Monat: Dezember 2018

Handschrift und Digitalisierung – Individualität und Berechenbarkeit

Gleichförmigkeit zum Zwecke besserer Lesbarkeit, empfindliche Oberflächen aus Metall und Glas, die alle gleich aussehen, und eine Praxis der Fotografie, die auf das Selbstbildnis hin ausgerichtet ist, wobei die Selbstbildnisse in eigenartiger Weise einander ähneln, da mit der gleichen beschränkten Zahl an Filtern bearbeitet, sind einige Indizien für den Prozess zunehmender Indifferenz. Alles wird auf Effizienz getrimmt und muss irgendwie digital abbildbar, somit aber auch verarbeitbar sein.  Auf der anderen Seite ist die persönliche Handschrift persönlicher geworden. In einer Zeit, in der die Handschrift im beruflichen Leben und im Alltag kaum noch eine Rolle spielt, wird eine möglichst lesbare, für

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Gedichtinterpretation: Ricarda Huch – Wo hast du all die Schönheit hergenommen

Ricarda Huch Wo hast du all die Schönheit hergenommen Wo hast du all die Schönheit hergenommen,Du Liebesangesicht, du Wohlgestalt!Um dich ist alle Welt zu kurz gekommen.Weil du die Jugend hast, wird alles alt,Weil du das Leben hast, muss alles sterben,Weil du die Kraft hast, ist die Welt kein Hort,Weil du vollkommen bist, ist sie ein Scherben,Weil du der HImmel bist, gibts keinen dort! Ricarda Huch, Neue Gedichte. Insel-Verlag 1907. Es gibt in den acht Versen von Ricarda Huch kein Fragezeichen. Das überrascht, denn sowohl die Überschrift als auch er erste Vers werden als Fragen gelesen. Statt dessen zwei Ausrufezeichen und

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