Kategorie: Lesetagebuch

Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Ich kann mich nicht satt hören an Franz Liszts »Le Mal du Pays« aus den »Années de Pelerinages« in der Interpretation von Lazar Berman. – Ohne die ständige Wiederaufnahme dieses Klavierstücks in Haruki Murakamis neuem Roman »Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki«, wäre mir dieses Werk weiter unbekannt geblieben. So aber habe ich einen doppelte Bereicherung bekommen: Ein ruhig dahin fließendes, spannungsreiches und gleichzeitig harmonisches Klavierstück, das ich vorher nicht wahrgenommen hatte, und einen ebenso ruhig fließenden, dennoch aber spannungsreichen und in seiner Gesamtheit sehr harmonischen Roman des japanischen Kultautors. »Le Mal du Pays«, »die grundlose Traurigkeit, die eine ländliche

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Max Frisch: Aus dem Berliner Journal

Die Max-Frisch-Stiftung hat sich entschlossen, dem Volke der Leser einen neuen Happen Max Frisch zu gestatten. Bruchstückhaft: Persönlichkeitsrechtliche Gründe werden vom Herausgeber Thomas Strässle als Grund dafür genannt, dass Frischs „Berliner Journal“ nur als Ruine an die Leser herausgegeben wird, obwohl man sich, wie Volker Weidermann in der Frankfurter Allgemeine Zeitung darlegt, in anderen Fällen um solche persönlichkeitsrechtlichen Gründe bei der der Herausgabe von Frischs Werken eher weniger Gedanken gemacht zu haben scheint. Von den fünf bis 1980 entstandenen Ringheften sind nun Ausschnitte aus zweien veröffentlicht. Frisch hatte diese Tagebucheintragungen selbst mit einer Sperrfrist von 20 Jahren nach seinem Tode

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Über das (schulische) Interpretieren von Gedichten

In der Schule werden Gedichte gelesen. In der Schule werden Gedichte interpretiert. In der Schule wird zu selten ein Gefühl für die Schönheit der Sprache und der Bedeutung, wie sie in Gedichten anzutreffen ist, nachhaltig entwickelt. Ich zumindest kenne keinen Schüler und keine Schülerin, der oder die in der Schule erlernte Analysefähigkeiten gegenüber Gedichten anwenden würde, die ihm oder ihr im Alltag begegnen. Ja, im Alltag sind wir von Gedichten (unterschiedlicher Qualität freilich) umgeben, werden wir mit Gedichten überschüttet – wenn wir Musik hören. Oh ja: Die meisten Songtexte sind Gedichte. Nach der Schule

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Nachdenk-Minute nach H. Meyer: Was ist guter Unterricht?

Hilbert Meyer lädt in „Was ist guter Unterricht?“ ((Hilbert Meyer, Was ist guter Unterricht?, Berlin (Cornelsen Scriptor) 2004, S. 10f.)) die Lesenden dazu ein, kurz einmal inne zu halten und sich selbst einigen Fragen zum eigenen Unterrichtsverständnis zu stellen. Das will ich dann also auch in diesem Lesetagebuch tun und die Fragen (vorläufig!) beantworten, auch wenn ich genau weiß, dass sich die Antworten auf  diese Fragen in einem Fluss der ständigen Reflexion befinden. Es handelt sich also um vorläufige Antworten, die schon in ein paar Wochen ganz anders ausfallen könnten. Zudem handelt es sich um recht spontane Reaktionen. A) Was

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Mischwald und Monokultur: Offene Unterrichtsformen und direkte Instruktion

Als erste These formuliert Hilbert Meyer in „Was ist guter Unterricht“ ((Hilbert Meyer, Was ist guter Unterricht, Berlin (Cornelsen Scriptor) 2004, S. 9.)) die Aussage, dass Mischwald besser als Monokultur sei. Meyer bezieht sich mit dieser These auf die Frage, ob Unterricht eher lehrerzentriert, also durch direkte Instruktion, oder eher offen, stark von den Lernenden selbst reguliert, erfolgreich sein könne.

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