Doppelfrost oder: Kalter Wind und kalte Herzen – Bei sibirischer Kälte werden Obdachlose in Frankfurt aus Bahn-Stationen vertrieben.
Donnerstag, 2. Februar 2012: Eiskalt zieht der schneidende Wind durch die Straßen Frankfurts. Menschen verdecken ihr Gesicht mit Schals, sind dick in ihre Jacken gehüllt, über die Mützen werden noch die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.
Es ist kurz vor 20:00 Uhr. Ich laufe Richtung Ausgang der B-Ebene an Frankfurts Hauptwache, auf den Ohren sitzen meine Kopfhörer und es läuft gerade Phantom/Ghosts „Thrown Out of Drama School“.
Da sehe ich ein ganz anderes „Thrown Out“, einen Rauswurf. Drei Mitarbeiter des von den Frankfurter Verkehrsbetrieben VGF beauftragten Unternehmens WISAG begleiten einen Obdachlosen zum Ausgang, bis zur Rolltreppe. Ich bin so sprachlos, dass ich leider mein Handy vergesse, mit dem ich diese Szene hätte dokumentieren können. Statt dessen twitter ich in Richtung Stadt Frankfurt am Main und der Verkehrsbetriebe:
Die Reaktionen auf diese Kurznachricht via Twitter waren einhellig so, dass dieses Verhalten irritiert. Jeder, der an diesen Tagen mit sibirischer Kälte in Deutschland unterwegs ist, weiß, dass das keine normale Kälte ist, weiß, dass das eine Kälte ist, die es einfach nötig macht, dass man sich zwischendurch aufwärmt.
Doch leider sind Bürokratenherzen auch von diesen äußeren Extrembedingungen scheinbar nicht zu erweichen. Das zumindest war mein Eindruck, als ich heute morgen via Twitter die Antwort der Verkehrsgesellschaft Frankfurt bekam:
„Die Station kann täglich leider nur von 22 bis 6 Uhr für Obdachlose zur Verfügung stehen. (sr)“
Hier wird von „kann“ gesprochen, als ob… Nun, die Begründungen wurden nachgeliefert. Der Feuerschutz verlange, dass während des Betriebs die Fluchtwege frei blieben, man müsse auf Ladenbesitzter und Fahrgäste nehmen und überhaupt habe ja die VGF die Idee gehabt, die B-Ebene nachts zu öffnen. (Im nächsten Bild steht der älteste Eintrag unten, also von unten nach oben lesen)
Es wird also mit Flucht- und Rettungswegen argumentiert. Ok. Aber wenn das wirklich der entscheidende Grund wäre, bräuchte man eigentlich nicht mehr zu betonen, dass man auf Ladenbesitzer und Fahrgäste Rücksicht nehmen müsse. – Wie: Wenn Menschen sich aufwärmen ist das rücksichtslos gegenüber Ladenbesitzern und Fahrgästen?
Ich bin einer dieser Fahrgäste und ich finde es nur angemessen, wenn bei dieser sibirischen Kälte Menschen warme S-Bahnstationen und Bahnhöfe aufsuchen (nicht nur die B-Ebene an der Hauptwache).
Es ist nicht nur die Verkehrsgesellschaft Frankfurt, die trotz Kälte restriktiv gegenüber den Ärmsten in der Gesellschaft agiert. Die Bahn macht es und in anderen Großstädten vertreibt man Obdachlose auch – trotz sibirischer Kälte – mindestens tagsüber aus den geheizten Stationen. Aber bleiben wir beim konkreten Anlass.
Der wahre Grund für die Vertreibungsstrategie der VGF (der Bahn, der Stadt Frankfurt) dürfte die Sorge der Geschäftsleute sein, die Anwesenheit von Obdachlosen könnte ihre Umsätze in Frage stellen, aber ohne „Sicherheits“-Argumente klänge diese Aussage einfach genau so kalt, wie sie ist.
Nein, ich bin kein Sozialromantiker. Ich weiß, dass es viele Hilfsangebote für Obdachlose und Arme in Deutschlands Großstädten gibt. Als ich selbst eine Zeit lang bei einem täglichen Frühstücksangebot für Obdachlose und Arme mitarbeitete, habe ich auch erfahren, dass nicht alle Obdachlosen sozial verträglich sind. Wenn jemand andere anpöbelte, wurde das natürlich nicht akzeptiert. Aber es macht einen Unterscheid, ob man einen Obdachlosen des Platzes verweist, weil er obdachlos ist und sich etwas aufwärmen will oder weil er jemanden anpöbelt.
Was ich in der Stadt gestern gesehen habe, war ein friedlicher Obdachloser, der sich nicht wehrte, als man ihn des Platzes verwies. Etwas später sah ich das gleiche Spiel bei der McDonalds-Filiale an der Konstablerwache. Wieder sich unauffällig verhaltende Obdachlose, die sich ein wenig aufwärmen wollten, denn in die B-Ebene der Hauptwache dürfen sie ja erst um 22:00.
Der Bürokratismus, mit dem mein Entsetzen beantwortet wurde, der Eindruck, dass bei dieser Eiseskälte das Wort „Erbarmen“ bei den Besitzern der geheizten B-Ebenen und Bahnhöfen nicht zu existieren scheint, kam wie eine zweite Kältewelle über mich. Es herrscht doppleter Frost: Der Frost des sibirisch kalten, schneidenden Windes und der Frost in den Herzen, die sich hinter Bürokratie verstecken und sich dann noch brüsten, dass sie ja helfen würden. Ja, von 22–6 Uhr hilft man. Außerhalb dieser Zeiten ist die bürokratisch streng umgesetzte Vorgabe gnadenlos und ohne Erbarmen, was man dann noch mit einem auf mich zynisch wirkendem „leider“ würzt, als ob man nicht anders könnte, wenn man nur wollte (oder wenn der Druck der Öffentlichkeit in diese Richtung vorhanden wäre).
Nachtrag: Dass es auch anders geht, zeigen die Verkehrsbetriebe BSAG in Bremen. „Die Bremer Straßenbahn AG lässt Obdachlose zum Aufwärmen kostenlos in ihren Bussen und Bahnen mitfahren.“ – In Frankfurt dürfen Obdachlose zum Aufwärmen zumindest tagsüber (zwischen 6 und 22 Uhr) nicht mal die Stationen der Vekehrsbetriebe nutzen.
Habe retweetet. Die Antwort des Angestellten der Verkehrsbetriebe und den (fast schon: menschenverachtenden) Bürokratismus dahinter finde ich treffend beschrieben und regelrecht abstoßend. Und ich finde es super – auch wenn es vielleicht bei den Angesprochenen zu keinem Umdenken führt – das Sie nicht einfach auf „business als usual“ umgeschaltet, sondern eine Reaktion herausgefordert haben!
Das Problem ist, dass in diesem Fall ein Betrieb angeprangert wird, der zumindest ein wenig Gutes tut, auch wenn man natürlich der Ansicht sein kann, dass es nicht optimal ist. 99 % der Eigentümer anderer öffentlich zugänglichen Gebäude (Kaufhäuser, Supermärkte, Schulen, Behörden etc.) lassen hingegen niemanden rein. Weil sie diese harte Linie fahren, gibt es nichts zu diskutieren und sie werden in aller Regel nicht dafür angegriffen. Die VGF auf der anderen Seite lässt Menschen in der B-Ebene übernachten zu festen Regeln und wird dafür angegangen. Was für ein verheerendes Bild sendet das an andere aus? Wenn ich etwas mache, was nicht den höchsten Anforderungen entspricht, bin ich der Depp? Dann lasse ich es doch besser gleich ganz bleiben.
Wie eingangs erwähnt, kann man an der Umsetzung der VGF durchaus Kritik üben, aber jetzt gleich solch einen Aufriss zu machen, geht meiner Ansicht nach in eine komplett falsche Richtung. Die VGF betreibt als privatisiertes Unternehmen Bahnen und Busse und ist nicht für die Unterbringung von Obdachlosen zuständig. Dafür gibt es genug andere öffentliche und private Träger, die ein ausreichendes Angebot sicherstellen. In Frankfurt muss wirklich niemand im Freien übernachten. Trotzdem ist die VGF so nett nachts ihre Stationen offen zu lassen. Im Übrigen beobachte ich selbst als regelmäßiger Fahrgast, dass Obdachlose momentan vermehrt in warmen U-Bahnen zum Aufwärmen mitfahren. Ich habe noch nie erlebt, dass dort jemand vom Fahrer oder dem Sicherheitspersonal rausgeschmissen wurde, außer vielleicht an der Endstation, wo jeder aussteigen muss.
Wenn schon, dann müsste man mit der Kritik doch eher bei staatlichen Einrichtungen anfangen. Warum werden z.B. tagsüber keine Schulen oder Gerichte für Obdachlose geöffnet? Sie sagen ja selbst, dass diese sozial kompatibel sind und es keine Probleme gäbe.
Ich nehme das, was ich mit eigenen Augen sehe. Dabei gehe ich nicht ins Grundsätzliche, weil diese Diskussionen Änderungen am Sankt Nimmerleinstag bringen.
Darüber hinaus: Machen Sie heute oder morgen mal den Versuch, sich von 6-22 Uhr im Freien aufzuhalten. Dann können Sie vielleicht nachvollziehen, warum ich das Konkrete nehme und nicht abstrakt diskutiere. Dann können Sie vielleicht verstehen, warum ich die Antwort der VGF-Twitterer für kalt und erbarmungslos halte.
Mir ist klar wie kalt es im Moment ist, da ich mich tatsächlich selbst oft stundenlang im Freien aufhalte. Ich möchte auch gar nicht kleinreden, dass dies eine Gefahr für Obdachlose ist. Ich weiß nur auch, dass es in Frankfurt genug Angebote für diese Menschen gibt, sodass ich es eher als Bonus ansehe, wenn ein Verkehrsbetrieb etwas in der Richtung tut. Ihn dafür an den Pranger zu stellen zeichnet einfach ein falsches Bild.
Ich bin durch Twitter auf diesen Blogeintrag aufmerksam geworden. Von daher kenne ich Sie nicht, es macht aber auf den ersten Anschein den Eindruck als seien sie Lehrer oder zumindest in einem verwandten Bereich tätig. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege. Setzten Sie sich denn mit dem selben Einsatz dafür ein, dass Ihre Schule tagsüber für Obdachlose geöffnet wird? Oder ist das jetzt wieder was gaaanz anderes?
Schulen sind keine Durchgangsorte wie Bahnhöfe / U-Bahnstationen es sind.
Kaufhäuser sind keine Durchgangsorte, wie Bahnhöfe / U-Bahnstationen es sind.
Ich gehe davon aus, dass es Obdachlosen ziemlich egal wäre, ob es sich um einen Durchgangsort handelt oder nicht, da sie diese Orte gerade nicht als Durchgangs- sondern als Aufenthaltsorte nutzen wollen. Sie machen doch gerade genau das gleiche, was sie der VGF vorwerfen: Ausreden suchen, warum etwas nicht geht.
Was spricht aus Ihrer Sichtweise dagegen die Aula einer Schule zum Teil zum Aufwärmen für Obdachlose zur Verfügung zu stellen. Ganz konkret.
Ich frage zurück: Was spricht konkret dafür, bei -10 Grad um 20:00 abends Obdachlose, die nichts anderes tun als anwesend zu sein, aus der B-Ebene zu verweisen und dann darauf hinzuweisen, dass sie ja nur zwischen 22 und 6 Uhr da sein dürfen. Ganz konkret.
Wenn Sie meine Frage beantworten, beantworte ich gerne Ihre. Sie reden sich heraus.
Ich bleibe beim Thema. Sie wollen einen Rechtfertigungsdruck aufbauen und somit vom Thema ablenken und den Kritiker diskreditieren. Deshalb weichen Sie vom Thema ab, bringen neue (konstruierte) Aspekte ein. Ist nen bekannter rhetorischer Kniff: Will man sich auf die geäußerte Kritik nicht einlassen, geht man halt den Kritiker an und behauptet dann, er rede sich heraus.
Was würde denn Ihre Überlegung des Öffnens von Schulaulen zum Aufwärmen daran ändern, dass zur Zeit konkret Menschen aus Bahnstationen in die Kälte geschickt werden? Nichts, denn das würde auch bei offenen Schulaulen passieren. Bleiben Sie also beim Thema, statt neue Themen zu konsturieren.
Ich bin selbst Schienenbahnfahrer bei der VGF. Ich finde Ihre allgemeinen Anschuldigungen unverschämt. Die VGF besteht nicht nur aus zwei fremd eingekauften Sicherheitsleuten und der Twitter-Abteilung, die sich vielleicht mal ungeschickt verhalten. Meine Kollegen und ich tun jeden Tag an forderster Front viel dafür, den Obdachlosen zu helfen. Die Züge sind momentan voll mit ihnen. Kein Mensch sagt was dagegen, wenn sie den ganzen Tag mitfahren und sich aufwärmen. Auch in den abseits gelegenen Stationen sitzen viele den ganzen Tag und kein Mensch sagt irgendetwas. Was Sie hier allgemein behaupten, ist schlicht nicht wahr und eine Beleidigung für alle aufrichtigen Mitarbeiter, die sich jeden Tag bemühen sich anständig zu verhalten. Aber Hauptsache mal auf Bahnunternehmen eindreschen, das ist ja in Mode, aber trotzdem ziemlich billig.
Ich dokumentiere, was ich gesehen habe und bringe meine Überlegungen dazu ein. Es ist nun einmal so, dass die Leute, deren Verhalten Sie gemeinsam mit mir zumind. für ungeschickt halten, das öffentliche Bild abgeben, mit dem ich in der konkreten Situation zu tun habe.
Dass Sie sich als Schienenbahnfahrere der VGF damit angegriffen fühlen, lag nicht in meinem Ansinnen und dafür bitte ich um Entschuldigung. Sie ergänzen meinen Beitrag durch Ihre Sicht der Dinge und bereichern ihn damit auch mit dem konkreten Hinweis auf Ihren praktischen Umgang mit dem Problem.
(Sind die Fahrkartenkontrolleure denn in diesen Zeiten auch so großzügig wie Sie und wahrscheinlich viele Ihrer Kollegen?)
Leider hat sich die Öffentlichkeitsarbeit der VGF entschieden, so zu reagieren, wie sie reagiert hat. Für alle Hinweise, die die Situation der Menschen auf der Straße bei diesen Temperaturen verbessert, bin ich dankbar.
Kann ich behaupten: Die VGF erlaubt es Obdachlosen, sich in den Zügen aufzuwärmen (so wie die Bremer Straßenbahn-AG das offiziell erlaubt?) Oder ist das Einzelentscheidung des jeweiligen Schienenbahnfahrers?
Ich glaube Ihnen und nehme die Entschuldigung an. Es gibt keine festen Regeln wie wir damit umzugehen haben, ich glaube da hilft nur gesunder Menschenverstand. Ich schreiben hier aber als Privatperson und nicht für die VGF, daher kann ich keine allgemeinen Aussagen machen. Die meisten Obdachlosen haben entweder Sozialtickets oder werden sowieso von den Kontrolleuren ignoriert. Wie gesagt, ich selbst habe sowas noch nicht erlebt, wie sie es beschreiben. Die Obdachlosen wissen eigentlich auch ganz genau, wo sie hinmüssen, um in Ruhe gelassen zu werden. Unfreundliche Leute gibt es überall, nicht nur bei der VGF.
Ich habe viel eher den Eindruck, dass sie sich herausreden. Sie fordern von anderen soziales Tun, setzen sich selbst in Ihrer Umgebung aber nicht dafür ein. Ihr rhetorischer Kniff, nur auf den kleinen von Ihnen miterlebten Vorfall abzustellen, empfinde ich ehrlich gesagt als armselig, denn Sie sind es, der das große Fass aufmacht und generalisierend die VGF als unsoziales Unternehmen darstellt. Sie verallgemeinern hierdurch die konkrete Situation, was kein guter Stil ist.
Darüber hinaus beantworten Sie keinerlei konkrete Fragen, fordern dies aber von mir. Auch wenn sie sicherlich daran festhalten werden, beantworte ich nun Ihre Fragen, um Ihnen dieses Argument zu nehmen.
Zunächst einmal finde ich es gerechtfertigt, dass die VGF so handelt, dies habe ich in meinem Eingangsbeitrag deutlich zum Ausdruck gebracht. In der Hauptwache herrscht ein reger Besucherandrang, von Ihnen auch Durchgangsverkehr genannt. Zudem befinden sich flächendeckend Geschäfte in der B-Ebene. Es stört einfach, wenn dort überall Leute sitzen. Das zu denken finde ich auch überhaupt nicht problematisch, denn wie gesagt, gibt es genug andere Möglichkeiten in Frankfurt unterzukommen, es muss nicht gerade die Hauptwache sein.
Die Aula würde sicherlich gut angenommen werden, wenn die Schule dafür werben würde, da habe ich keine Zweifel. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: ich denke nicht, dass dies nötig wäre. Ich möchte damit nur aufzeigen, dass sie auf andere zeigen, die etwas tun, wenn auch nicht perfekt, Sie selbst aber diverse Ausreden finden, warum in Ihrem Bereich überhaupt nichts getan wird. Diesen Vorwurf muss man sich gefallen lassen, wenn man so lautstark gegen andere wettert.
ja, das muss man.
Für mich ist der entscheidende Punkt hierbei, dass Herr Larbig die entsprechende Situation wahrgenommen und darauf reagiert hat, um eine Reaktion zu provozieren. Das an sich finde ich eigentlich sehr sinnvoll, weil er die wahrgenommene Praxis hinterfragt.
Die Antwort des Mitarbeiters auf Twitter ist aber unsäglich und drückt den angeprangerten Bürokratismus aus. Denn ein Tweet bei Twitter ist genauso ein Aushängeschild wie die Arbeit der Fahrer und anderer Mitarbeiter. Man kann die Mitteilung sogar als inoffizielle Pressemitteilung sehen, denn sie erreicht viele Menschen, die dies weitergeben können, wie geschehen.
Dann darf es m.M.n. aber solche derartigen statements nicht geben, wenn es weder die Firmenpolitik noch das Verhalten der meisten Mitarbeiter widerspiegelt. Dann muss ich da jemanden hinsetzen, der differenziert antworten kann oder notfalls auch mal eine berechtigte Anfrage nach Oben weiter leitet. Sich hinter administrativen Regelungen zu verstecken, finde ich unbefriedigend und hinterlässt ein verdammt ungutes Gefühl (–> kalter Bürokratimus).
Vielleicht ist es auch einfach ein Problem von Twitter, das wohl bedachte und abgewogene Erklärungen in 140 Zeichen nicht wirklich zulässt.
In diesem Einzelfall mag es am Feingefühl gefehlt haben, aber generell kann man der VGF nicht vorwerfen, sich in diesem Bereich kaltherzig zu verhalten. Vor allem weißt Du doch gar nicht, was genau vorgefallen ist, vielleicht war es nicht nur das Aufhalten, sondern auch andere Dinge, die zu dieser Reaktion der Sicherheitsleute geführt haben (Rauchen, Urinieren, Pöbeleien etc. kommen an der Hauptwache nun wirklich nicht selten vor). Vielleicht müsste man einfach die ganze Geschichte kennen, um sich ein Bild davon machen zu können. Im Vergleich zu vielen anderen ÖPNV-Unternehmen verhält sich die VGF in meinen Augen überdurchschnittlich (z.B. nächtliche Öffnung der Hauptwache) was auch schon in den vergangenen Jahren positiv von der Presse gewürdigt wurde. Und das was in Bremen gemacht wird, nämlich dass Fahrgäste mehrere Runden mitfahren dürfen, ist in Frankfurt doch faktisch auch an der Tagesordnung, zumindest sehe ich das immer wieder. Auf der dünnen Tatsachengrundlage würde ich auf jeden Fall nicht so ein Kampagne starten. Selbst ich habe durch Twitter davon Wind bekommen und das will was heißen. 😉
Herr Larbig.
Es gibt viele Menschen, die so denken, wie Sie das tun. Aber, es gibt auch viele Menschen, die Tag für Tag, Nacht für Nacht mit diesen Menschen zu tun haben, über welche Sie Ihren Kommentar im Net losgelassen haben. Diese „armseligen“ Menschen haben die Gelegenheit, sich in vielen Institutionen in Frankfurt oder in anderen Städten helfen zu lassen. In Deutschland muss niemand frieren oder hungern. Nur, Sie verstehen nicht, dass genau diese, von Ihnen bemitleidende Menschen, nicht die Bohne Interesse zeigen, irgend welche Regeln zu beachten. Ein Vorschlag zur Güte: Nehmen Sie doch bitte solch einen bemitleidenswerten Menschen mit nach Hause, geben ihm zu Essen und lassen ihn vielleicht auch noch duschen, damit er mit frischen Sachen wieder unter die Menschheit gehen kann. Genau das werden Sie nicht tun, weil Sie nicht wissen, von was und über was Sie hier Ihre Meinung kund getan haben. Reden kann jeder sehr viel. Handeln Sie doch. Wir, die jeden Tag damit zu tun haben, müssen handeln. Doch, das sehen Sie ja nicht. Erst denken, dann schreiben bzw. Meinung äußern.
Sie haben überlesen, dass ich in einer Einrichtung für Obdachlose und Arme ehrenamtlich gearbeitet habe und durchaus ein wenig Einblick in die Zusammenhänge habe.
Im Großen und Ganzen kann ich meinem Vorredner Franz zustimmen.
Sie schreiben das sie in einer Einrichtung gearbeitet haben. Jetzt würde mich intressieren in welcher Art Einrichtng sie tätig waren. War es ein Wohnheim wo Obdachlose Unterschlupf finden oder eher eine Einrichtung ähnlich der Tafeln wo sie warme Mahlzeiten bekommen.
Dies ist ein Kommentarteil. Gerne darf man sich in Kommentaren zur Sache äußeren, solang keine Herabsetzungen oder Beleidigungen enthalten sind. Ihre Frage hat mit der Sache nichts zu tun.
Zum Zeitpunkt meines Kommentares, kommentierten sie den Kommentar von Franz. Dieser ist nun leider verschwunden. Ich habe mal im Deutschunterricht gelernt, dass man Argumente mit Beispielen untermauern kann. 😉 Dieses hätte ich gerne mit einem Beispiel getan was ihren Erfahrungen nahe kommt.
Ich gehe davon aus, dass ihr karikatives Engagement in einer Einrichtung statt fand. Wen dem so ist, müssten sie mir zugestehen, dass es dort Regeln vermutlich in Form einer Hausordnung gab. Nun würde ich von ihnen gerne wissen, wie man bei mehrfacher Brechung dieser Regeln mit den Personen verfahren ist.
Die Antwort auf Ihre Frage finden Sie im Blogeintrag.
Der von Ihnen als „verschwunden“ bezeichnete Kommentar ist nicht „verschwunden“.
Ich schreibe in meinem Blogeitrag zudem ausdrücklich, dass der des Platzes Verwiesene friedlich war und dass an dem entsprechenden Tag klimatisch eine Ausnahmesituation herrschte. Warum wohl habe ich ausdrücklich Tag und Uhrzeit an den Anfang des Artikels geschrieben?! Es geht hier nicht um grundsätzliche Regeln, sondern um den Umgang mit diesen Regeln in einer Ausnahmesituation. Diesen Umgang habe ich dokumentiert und kommentiert. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Aggression, die in manchen der Kommentare mitschwingt, ist von daher überraschend. – Allein @HH hat für mich nachvollziehbar einen Grund zur Verärgerung gehabt, was friedlich und sachlich geklärt werden konnte. Zudem hat @HH den Blick auf das Thema bereichert, was ich von vielen Kommentaren hier leider nicht sagen kann.
Beim ersten Lesen des Blogeintrages ist mir dieser Absatz wohl verrutscht, bitte vergeben sie mir dieses Versehen. Sie teilten also Frühstück aus und es wurden Platzverweise an pöbelnde Leute ausgesprochen. Haben sie sich im Nachhinein mal die Mühe gemacht und die Herren des Sicherheitsdienstes gefragt warum der Obdachlose denn verwiesen wurde? Vermutlich nicht.
p.s. Als mein Kommentar 20:41 abgegeben wurde war von ihrem nichts mehr zu sehen erst später wie auch die Uhrzeit (20:50) zeigt tauchte er wieder auf.
Vorweg: Herr Larbig sie tippen zu schnell für mich 😉
Konkretisieren wir das ganze mal es geht ihnen darum das es am 2. Februar um kurz vor 20:00 sehr kalt war und sie nicht verstehen können warum sich der Obdachlose nicht in der B-Ebene der Hauptwache „aufwärmen“ kann.
Jetzt frage ich mich: Warum muss er das ausgerechet in der B-Ebene der Hauptwache tun. Es gibt genug Möglichkeiten wo er es auch ungestörrt und nicht störrend tun kann. Letztenendes gibt es Regeln an die wir alle uns halten müssen. Wenn wir es nicht tun werden wir zur Rechenschafft gezogen.
Warum sollte jemand bei -10 Grad und sich mind. doppelt so kalt anfühlendem Wind sich nicht dort aufwärmen (dürfen)?
Haben Sie wirklich immer alle Regeln einfach so hingenommen? Ihnen ist es nie passiert, dass sie Regeln hinterfragten oder feststellen mussten, dass in einer bestimmten Situation eine Ausnahme greifen musste, weil die Regel diese Situation eben nicht (menschenwürdig) zu regeln vermochte?
Weil er es genausogut auch (ich wiederhole mich) woanders tun kann. Der Bahnfahrer selbst sagte dass in den Zügen quasi immer Obdachlose mitfahren und das tolleriert wird. Zudem ist es im Zug sogar noch wärmer. Es besteht ebendfalls die Möglichkeit ein Wohnheim aufzusuchen oder von den Kältebussen abgeholt zu werden. Nun frage ich mich warum nutzte der Obdachlose nicht eine dieser Möglichkeiten.
Gewiss habe ich, wie jeder andere, Regeln gebrochen und dann mit den Konsequenzen leben müssen, zumindest dann wenn ich erwischt wurde. Wer anderes behauptet lügt.
Mein Gedankengang unterscheidet sich von Ihrem ein wenig. Sie prangern die VGF bzw die Mitarbeiter des Dienstleisters an, „unmenschlich“ und ohne „Erbarmen zu handeln, ich frage mich hingegen warum muss ein Mensch so leben?
„Ich finde meine Suppe versalzen. Darf ich sie nicht eher versalzen nennen als bis ich selbst kochen kann?“ (Lessing) – Mit Dank @C_ST für den Hinweis auf das Zitat.
Sie können den einen oder die andere gerne mit nach Hause nehmen, die freuen sich garantiert.
Ffm hat reichlich Plätze um nicht zu frieren, allerdings gelten da Regeln z. B. kein Alkohol, oder man wäscht sich auch mal seiner Mitmenschen zu liebe.
Wenn man auf diese kleinen Regeln allerdings keinen Wert legt, dann muss man halt woanders Unterkunft suchen…
Es gibt z. B. einen Obdachlosen an der Konstabler. Ich unterhielt mich mit einer Ordensschwester, die ihn kennt und oft betreut. Der gute Mann will einfach nicht, er will draussen bleiben, weil halt trinken usw.
Und die Körperpflege kommt dann logischerweise auch zu kurz. Bei einem anderen. „Kralle“ genannt, war es schon so, das die Haut offen war und er bei lebendigem Leib verweste. Da fällt einem gerade das Schnitzelbrötchen wieder aus dem Gesicht wenn dieser an einem vorbeigelaufen ist.
Für die meisten wäre einfach ein Gehöft optimal, freie Getränke, freies Essen und weg von der Strasse. Nur wer möchte das bezahlen?
Übrigens, die meisten, die vor 2200 rausfliegen, sind von dem Kaliber die sich Nachts in die Ecke stellen an der HW und auf ihre Schlafgenossen urinieren und häufchen in die ecke setzen, obwohl das WC nun nicht wirklich weit entfernt ist…
http://evangelischesfrankfurt.de/2007/02/immer-wieder-hingehen
http://www.diakonischeswerk-frankfurt.de/weser5/links.php
Was mir da gerade noch einfällt. Die Wohnsitzlosen werden vom SOD dermaßen schlecht behandelt, das es einmal zu folgender Situation kam (wurde auch in der Presse berichtet):
Es gab Auseinandersetzungen mit heranwachsenden, die deutlich in der Überzahl wahren. Nachdem sich die Wohnsitzlosen dann auf die Seite des OD gesellten, waren sie auf einmal deutlich in der Unterzahl.
Leider erleben viele unser Handeln nur als Momentaufnahme, was Schade ist.
Ich habe selbst meine persönlichen Erfahrungen gemacht und wenn es sein muss, dann setze ich auch jemanden vor die Tür, aber sicherlich nicht Grundlos und bei diesen Temperaturen. Sie können sicher sein, das hier sowohl die VGF als auch die Stadt Frankfurt als Sozialträger sowie der Auftragnehmer ein Auge darauf haben und ggf. auch hinterfragen bzw. auch Konsequenzen ziehen. Auch sind wir uns der bedeutung des Begriffes „Körperverletzung“ in all seinen Varianten bewußt.
Hier ist etwas, das Sie durchaus Interessieren könnte: http://www.vgf-ffm.de/de/presseinfo/sicherheit/sicherheitstraining/
Schön, dass Sie das von mir bei eisigen Temperaturen beobachtete Verhalten der Ordnungsdienste genau so für wenig angemessen halten wie ich.
Über die anderen von Ihnen (mir teilweise bekannten) berichteten Situationen schreibe ich in meinem Beitrag nicht.
Aber wahrscheinlich wollen Sie zeigen, dass es auch Situationen gibt, in denen sich Wohnsitzlose daneben benehmen.
Da mittlerweile die unterschiedlichen Seiten hier genügend zu Wort gekommen sind, danke ich herzlich für die leidenschaftliche Diskussionsfreude und schließe diesen Diskussionsfeed an dieser Stelle. Vielen Dank für diese Kontroverse.