versiegelt. In der Bibliothek stehe ein paar bequeme Sessel. Aber wo kann ich mich hinfläzen, um zu träumen, wo kann ich mich auf eine Wiese setzen, um den Schmetterlingsflug nicht zu versäumen? Wo kann ich mit Schüler:innen bei einem Kaffee gemütlich über Literatur ins Gespräch kommen? Wo schreiben wir mit Laptops oder Tablets oder gar per Hand, ohne dabei auf diesen Schulstühlen zu sitzen und

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ChatGPT und die Bildung. (»Gastbeitrag« von ChatGPT und dessen Reflexion, inkl. Verweise auf LdL und TZI.)

Ich habe ChatGPT gebeten, einen Gastbeitrag für meinen Blog zu schreiben, in dem es darum geht, dass die Bedeutung von ChatGPT für die Bildung überschätzt wird. Ich finde das Ergebnis interessant, auch wenn es albern wäre, hier von der Selbstreflexion eines statistisch operierenden maschinellen Werkzeugs zu sprechen. Ich habe mir erlaubt, den Beitrag zu kommentieren. Meine Kommentare sind im Text in kursiver Schrift zu finden. Alles Nicht-Kursive ist 1:1 ChatGPTs Antwort. Als ChatGPT, ein Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde, bin ich ein mächtiges Werkzeug für viele Anwendungen, einschließlich der Bildung. Allerdings bin ich der Meinung [dass ein Sprachmodell meint,

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Zweiter Schultag. Oder: Wie viele Arten Stille…?

Die Stille einer Klasse, die einen Lehrer bekommt, den kein Kind aus der Klasse kennt. – Es gibt viele Formen der Stille. In der Schule. Die Stille bei einer Klassenarbeit ist anders als die Stille, wenn eine Klasse einem Lehrer oder einer Lehrerin zum ersten Mal begegnet. Die Stille eines neuen Oberstufenkurses, in der ersten Stunde, wenn die Schüler:innen einander nur teilweise und andere vom Sehen kennen, ist wieder anders. Die Stille einer Schule in den Ferien, nach Unterrichtsschluss, während Elternabenden. Während des schriftlichen Abiturs. Wir nennen das alles Stille. Was beschreiben wir damit? Das gilt auch für die Geräusche,

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Kurze und vorläufige Bestandsaufnahme – Pandemiefolgen im Schulalltag

Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, Corona sei an meinen Schüler*innen – Gymnasium in einem bürgerlichen und eher wohlhabenden Umfeld – einigermaßen erträglich vorbeigegangen. Und dort, wo schulische Probleme sichtbar werden, ob diese ursächlich mit der Pandemie zusammenhängen oder ob nicht, soll hier nicht diskutiert werden, gibt es Förderunterricht, sodass man meinen könnte, dass alles gut sei.

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Kurzer Versuch über den Essay

Der Essay als „Versuch“, wie die wörtliche Übersetzung des französischen „essaier“ lauten kann, stellt vor allem vor die Herausforderung, das eigene Nachdenken und jenes, mit dem man sich z. B. durch Lektüre befasst hat, zu bündeln und in eine Textform zu bringen. Der Essayist schaut sich quasi selbst beim Erwägen und Verknüpfen[^1] zu; er oder sie webt einen Text, schafft eine Textur aus Buchstaben, in die das Werden der Erkenntnis eingewoben ist. Dabei kann der Ausgangspunkt durchaus einer sein, der mit dem unmittelbaren Gegenstand des Denkens auf den ersten Blick nichts zu tun hat. So kann ich fragen, wie wir

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Versuch über das Versagen von Bildungspolitik und Schule angesichts der Digitalisierung der Welt

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Was Tweets und Postings auf Facebook mit Strukturen der Bildung zu tun haben. Ein Versuch.

Vorbemerkung: Diesen Essay bitte bis zum Ende lesen, weil sich dann manche Schnappatmung vielleicht in Wohlgefallen auflöst 😉 . In diesem Beitrag berichtete ich von der Versuchung Verhaltensweisen zu be-/verurteilen, die in einen Reflexionsprozess übergeht. Wenn ich meine Facebook-Timeline durchgehe, auf Twitter schaue, dann fällt mir auf, dass es dort kaum Inhalte gibt, die über kürzeste Einwürfe hinaus gehen und mehr als Meinung oder – was freilich auch Meinung ist – Kommentar sind. Es werden Bilder veröffentlicht, Artikel Dritter verlinkt, Befindlichkeiten geteilt… Und das ist alles gut und in diesem Rahmen hat dies seinen Platz. – Wo aber finden die

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Ideen zur Sprachförderung als kontinuierlicher Teil des Unterrichtens.

Im neuen Schuljahr führe ich als festen Bestandteil des Unterrichts das „Stilmittel der Woche“ ein. In der ersten gemeinsamen Deutschstunde einer Woche wird ein rhetorisches Mittel erarbeitet, das dann von den Schüler*innen in jener Woche eingeübt werden soll. Dies mache ich in zwei von mir unterrichteten Klassen 10 und in der E1 (Einführungsphase in die Oberstufe – Obersekunda). Ziel ist, dass Stilmittel erkannt und angewandt werden können. Sowohl die textanalytischen als auch die textproduzierenden Kompetenzen werden dadurch gestärkt, dass gezielt stilistisch an Texten gearbeitet und diese auch überarbeitet werden, wobei zudem immer die Wirkungsmöglichkeiten dieser Mittel reflektiert werden. – Möglicherweise

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Goldene Kamera für Greta Thunberg (Kommentar)

Respekt. Greta Thunberg wurde mit dem Sonderpreis Klimaschutz der Goldenen Kamera geehrt. Sie widmete den Preis den Menschen, die sich für den Erhalt des Hambacher Forstes einsetzen und hielt eine sehr deutliche, bewegende, keinen Zweifel an der Dringlichkeit des Themas aufkommen lassende Rede. Greta Thunberg sagt ruhig und bestimmt, was ist – und ist dabei, zu einer der wichtigen Personen unserer Zeit zu werden. Greta Thunberg hält die Reden, die Politiker*innen weltweit nicht nur halten, sondern nach denen sie handeln müssten; Greta Thunberg hält die Reden, die sich zu sagen trauen, dass die globale Klimakatastrophe eine Katastrophe ist, bei der nicht

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Handschrift und Digitalisierung – Individualität und Berechenbarkeit

Gleichförmigkeit zum Zwecke besserer Lesbarkeit, empfindliche Oberflächen aus Metall und Glas, die alle gleich aussehen, und eine Praxis der Fotografie, die auf das Selbstbildnis hin ausgerichtet ist, wobei die Selbstbildnisse in eigenartiger Weise einander ähneln, da mit der gleichen beschränkten Zahl an Filtern bearbeitet, sind einige Indizien für den Prozess zunehmender Indifferenz. Alles wird auf Effizienz getrimmt und muss irgendwie digital abbildbar, somit aber auch verarbeitbar sein.  Auf der anderen Seite ist die persönliche Handschrift persönlicher geworden. In einer Zeit, in der die Handschrift im beruflichen Leben und im Alltag kaum noch eine Rolle spielt, wird eine möglichst lesbare, für

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Was mich als Lehrer motiviert

Beim Elternabend (für mich eigentlich gar nicht so) wundersame Dinge erlebt:  Eltern, die berichten, dass ihre älteren Kinder gerne in die Schule gehen und die dort angesprochenen Themen zuhause vertiefen oder weiter diskutieren wollen;  Eltern die sagen, sie würden gerne als Mäuschen am Unterricht ihrer schon seit mehreren Jahren diese Schulen besuchenden Kinder teilnehmen, weil sie den Eindruck haben, dass da Lehrer mit Motivation unterrichten.  Und das an einem »klassischen« Gymnasium, mit viel Frontalunterricht, mit Hausaufgabe und – oh Schreck – Noten, wenig bis gar keinen digitalen Medien (das ist einer der Wermutstropfen, da muss sich was ändern), aber fachlich sehr

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Über das Tastaturschreiben (blind und schnell)

Vor mir auf dem Schreibtisch liegt ein Buch, das meine ganze Aufmerksamkeit bekommt. Etwas zurück gesetzt mein Tablet mit einer physischen Tastatur, die so flach ist, dass der Eindruck entstehen könnte, ich schreibe direkt auf der Schreibtischunterlage, aus der sich die Tasten als flache Erhebungen herausgehoben haben. Wenn da der Kontrast zwischen Papierschreibtischunterlage und dunkler Tastatur nicht wäre, wäre der Effekt noch viel größer. Ich bin sehr froh, dass ich irgendwann einmal den Ehrgeiz entwickelt habe, lernen zu wollen, blind auf der Tastatur schreiben zu können. Ich nutze dabei ein eigenes System des Tippens, das ich gar nicht erklären könnte,

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Ich bin kein digitaler Dogmatiker. Leider. (Kann aber noch werden ;-) )

Ein nicht sehr dickes Buch, so ca. 240 Seiten, allerdings in gebundener Version, Textmarker und Notizbuch bringen 1238 Gramm auf die Waage. Ihr könnt mir das glauben, ich habe es gerade gewogen. Das Tablet mit Tastatur, Hülle und Stift kommt auf 865 Gramm, da sind die Bücher, mehr als hundert, bereits mitgewogen, außerdem beliebig viele Notizbücher, inklusive einer Handschriftenapp, Skizzenblöcke, Landkarten, ein Kompass, eine Kompaktkamera mit guter Bildqualität usw. Wenn ich Bücher umziehe, was zum Glück bislang mit meiner gegenwärtigen Bibliothek nur einmal vorgekommen ist, wird sehr schnell klar, welche Last all die Bücher sind; bei all der Lust, die

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Gedichtinterpretation: Johann Wolfgang Goethe – Natur und Kunst (1800)

  Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehenUnd haben sich, eh’ man es denkt, gefunden;Der Widerwille ist auch mir verschwunden,Und beide scheinen gleich mich anzuziehen. Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!Und wenn wir erst in abgemeßnen StundenMit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,Mag frei Natur im Herzen wieder glühen. So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen:Vergebens werden ungebundne GeisterNach der Vollendung reiner Höhe streben. Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.  Worum eigentlich geht es in diesem um 1800 ohne Titel erschienen Sonett?

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Die Romantisierung der Welt: #Instagram und die Folgen

Dieses Bild habe ich am Montag, dem 24.7.2017, während einer Wanderung im Mönchbruch bei Frankfurt am Main aufgenommen und auf Instagram gepostet: Für meine Verhältnisse wurde es relativ schnell recht häufig von Nutzern und Nutzerinnen des Dienstes als ein Bild gekennzeichnet, das gefällt. In einem Kommentar werden die als toll empfundenen Farben gelobt. Vielleicht ist es die Weite der Landschaft, die Symphatien hervorruft, oder die Platzierung der beiden Bäume relativ weit rechts im Bild; es könnte auch daran liegen, dass schnell zu erkennen ist, dass die Wiese eher untypisch ist – und in der Tat handelt es sich um einen

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Vorbemerkung zu »Digitales Lernen neu denken: Öffentliche Diskussion in Rüsselsheim«

Unter anderem folgendes Thema wird am Mittwoch, dem 10.05.2017, bei einer Podiumsdiskussion von hr-Info und der Heraeus Bildungsstiftung am Neuen Gymnasium im Rüsselsheim diskutiert werden. Glücklich bin ich nicht, dass so ein Haken genutzt wird, um das Thema daran aufzuhängen. So ein Aufhängen kann nämlich abwürgen, worum es in der Tat geht. Ein Blick in die Kommentare zu diesem Video auf Facebook kann da schon einen Eindruck vermitteln, wie von vielen ohne argumentative Differenziertheit über das Thema »diskutiert« wird. Ob Handschrift oder nicht: Beides wird digital sein. Ich schreibe ja schon viel per Hand auf dem Tablet, ich kenne das also.

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