Vernetzt – Lernen im Web 2.0 (Teil 2)

Meine Überlegungen zum vernetzten Lernen im Web 2.0 haben René Scheppler im Projektblog D21 zu einer ausführlichen und spannenden Reaktion unter dem Titel Weiche Faktoren des Web 2.0 veranlasst. An dieser Stelle führe ich die Diskussion weiter und  stelle erst einmal an meinem eigenen Beispiel dar, was ich unter einer Lernumgebung verstehe, die außerhalb einer in sich geschlossenen Lernplattform in Anlehnung an die Idee des OpenSpace – übertragen in digitale Formen der Wissenskonstruktion – aufgebaut ist. Dabei verdanke ich viele Anregungen Jean-Pol Martin, der den OpenSpace-Gedanken in seiner Arbeit praktisch umsetzt.

Die nachfolgende Grafik fasst meinen gegenwärtigen Stand der Vernetzung zusammen. Dabei fehlen einige wichtige Plattformen, weil ich sie bislang nicht nutze, insbesondere Wikipedia als die bekannteste Plattform kollektiver Wissenskonstruktion und Wikiversity. (Zum Vergrößern Grafik anklicken! – JavaScript für Lightbox)

Glossar: ldl – Lernen durch Lehren; mdc – Maschendraht-Community; neuron – Neuron-Community)

Vernetzung – Ein Beispiel

Ähnliche Strukturen sind auch mit E-Learning-Plattformen möglich, sowohl im Kontext einer solchen Plattform und somit in einem geschützten Rahmen, als auch über die Plattform hinaus, so die dort verfügbaren Beiträge öffentlich zugänglich sind, was  in an Klassen orientierten Programmen oft nicht (automatisch) die Regel ist. Das hier geschlossenste System ist meiner Wahrnehmung nach übrigens Lo-Net2, das eigens für den Einsatz in den Schulen geschaffen wurde und ganz eigene Barrieren für das Eröffnen von Lernräumen mit sich bringt, die an dieser Stelle aber nicht näher dargestellt werden sollen.

Der Hintergrund der geschlossenen Räume in vielen E-Learning-Kontexten scheint mir – und diese Einsicht verdanke ich auch dem Beitrag René Schepplers – zudem ein durchaus nachvollziehbarer zu sein: der Datenschutz. Wenn Schülerinnen und Schüler mit solchen Plattformen arbeiten, werden sie nicht gleich zu öffentlich auffindbaren Personen. Nils van den Boom bringt dies in einem Kommentar auf dem D21-Projektblog auf den Punkt:

Was ich damit sagen will, ist, dass wir die Schülerinnen und Schüler auch erst einmal behutsam in die neue bunte Welt des Internet einführen müssen. Und dazu sind geschützte Räume gut geeignet. Warum nicht zunächst nur für die Klassenkameraden bloggen und die eingestellten Youtube-Videos nur den Mitschülern zur Verfügung stellen. Richtig, die Dynamik dieser Technologien erfahren sie zwar dann nicht in ihren vollen Ausmaßen, aber auch nicht ihre Risiken.

Geschlossene E-Learning-Systeme bieten einen geschützten Raum, der verhindert, dass ihr Einsatz die beteiligten Schülerinnen und Schüler gleich zu mehr oder weniger öffentlichen Personen macht. Ich kann dieses Argument gut nachvollziehen. Und dementsprechend soll dann auch René Scheppler hier das letzte Wort haben:

In diesem Sinne möchte ich zum Einen einen Stab für geschützte Plattformen wie Moodle, die dann ja immer noch geöffnet werden können, brechen, da ich glaube, dass es aufgrund des zum herkömmlichen Unterricht doch sinnvoll sein kann, die Strukturen und Herausforderungen eines sich zu Gunsten des Lerners und dessen Selbstbestimmung verschiebenden Unterrichts mit den Schülern in einem vertrauensvoll und für alle Beteiligten sicheren Raum einzuüben bzw. kennen zu lernen. Zum Anderen möchte ich Mut machen, genauer hinzuschauen, wenn das Wiki, das Forum oder die Schülerblogs sich auf den ersten Blick nicht so fruchtbar zu entwickeln scheinen, wie man es aufgrund eigener Erfahrungen mit etablierten Plattformen oder Tools im Internet erwartet hat. Dort sind halt oft “Profis” oder erfahrene Nutzer unterwegs, während unsere Schüler auch das Recht haben sollten, sich zu solchen zu entwickeln.