Schulbücher und freie Unterrichtsmaterialien
Ein zentraler Punkt im Lehrerberuf ist die Vorbereitung des Unterrichts. Diese geht weit über eine inhaltliche Vorbereitung hinaus.
Natürlich muss man nicht nur allgemein im Fach, sondern auch in den speziellen für den Unterricht relevanten Themengebieten über angemessenes Sachwissen verfügen, damit eine angemessene didaktische und methodische Aufbereitung für den Unterricht möglich ist. Das gilt meines Erachtens für alle Unterrichtsformen, sowohl bei offenen, stark auf die Eigenaktivität der Schülerinnen und Schüler setzenden Methoden als auch bei Frontalunterricht. ((Hier wird nur das Spektrum der verbreiteten Unterrichtsformen genannt, ohne dass sie an dieser Stelle bewertet würden.))
Neben dieser Arbeit an der Sache, besteht Unterrichtsvorbereitung aber in vielleicht noch größerem Maße darin, die Sache auf eine Lerngruppe hin zu analysieren und differenzierte Lernszenarien zu entwickeln, die es den unterschiedlichen Lerngruppen und dann auch noch den individuellen Ansprüchen der Schülerinnen und Schüler ermöglichen, in der Auseinandersetzung mit Themengebieten zu eigenen kognitiven Leistungen und somit zu einem Lernfortschritt zu gelangen.
Schulbücher sollen diese Arbeit erleichtern. Sie unterstützend gibt es in vielen Fällen Arbeitshefte als Begleitmaterialien, die jedoch in der Regel nicht in den Schulen im Rahmen der Lehrmittelsammlungen verfügbar sind, sondern von den Schülerinnen und Schülern bzw. deren Erziehungsberechtigten selbst angeschafft werden. Doch die Schulbücher sind statisch. Einmal angeschafft, werden sie in der Regel über relativ lange Zeiträume hin eingesetzt, was selbst bei den besten Schulbüchern angesichts der heute zurecht an den Unterricht gestellten Forderungen mit einigen Problemen verbunden ist.
- Selbst in den „besten“ Schulbüchern sind die Unterrichtseinheiten unterschiedlich „gut“, sodass eigentlich eine ganze Sammlung an Schulbüchern nötig wäre, um für alle zu erarbeitenden Unterrichtsinhalte „gute“ Unterrichtseinheiten zur Verfügung zu haben, auf die ein didaktisch an die Lerngruppen und die in ihnen anzutreffenden Individuen angepasster Unterricht aufbauen könnte.
- Schulbücher sind nicht für eine konkrete Lerngruppe erstellt, sondern als „universales“ Werkzeug angelegt.
- Schulbücher unterliegen dem Copyright, sodass es auch nicht möglich ist, wenn man ein Schulbuch einsetzt, aber in einem anderen zu einem Thema eine bessere Einheit findet, diese einfach zu kopieren. Das heißt: Eine einmal getroffene Entscheidung für ein Schulbuch prägt den Unterricht in einem Fach über viele Jahre hin. „Updates“, die Anpassungen ermöglichen, sind in der gedruckten Form nicht vorgesehen.
Bleibt als Ausweg für viele Lehrende nur, eigene Materialien zu erstellen, was angesichts der zu unterrichtenden Stunden aber auch nur in begrenztem Rahmen geht. Entsprechend machen sich heute viele Lehrende auch im Internet auf die Suche nach Material, dass für ihre Lerngruppen im Kontext unterschiedlicher Themengebiete nutzbar ist. Entsprechende Plattformen haben sich im Netz entwickelt, die das grundlegende Problem jedoch auch nur begrenzt aufzugreifen vermögen, da die Qualität der zur Verfügung gestellten Materialien, oft bis in die Sachebene hinein, sehr unterschiedlich ist.
Darüber hinaus ergibt sich auch hier das Phänomen einer gewissen Starrheit der Materialien. Oft ist es so, dass Lehrende, wenn die Materialien zur Nutzung frei gegeben sind, diese bearbeiten und an die Anforderungen des eigenen Unterrichts anpassen. Im Vergleich zu den Schulbüchern sind hier also schon verbesserte Möglichkeiten der Flexibilisierung von Unterrichtsmaterialien gegeben.
Der Stand ist, wenn ich das richtig sehe, heute folgender: Es gibt Schulbücher, die für viel Geld angeschafft werden, Nutzer an sich binden und die flexible Nutzung von Unterrichtseinheiten aus unterschiedlichen Schulbüchern erschweren oder gar unmöglich machen. Gleichzeitig erstellen Lehrende mit viel Aufwand Unterrichtsmaterial, das entweder völlig neu erstellt wird ((Wie sinnvoll ist es, wenn tausend Deutschlehrer zur Übung von Rechtschreibphänomenen tausend Mal selbst kreativ werden, statt gemeinsam Material zu entwickeln, auf das andere Kollegen dann zurückgreifen können?)) oder auf von Kollegen und Kolleginnen in unterschiedlicher Qualität zur Verfügung gestellten Materialien aufsetzt. Damit diese Materialien für den Unterricht nutzbar sind, müssen sie in vielen Fällen vervielfältigt werden, was wiederum mit in der Gesamtsumme relativ hohen Kopierkosten an den Schulen verbunden ist. Darüber hinaus gibt es Lehrende, die auf die Nutzung der verfügbaren Schulbücher verzichten, weil sie von deren Qualität nicht überzeugt sind oder weil eine Differenzierung des Unterrichts auf der Basis dieser Schulbücher auf einen größeren Arbeitsaufwand hinaus zu laufen scheint, als wenn die Materialien gleich ganz selbst erstellt werden.
Anders als im Softwarebreich hat sich im Bereich der Unterrichtsmaterialien bislang keine allzu deutlich wahrnehmbare Bewegung entwickelt, die kooperativ an freien Unterrichtsmaterialien arbeitet. So wird beispielsweise das Schulbuchwiki alles andere als „hyperaktiv“ genutzt, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass das Erstellen von Unterrichtsmaterial eine alles andere als triviale Angelegenheit ist oder auch damit, dass Lehrende nicht in allen Fällen bereit sind, ihr einmal erstelltes Material „einfach so“ zur Verfügung zu stellen.
Und doch scheint die Zeit die Schulbuchs „eigentlich“ vorbei, da klassische Schulbücher in kaum einer Hinsicht den Anforderungen heutigen Unterrichts angesichts der doch relativ langen Zyklen, die bis zur Erneuerung der Schulbücher vergehen, entsprechen können. ((Die Neuanschaffungen nach der Rechtschreibreform oder im Rahmen von G8 stellen hier [für die Schulbuchverlage äußerst lukrative] Ausnahmen dar)) – Und doch lebt das Schulbuch weiter, inklusive seiner „Geschlossenheit“ und den Problemen, die mit ihrer mangelnden Anpassungsfähigkeit verbunden sind.
Alternativen sind aber denkbar und ich möchte an dieser Stelle zumindest eine dieser Alternativen, die nach den Möglichkeiten des Einsatzes von E-Books fragt, notieren. Über Ergänzungen und weitere Ideen würde ich mich in den Kommentaren sehr freuen.
- Schulbücher könnten durch E-Books ersetzt / ergänzt werden. Hier böte sich auch für Schulbuchverlage ein interessantes Feld, da sie ihre Schulbücher „updaten“ könnten. Uninteressant ist dieses Feld für Schulbuchverlage, weil es die mit der Neuanschaffung von Schulbüchern verbundenen Umsätze wohl reduzieren dürfte. Darüber hinaus böte eine E-Book-Lösung wesentlich einfachere Möglichkeiten, einzelne Unterrichtseinheiten, die von Lehrenden oder anderen in dieser Hinsicht kompetenten Leuten erstellten Materialien, als E-Book zur Verfügung zu stellen, sodass sich z. B. Schulen aus dann mit Sicherheit in viel größerem Umfang zur Verfügung stehenden freien Materialien an Hauscurricula angepasste „Schulbücher“ erstellen könnten.
- E-Books könnten aber auch dazu führen, dass sich Plattformen im Netz beleben oder entwickeln würden, die bereits heute auf das kollaborative Erstellen von Unterrichtsmaterialien hin ausgerichtet sind ((Hier gilt es aber auf die Nutzungsbedingungen der Plattformen zu achten. So bin ich z. B. auf eine kommerzielle Plattform gestoßen, die zu verlinken ich mich hier weigere, deren Nutzungsbedingungen letztlich darauf hinaus laufen, dass Lehrende ihr Material kostenlos zur Verfügung stellen und der Plattform jede kommerzielle Nutzung und Vermarktung der Materialien damit erlauben, natürlich ohne Honorar.)). Lehrende könnten dann gemeinsam – und mittelfristig wahrscheinlich auch den eigenen Arbeitsalltag entlastend – in Form von Wikis Schulbücher entwickeln, die an die Anforderungen der Lehrpläne in den unterschiedlichen Bundesländern hin ausgerichtet sind. Diese Plattformen könnten darüber hinaus in der Lehrerausbildung gute Dienste leisten, da sie Studierende neben der fachlichen Seite früh mit Fragen der didaktisch sinnvollen Aufbereitung für den Unterricht in relevanter Weise in Kontakt bringen könnten. Außerdem wäre es möglich, unterschiedlichste Differenzierungsstufen für unterschiedliche Lerngruppen bzw. Schülerinnen und Schüler zu erstellen, die weit über die bisherigen Angebote in Schulbüchern hinaus gingen.
- E-Books wären ein Beitrag zur Schülergesundheit, da sie das Gewicht der Schultaschen deutlich reduzieren könnten. Angesichts der Kosten, die heute für das Anschaffen und Vorhalten großer Zahlen an Büchern verbunden sind, wäre es durchaus auch mal lohnend zu überprüfen, ob sie nicht sogar zu einer Kostensenkung beitragen könnten. Dies gilt insbesondere auch für „klassische“ Schullektüren, die oft von Schülerinnen und Schülern selbst angeschafft werden, obwohl sie gemeinfrei sind und somit kostenlos als E-Books verfügbar gemacht werden könnten oder auch schon verfügbar sind.
- Der Umgang mit E-Books sollte natürlich nicht das Erlernen analoger Kulturtechniken (insbesondere die Handschrift) ersetzen. Es geht hier also nicht darum, dass E-Books bspw. mit den Funktionen eines Laptops verbunden werden, sondern tatsächlich vor allem um die Funktion des „Buches“ in digitaler Form.
Ein Problem digitaler Instrumente ergibt sich im Rahmen von Prüfungen, da E-Book-Reader ja auch die Möglichkeit geben, selbst erstellte Dokumente verfügbar zu machen. Ihre Nutzung würde also auch Fragen bezüglich des Designs von Prüfungen aufwerfen, dessen bin ich mir bewusst, ohne dass ich es an dieser Stelle aber schon in den Vordergrund stellen will.
Insgesamt erscheint es mir wünschenswert, dass sich im Bereich der Unterrichtsmaterialien eine ähnliche „OpenSource“- und „CreativeCommons“-Bewegung entwickeln würde, wie sie im Bereich der Software und auch in Bereichen, die Inhalte anbieten, bereits vorhanden ist. Dabei müssten Instrumente der Qualitätssicherung der entstehenden Materialien von Anfang mit gedacht werden, auch wenn es sich im Bereich der OpenSource-Software gezeigt hat, dass das kollaboratives Arbeiten zu eher besseren Ergebnissen führt als manche proprietäre Softwarlösungen bieten kann. Andererseits hat „Wikipedia“ gezeigt, dass kollaboratives Arbeiten auch zu massiven Konflikten und zur Manipulation von Informationen führen kann, was auch in Schulbuchwikis (vor allem bei historischen und politischen Themen, aber auch im Bereich von Materialien zum Ethik- und Religionsunterricht) zu erwarten wäre. Es gälte also von Anfang an, diese Erfahrungen aus anderen Bereichen mit zu denken und nach Möglichkeiten zu suchen, die Offenheit und Zuverlässigkeit erstellter Materialien weitgehend sicher stellen können.
Und an dieser Stelle könnten dann entsprechende Aktivitäten von an solchen offenen Projekten zur Erstellung von Lehrmaterialien Beiteiligter auch einen Beitrag zur Frage der Qualitätssicherung in solchen kollaborativen Projekten leisten. Oder?
Nachtrag, 07.02.2011: Netzpolitik.org verweist heute auf die Unterstützung der Open-Education-Bewegung in den USA. Dort heißt es unter anderem „Die Entwicklung von Open Educational Ressources (Offene Bildungsmaterialien) interessiert in Deutschland leider fast Niemanden.” – Na. Dann ist das hier wohl eher Teil des „fast“ und nicht des „Niemanden“ 😉
Kennst Du die OpenEducation Bewegung? Sie hat genau das zum Ziel.
http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Educational_Resources
Für Rückfragen kann man sich sicherlich gut an @Cervus wenden. Er engagiert sich dafür.
Ich habe meine Gedanken hierzu mal in die Form eines Posts gepresst.
Ein sehr schöner Beitrag, der die Problematik „Schulbuch“ auf den Punkt bringt. Ich stimme völlig zu! Meines Erachtens ist eine Auseinandersetzung mit dem alten Medium „Buch“ angesichts der Entwicklungen in Sachen E-Book und Tablet-PC äußerst angeraten.
Eine solche Auseinandersetzung, die ebenfalls die Dynamik des „User Generated Content“ durch Lehrkräfte im Web 2.0 in den Fokus rückt, darf ich hier ergänzen.
E-Books: Gerne. Ich denke, da werden die Schulbuchverlage auch umsatteln – Abo nach Schülerzahl statt Buch.
Aber was ich trotzdem gerne hätte, werden Textsammlungen in Papierform. Ohne bunte Bilder, ohne Fragen zum Text. Die können in einem Begleitband stehen, in Web, auf einem Arbeitsblatt.
Durchaus wünschenswert. Andererseits hat es seine Gründe, dass Wikipedia schneller vorankommt als Wikibooks. Und Wikibooks sind noch einfacher zu erstellen als Wikilehrbücher.
Trotzdem darf man Currlins Geschichtszentrum als ein gutes Beispiel für ein E-Book nennen.
Die gedanken zu den freien Arbeitsmitteln und den E-Book-Readern bzw. Tablett-PCs habe ich mir auch schon öfter gedacht. Nur habe ich es schon sehr oft Erlebt, dass ein Lehrer sagte „Das sind von mir erstellte Arbeitsblätter/Lernblätter, die unterliegen meinem Copyright und ich möchte nicht dass sie kopiert werden. Wo sich mir die Frage stellt Warum? – Was schadet es wenn die kopiert werden? Am Ende wird die Arbeit, die sich der Lehrer macht vom Staat durch die Steuern der Bürger bezahlt – das heißt, dass diese Sachen auch der bevölkerung frei zur Verfügung gestellt werden sollten. (Vergleichbar mit dem Inhalt der Öffentlich rechtlichen Sender, welcher meine Meinung nach unter CC stehen sollte, da wir es durch die GEZ bezahlt haben).
Doch ich weiß auch nicht ob der Gedanke, dann bei diesen Personen ankommen würde, wenn man sagen würde „Schau mal hier – steht alles unter CC – kannst du alles nutzen“ – Warum sollte die ‚auf Copyright bedachte Person‘ dann sein material unter CC stellen – weil da gibts ja schon tolle sachen die kann ich nutzen, aber ich kann das auch nutzen ohne meine eigenen Werke zur verfügung zu stellen. (ich hoffe miene Gedankengänge sind verständlich)
Zu den e-Books. Ich glaube, dass Tablet PCs oder iPads nicht nur als Bücher-Ersatz gut sind sondern auch als Hefter-Ersatz. – Ja ich habe auf meinem iPhone schneller geschrieben als in mein Hefter – UND ich hatte eine bessere Ordnung. – nur war mir das iPhone zu klein (weshalb ich das Experiment mit dem iPad forsetzen werde, sobald ich eins habe) und wurde nicht von allen Lehrern aktzeptiert. Wobei ich sagen muss, dass sich NetBooks bei uns schon stark durchgesetzt haben. Siehe dazu unser (aus Zeitgrpnden leider nciht weier dokumentiertes, aber erfolgreiches) Experiment Mitschreiben: -> http://mitschreiben.wordpress.com/
„Was schadet es wenn die kopiert werden? Am Ende wird die Arbeit, die sich der Lehrer macht vom Staat durch die Steuern der Bürger bezahlt.“
Schwierig. Bei öffentlich-rechtlichem Material sehe ich das ein. Bei Lehrern nicht: a) weniger Motivation, Material zu erstellen, b) Schulbuchverlage müssen dann gar nichts mehr zahlen, c) vor allem gibt es keine Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit; Lehrer arbeiten nicht innerhalb von Einzelaufträgen mit definiertem Ergebnis. Ist denn alles, was ein Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit macht, von den Bürgern bezahlt und gehört den Bürgern?
@ubahnverleih @Herr Rau Außerdem ist da das Problem der Qualitätsstandards. Was man für seine eigenen Zwecke erstellt hat, kann man bei jedem Unterrichtseinsatz – wenn nötig – verbessern. Bei etwas, was man aus der Hand gegeben hat, kann man das nicht.
Ein Kollege hat sich mal darauf eingelassen, zwei kleine Arbeitsblätter ins Netz zu stellen. Nachdem sie jetzt 26 000 mal abgerufen worden sind, meinte er: „Das war doch nur für die eine Stunde, das ist doch völlig unvollständig. Ich hätte es nicht aus der Hand geben sollen.“
Ich selbst helfe mir dadurch, dass ich das meiste in ein Wiki stelle, wo andere es verbessern können. Aber auch das ist nicht jedermanns Sache.
Die Qualitätsstandards sind genau der Grund, warum ich folgendes in den Beitrag aufgenommen habe:
Es geht eben nicht darum, die Materialien aus der Hand zu geben, sondern zu einer Form der Kollaboration zu kommen, die Materialien gegebenenfalls verbessert oder für unterschiedlichen Zwecke (Differenzierung) unterschiedliche Versionen zur Verfügung stellt.
Dabei kann natürlich auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich jemand solches Material herunter lädt und dann x-Mal vervielfältigt, ohne sich 1. am Prozess zu beteiligen und 2. zu schauen, ob das Material zu dessen Gunsten überarbeitet wurde. – Aber das ist dann dessen „Problem“ und vielleicht ein Preis den es kostet, wenn man aus der „Meine Materialien gehören nur mir“- oder „Warum soll ein anderer einen Vorteil von meiner Arbeitszeit haben, soll er doch selbst auf seine Überstunden kommen“-Mentalität heraus kommen will.
„Aber das ist vielleicht ein Preis den es kostet, wenn man aus der ‚Warum soll ein anderer einen Vorteil von meiner Arbeitszeit haben‘-Mentalität heraus kommen will.“
Damit habe ich auch kein Problem. Vielleicht ist der dafür nett zu Kindern oder sonstwie produktiv. Und selbst wenn nicht, was soll’s.
@ Herr Larbig
„Ein Problem digitaler Instrumente ergibt sich im Rahmen von Prüfungen“. Wenn es um das Abprüfen von Faktenwissen geht, dann sind digitale Instrumente, ob mit oder ohne Internetzugang sicher ein Problem.
Dass es doch geht, zeigen Beispiele wie jenes aus Dänemark, welches Steen Lassen in seiner Keynote auf der Auftaktveranstaltung zum D21-Projekt vorstellte: Vortrag 18.01.2010, Berlin on Scribd.
Man umgeht das Problem einfach, indem man einmal Regeln setzt und dann ganz andere Aufgabenstellungen wählt.
Mit dem Problem Schulbuch hatte ich mich dieser Tage auch beschäftigt, da es mir seit langem im Kopf umgeht. Dabei hatte ich aber diesen lesenswerten Beitrag noch nicht gelesen.
Bei freien Materialien wird Qualität immer ein Problem bleiben, wie auch diverse Materialbörsen zeigen. Entweder bedarf es dann einer redaktionellen Betreuung, wie z.B. bei 4teacher oder die Community muss sich selbst durch Überarbeitung oder Ratingsysteme um Qualität bemühen.
Lehrer greifen immer dann zu selbsterstellten Materialien, wenn das Lehrwerk nicht das hergibt, was entweder die Schüler benötigen oder die Lehrer von ihm erwarten. Schulbücher sind letztlich nichts anderes als Angebote. Verpflichtend sind sie nicht. Doch da die Erstellung von Material zeit- und oft auch kostenaufwändig ist, nimmt man halt das Buch.
Wir werden als Lehrer auch in Zukunft auf die professionellen Angebote der Bildungsverlage setzten müssen, und das ist auch durchaus vernünftig, denn diese haben die Ressourcen, um qualitativ hochwertige Materialien zu erstellen und zu pflegen.
Diese Inhalte sollten modularisiert angeboten werden. In dem Beitrag Schulbücher und ihre Zukunft folgt Monsieur Becker einer solchen Idee., Ich persönlich halte dieses für den vernünftigsten Weg. Wenn es dann noch möglich ist, Module verschiedener Anbieter – von Verlagen bis Open Content und eigene Kreationen – einzubinden, dann wird die Sache rund. Schulen müssen in der Lage sein, über eine Modularisierung und die Wahlmöglichkeiten, ihrem individuellen Schulprofil Rechnung zu tragen. Außerdem sollte das Material eben auch der Individualität der Lernwege verschiedener Schüler gerecht werden.
Bildungsverlage machen bisher nur zaghafte Vorstöße in diese Richtung, etwa mit Portalen zum Kauf und Download von Unterrichtsmaterialien, womit vor allem Arbeitsblätter gemeint sind. Für Verlage ergibt sich hier ein gewaltiges Potential. Allerdings müssen dafür bestehende Strukturen verändert werden. Das betrifft die Genehmigungsverfahren für Lehrmaterialien von Seiten der Länder wie auch die Verlagsstrukturen selbst.
Verlage setzen derzeit noch auf ihr bestehendes Papiermodell und halten, wie andere Branchen, daran auch noch krampfhaft fest. In dem Moment, wo Lernmaterialen vor allem auf eine digitale Schiene schwenken, müssen alte Strukturen, wie bestehende Vertriebskanäle und Produktionskapazitäten ab- bzw. umgebaut werden. Neue Kapazitäten für die redaktionelle Erstellung und Betreuung von digitalen Inhalten müssen geschaffen werden.
Mit dem sich verändernden Geschäftsmodell werden auch tiefgreifende Veränderungen in der Ertragsverteilung im Unternehmen kommen. Man wird keine großen Summen mehr mit Bestellungen von zigtausenden von Exemplaren einzelner Lehrwerke mehr verdienen. Vielmehr wird man kleine Summen über unzählig viele Kleinabnahmen verdienen, aber auch Kleinvieh macht Mist. Für Verlage ist dieses Umdenken sehr schwierig. Es eröffnet jedoch auch Möglichkeiten für Newcomer, sich an diesem derzeit sehr geschlossenen Markt zu etablieren.
Quality pays off. Wer in der Lage ist, hochwertige Materialien anzubieten, der wird in einem Zeitalter digitaler und modularisierter Inhalte an die Oberfläche steigen und Abnehmer finden. Eductional conent can go viral too. Das ist sicher.
Meine Gedanken zum Thema überschneiden sich in Teilen mit dem hier genannten. Wer’s nachlesen mag, findet es unter: Schulbücher sind langweilig.
Dass hier gerade 4teachers.de als, wie ich es lese, „gutes Beispiel“ erwähnt wird, überrascht mich dann doch sehr, angesichts der Qualität der Materialien, die dort oft abgründig ist…
Freie Unterrichtsmaterialien gibt es ja zuhauf im Netz – manche (wie oben bereits schon erwähnt) durchaus brauchbar, andere weniger. Da ließen sich viele Beispiele benennen, eine ‚wertneutrale‘ Liste gibt es z.B. hier: http://www.dmoz.org/World/Deutsch/Wissen/Bildung/Schule/Unterrichtsf%C3%A4cher/ . Manche der Materialien auf diesen Seiten sind bereits als CC gekennzeichnet – der Gedanke des kollaborativen Arbeitens ist in der „Lehrer-Community“ also durchaus vorhanden.
Was spräche dagegen, ein „Digitales Schulbuch“ modular aufzubauen – und hierfür auch „Textspenden“ zu akzeptieren (oder sogar gezielt „Anbieter“ hierum zu bitten). Diese könnten – nach einem Peer Review Prozess – übernommen oder weiter bearbeitet werden. So ließen sich evtl. schneller Inhalte erstellen & Ergebnisse erzielen.
Ein weiterer Gedanke zum Thema „modularer Aufbau“: Vielleicht wäre eine Aufgabensammlung wie sie bei Smart ( http://btmdx1.mat.uni-bayreuth.de/smart/wp/ ) für Mathe umgesetzt wurde, auch praktisch für andere Fächer…
Ich habe im Dialog-über-Deutschland einen Beitrag zu dem Thema veröffentlicht (https://www.dialog-ueber-deutschland.de/ql?cms_idIdea=16704). Geht der in die richtige Richtung?