Scoyo – aber bitte nur mit persönlichen Daten!

Dieser Blogbeitrag stellt kritische Fragen. Um so schöner, dass die befragte Firma umgehend reagiert hat. Das nenne ich professionell! – Ich empfehle sehr,  den Kommentar von Jenny Achtermann (Scoyo) zu beachten, da hier einige Fragen offen aufgenommen und aus der Sicht Scoyos beantwortet werden – insbesondere auch zum Einsatz von Google-Analytics.

Kennen Sie das: Die schulischen Anforderungen an Kinder sind hoch und Eltern fragen sich, wie kann ich mein Kind unterstützen, damit sein Lernerfolg möglichst groß ist!

Ein Angebot, das Lernen zu unterstützen bietet scoyo.de an, eine Lernplattform, die verspricht, nach neuesten didaktischen Konzepten das Lernen der Kinder bis Klasse 7 mit Hilfe spielerischer Mittel zu unterstützen.

Lernen soll Spaß machen! Dieses Ziel stecken sich die Macher von scoyo, meinen Recherchen nach ein Unternehmen der Bertelsmann-Gruppe, zu Recht. Also habe ich mir das Angebot von Scoyo einmal angeschaut.

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Es gibt viele Fragen an diesen Anbieter, die insbesondere mit der Gestaltung der Website und der Frage der Datenerhebung zusammenhängen, Fragen, die sich auch bereits bei dem Versuch eines Tests des Angebotes stellen. Beginnen wir also am Anfang:

Eine bunte Startseite begrüßt den Benutzer: Ein Gewinnspiel und ein Link zur Information von Freunden über scoyo begrüßen den Nutzer, kombiniert mit einem Einführungsvideo, das eine gewisse Ahnung vermittelt, was den (registrierten) Benutzer erwartet.  Bereits auf der Startseite geht es also um das Erfassen von Daten! Ohne Datenangabe funktionierte da bei meinem Besuch gar nichts, das gilt übrigens auch für das Testen!

Damit ist nichts über das Konzept gesagt, das hinter Scoyo steht! Dieses konnte ich, da ich nicht einfach so meine Daten an einen kommerziellen Anbieter weitergebe, nicht näher überprüfen. Statt dessen machte ich ein paar ganz andere Beobachtungen im offen zugänglichen Bereich.

Es gibt drei Bereiche, in denen gezielt und professionell die Bedürfnisse von Kindern, Eltern und Lehrern aufgegriffen werden. Es werden alle Schlagworte genannt, auf die die drei Zielgruppen Wert legen. Für Lehrer wird sogar ein Zugang angeboten, der über die Beta-Phase hinaus ein kostenloses Testen zulässt! Aber auch hier gilt: Kein Test des Angebotes ohne Registrierung, kein kostenloser Test ohne den Preis der Mitteilung von zumindest einer E-Mail-Adresse! – Als ob diese für einen Test notwendig wäre!

scoyo ist darum bemüht, die Erhebung und Nutzung von personenbezogenen Daten auf ein Minimum zu beschränken. (Quelle: Scoyo, Datenschutzerklärung – Stand 23.02.2009

Ist die Eingabe meiner E-Mail-Adresse notwendig, damit ich mich von der Qualität von socyo überzeugen kann? Aber ja, da steht ja auch, dass scoyo bemüht sei, die Erhebung und Nutzung personenbezogener Daten auf eine Minimum zu beschränken – da steht nicht, dass diese Bemühungen auch erfolgreich sind, da steht keine definitive Zusage, dass dem auch so ist.  Und somit bin ich auch schon voll auf der Seite von scoyo, die mir das meiste Kopfzerbrechen bereitet: Die Datenschutzerklärung!

Es gibt dort ein paar Aussagen, die mich nachdenklich stimmen. Ich mag ein wenig hypersensibel sein, was den Datenschutz im Netz angeht und bin von den Datenschutzerklärungen der verschiedenen Anbieter immer wieder überrascht, weil sie eigentlich Datenerhebungserklärungen heißen müssten.

Wie gesagt, mir sind Fragen gekommen! Ich behaupte nicht, dass scoyo (bewusst) das tut, was meine Fragen möglicherweise implizieren. Ich komme nur mit einigen Dingen in dieser Datenschutzerklärung nicht klar, was natürlich auch an meiner beschränkten Auffassungsgabe liegen kann.

Also: Anders als andere Websites verweist scoyo nicht darauf, dass der Datenschutz wichtig sei, er wird hier als sehr wichtig bezeichnet. Und es steht ja ausdrücklich da, dass man bemüht sei, die Erhebung und Nutzung personenbezogener Daten auf eine Minimum zu beschränken.

Da steht aber auch:

Im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen können wir für Zwecke der Werbung, zur Marktforschung und zur Verbesserung unserer Dienste Nutzungsprofile unter Verwendung von Pseudonymen auswerten.

Zwar wird im nächsten Satz darauf hingewiesen, dass man dieser Nutzung ohne Angabe von Gründen jederzeit widersprechen könne, es ist aber offensichtlich nicht vorgesehen, dass man dieser Nutzung zunächst erst einmal aktiv zustimmen müsse. Diese aktive Zustimmung wird nur bezüglich des Empfangs von Informations-E-Mails angeboten, verbunden mit dem Satz:

Ich möchte E-Mails zu spannenden Angeboten von scoyo erhalten.

Die Nutzung des Adjektivs »spannend« ist in diesem Zusammenhang manipulativ: Ob ein Angebot spannend ist oder nicht, möchte ich dann doch bitte selbst entscheiden können, völlig unabhängig von der Überzeugung der Anbieter, dass ihr Angebot natürlich spannend ist. Warum steht da also nicht: »Ich möchte E-Mails zu Angeboten erhalten, die scoyo für spannende hält.« Oder, noch besser: »Ich möchte E-Mails zu Angeboten erhalten, die den kommerziellen Erfolg von scoyo sicherstellen.«

Scoyo erhebt darüber hinaus sogenannte »Lernstandsdaten«. Hier werden aber nicht alle Daten aufgeführt, die sich hinter dem Begriff »Lernstandsdaten« verbergen, es werden nur Beispiele aufgeführt (»Hierzu gehören beispielsweise…«).

Die Lernstandsdaten sind jeweils nur für den jeweiligen Nutzer bzw. den Vertragspartner von scoyo einsehbar. In keinem Fall werden wir Lernstandsdaten an Dritte weitergeben.

Hier wird von dem Vertragspartner gesprochen, ohne dass dieser in der Datenschutzerklärung näher definiert wird. Ich kann mir vorstellen, dass damit die Eltern gemeint sind, die (nach Registrierung) den Lernfortschritt ihrer Kinder beobachten können. Aber wie gesagt: Der Begriff wird nicht näher erläutert. Könnten dahinter nicht auch Vertragspartner stehen, die mit scoyo aus kommerziellen Gründen einen Vertrag abgeschlossen haben? Der Begriff ist schwammig. Sind »Dritte« nur solche, die keinen Vertrag mit scoyo haben? Vermutlich ist das nur eine sprachliche Unaufmerksamkeit der Betreiber von scoyo und man ist tatsächlich darauf bedacht, Daten nicht außer Haus zu geben. Aber warum sagt man das dann nicht so eindeutig, dass solche Fragen gar nicht erst auftauchen?

Noch einmal zurück zu dem schon zitierten Satz aus der Datenschutzerklärung:

scoyo ist darum bemüht, die Erhebung und Nutzung von personenbezogenen Daten auf ein Minimum zu beschränken. (Quelle: Scoyo, Datenschutzerklärung – Stand 23.02.2009)

Diese Aussage finde ich amüsant, wird doch direkt im nächsten Abschnitt der Datenschutzerklärung darauf hingewiesen, dass scoyo Google-Analytics einsetzt, wozu Cookies nötig sind, die man natürlich jeder Zeit ablehnen kann, wenn man bereit ist, die mögliche Folge zu akzteptieren, dass nicht alle Angebote störungsfrei funktionieren. Anders ausgedrückt: Sie zahlen zwar für das Angebot, aber wenn sie wollen, dass alles störungsfrei abläuft, nehmen sie bitte in Kauf, dass  Zugriffsdaten mithilfe von Google-Analytics erhoben werden. Und das ist in Sachen Datenschutz und in Verbindung mit dem Versprechen, dass man bemüht sei, die Erhebung personenbezogener Daten auf ein Minimum zu beschränken, nun wirklich ein Problem. Dazu hat das unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein Stellung bezogen, es gibt aber auch Hinweise, wie man das Tracking verhindern kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch folgender Beitrag zum Thema.

Unabhängig von den Inhalten scoyos, die ich ohne Registrierung nicht testen und also auch nicht bewerten kann, tauchen vor allem bezogen auf den Datenschutz bei scoyo einige unbeantwortete Fragen auf, vor allem durch den Einsatz von Google-Analystics in Kombination mit dem Versprechen des Bemühens, die Erhebung und Nutzung von personenbezogenen Daten auf ein Minimum zu beschränken.

Ein weiterer interessanter  Beitrag, der das Angebot von scoyo kritisch reflektiert, findet sich  unter http://www.blog.initiatived21.de/?p=1801

Und hier noch ein Video zum Thema, leider mit einigen Tonproblemen an entscheidenden Stellen:


Erster Eindruck der Lernplattform scoyo.de from Lorz on Vimeo.

Nachtrag 5.3.2009:

Scoyo hat mittlerweile seine Datenschutzinformationen dahingehend verändert, dass der Einsatz von Google-Analytics nur auf dem Blog von Scoyo eingearbeitet wurde:

Für den scoyo Blog verwenden wir Google Analytics.

Allerdings ist mir mittlerweile im Quellcode der Site von Scoyo aufgefallen, dass hier Sitecatalyst als (kommerzielles) Analysetool verwendet wird. Da ich mit diesem Tool nicht vertraut bin, habe ich keine Ahnung, ob das in Bezug auf den Datenschutz bedenklich ist. Möglicherweise handelt es sich hier nur um Werkzeug, um Zugriffszahlen etc. anonymisiert zu erheben. Wenn jemand genaueres weiß, würde ich mich über einen entsprechenden Kommentar freuen.