Fächer verbindend Kompetenzen lehren – ein Vorschlag
Ein Vorschlag für fächerverbindendes, kompetenzenorientiertes Lernen aus der Sicht eines Deutschlehrers (Vertreter und Vertreterinnen anderer Fächer sind herzlich eingeladen, ihre Ideen in den Kommentaren zu hinterlassen):
Kompetenzen, die in Deutsch eingeführt werden, aber auch für andere Fächer relevant sind, werden in den anderen Fächern von beiden Fachlehrern überprüft.
Beispiel: In Deutsch wird die Beschreibung geübt und die Klassenarbeit ist dann z. B. eine Versuchsbeschreibung in der Chemie, die Beschreibung eines Phänomens in der Biologie, eine Bildbeschreibung in der Kunst.
Die Benotung wird von beiden jeweils beteiligten Fachkollegen /Fachkolleginnen vorgenommen, wobei jede(r) den Teil bewertet, der schwerpunktmäßig zu seinem / ihrem Fach gehört, wobei aber dennoch beide Lehrende zu einer gemeinsamen Note kommen (müssen).
Was haltet ihr von einer solchen Idee? Macht so etwas schon jemand meiner Leserinnen und Leser? Gibt es andere Ideen, wie Fächer verbindend Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler entwickelt werden können? Und fördert so ein Vorgehen womöglich nebenbei auch noch Kompetenzen Lehrender? Freu mich auf Kommentare.
Mir gefällt deine Idee.
Seit etlichen Jahren wird dies an unserer Schule für die Aufsatzart „Niederschrift“ (Protokoll) praktiziert. Die Schülerinnen protokollieren die Unterrichtsstunde in einem anderen Fach mit (die Deutschlehrkraft sitzt beobachtend dabei) und verfassen aus ihren Notizen eine Niederschrift (im D-Lehrplan des bayerischen Gymnasiums in Jgst. 8 und 9).
Nicht alle Kollegen verfahren so. Manche lassen auch eine Deutschstunde protokollieren (kann aus organisatorischen Gründen einfacher sein).
Danke für deine Anregung – die Ausweitung auf die Textart „Beschreibung“ ermöglicht mehr Fächerverbindung!
Das ist doch eigentlich eine ganz selbstverständliche Sache und es wundert mich immer wieder, dass diese sinnvolle Verknüpfung von Aufgaben nicht längst normal gewoden ist. Ich habe an einer beruflichen Schule unterrichtet – unter anderem auch Deutsch fachfremd und da habe ich die Schüler immer die Berichte, Vorträge, Beschreibungen etc über ihre fachlichen Tätigkeiten machen lassen. Für die Schüler macht das auch mehr Sinn, denn sie können über das schreiben, was für sie relevant ist.
In meinem Englischunterricht an der Technikerschule habe ich das ebenfalls so gehalten, im Vordergrund standen in der Regel die fachlichen Themen, nur dass eben alles in Englisch gemacht wurde – so konnte ich die Fremdsprache auch einfacher verkaufen, denn auf ihrem Fachgebiet kannten sich die Schüler aus und mussten sich nicht in der Fremdsprache mit abstrakten Dingen herum plagen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass diese Art von Arbeiten an den Berufsschulen eher umgestzt wird, an andeen Schularten muss man das eben dann über fächerübergreifenden Unterricht machen. Das ganze hat auch einen Zeitsparfaktor für de Schüler, die dann nicht für beide Fächer etwas extra schreiben müssen, sondern mit einer Aufgabe oder einer Projektarbeit 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Nach meiner Erfahrung ist es alerdings nicht ganz einfach, im Kollegium für diese Art der Teamarbeit Mitstreiter zu finden …. die berühmte Individualität der Lehrer 😉
Also auf jeden Fall: weitermachen!
Morgen!
Ja, erschreckend 😉 Eigentlich ist es so logisch und normal – aber es wird im praktischen Alltag doch eher selten angewendet. Dabei würden sicherlich alle zustimmen, dass das sinnvoll ist.
Bei uns kommt es gelegentlich zu diesen positiven Überschneidungen, da wir am Anfang eines Jahres für jeden Jahrgang (neu) eine so genannten Unterrichtspartitur zusammenstellen. Darin verteilen die Fächer groß die Themen eines Jahres. Weil alle Kollegen im Raum sind, können Absprachen direkt getätigt werden. Klassisches Beispiel: In Deutsch geht es um „Bewerbungsschreiben“ und in WL um „Berufsorientierung und Bewerbungen“. Das kann man dann zeitgleich legen oder aber bewusst zeitlich versetzt anbieten.
Ich unterrichte ja Chemie und Deutsch, oft auch in der gleichen Lerngruppe… Da gibt es noch weitaus mehr Kompetenz-Berührungspunkte :o)…
Maik
Ich weiß nicht, ob es tatsächlich notwendig ist, dass beide Lehrer einen Test bzw. eine Klassenarbeit gemeinsam schreiben lassen und diese(n) gemeinsam bewerten. Gerade der Punkt mit der Bewertung erscheint mir sehr aufwändig. Auch befürchte ich bei jenen, die etwa nicht gut in Chemie sind, dass sich dies auch auf die Qualität der Beschreibung und damit auf die Deutschnote niederschlägt.
Doch was ich durchaus praktikabel fände: Wenn in Klassenstufe XY die Methode Beschreibung im Deutschunterricht eingeführt wurde, wird dies in den anderen Fächern auch umgesetzt. In Geografie gehören unter anderem dazu: das Beschreiben der Lage eines Objektes, das Beschreiben eines Ist-Zustandes oder eines Prozesses, das Beschreiben eines Bildes, einer Karikatur, eines Diagramms. Methoden, die zum Teil fachspezifisch, zum Teil aber auch fachübergreifend ist. Insbesondere für die Beschreibung eines Prozesses, die vielleicht der oben gemeinten Beschreibung im Deutschunterricht am nähsten kommt, sollten durch die vom Deutschunterricht vorgegebenen Standards gelten.
In den Fremdsprachen gibt es auch ein sehr großes Methodentransferpotenzial: In der zweiten/dritten Fremdsprache müssen nicht mehr sämtliche Methoden neu eingeführt werden. Vieles wird im Französischunterricht sehr ähnlich gemacht wie im Englischunterricht, nur in einer anderen Sprache.
Die Schwierigkeit, die ich allerdings sehe: In nicht wenigen Kollegien schafft man es schon kaum, innerhalb eines Faches sich an gemeinsame Standards zu halten. Diese nun noch mit Kollegen anderer Fächer abzustimmen, dürfte nicht überall auf Gegenliebe stoßen, auch wenn es das sinnvollste wäre.
Danke für die Kommentare bis hierher. Der Hintergrund der Idee sollte noch kurz ergänzend genannt werden: Kollegen und auch mir ist aufgefallen, dass Kompetenzen nicht von einem Fach in ein anderes mitgenommen werden. Wenn eine Lerngruppe zum Beispiel in Deutsch das Analysieren von Texten gelernt hat und nachweislich anwenden kann, überrascht es dann oft, dass in einem anderen Fach der Eindruck entsteht, die Schülerinnen und Schüler hätten noch nie den Umgang mit Texten geübt. Der Vorschlag hier soll darauf hin wirken, dass viel stärker als bisher die Relevanz des Gelernten in anderen Fãchern für die Lernenden erfahrbar wird. Und ja, Julius, die Sprachen verbindet vieles. Und wenn ich mitbekomme, dass in Deutsch und Englisch Gedichtanalyse parallel betrieben wird, dann tauscht man sich schon aus, was man vom Unterricht im anderen Fach voraussetzen kann. – Allerdings sind dann manchmal die Schüler erstaunt, dass Lehrer tatsächlich auch über die Inhalte verschiedener Fächer miteinander reden und tatsächlich an einigen Stellen die Redundanzen reduzieren.
Die Idee ist gut, auch nicht neu. Es wird fast nicht bei uns angewendet, leider. Nur wenn sich zufällig Lehrer der gleichen Klasse austauschen werden fachübergreifende Kompetenzen überhaupt thematisiert.
Ich würde auch noch nicht so schnell den Weg einer Klassenarbeit/Klausur gehen. Es würde doch langen, wenn bestimmte Texte redundant, also von 2 Lehrkräften beleuchtet wird. Da ist der Orga-Aufwand auch nicht so groß. Ich komme auf die Idee, als Physik-Lehrer, mal meinen Deutschkollegen zu bitten angefertigte Versuchsprotokolle aus seiner Sicht zu reflektieren und zu behandeln. Hmm. Die Idee mit einer gemeinsamen Note ist doch nicht so schlecht, es kann ja auch eine kleinere mündliche Note sein.
Die Idee ist toll.