My Personal Learning Environment ( #opco11 )
Wie sieht der Raum aus, in dem du lernst? Wie sieht deine „Persönliche Lernumgebung“ (Personal Learning Environment – PLE) aus, lautet die Frage, die diese Woche im OpenCourse „Die Zukunft des Lernens“ im Zentrum steht.
Statt mit einem Text auf die Frage einzugehen, habe ich einmal versucht, diese Frage fotografisch zu beantworten. Das hier veröffentliche Foto ist dabei sowohl im realen als auch im übertragenen (bildlichen, metaphorischen) Sinne gemeint.
Wenn sich jemand an eine Bild-Interpretation traut, würde mich das sehr freuen. Die Kommentarfunktion zu diesem Beitrag darf gerne in diesem Sinne genutzt werden… 🙂
Tinte hält auf Plastik nicht… wo ist das Papier? 😉
@Andrea Brücken: Der Untergrund, auf dem der Füller liegt, ist Papier, auch wenn es in diesem Bildausschnitt als solches nicht hervorgehoben ist.
Komfort versus Stil – Warum ich nicht mit dem Füller twittere
Der erste Eindruck: Arbeitsgeräte zweier verschiedener Generationen.
@thogatti Interessante Idee. Würde dann zu den „digital emigrants“ passen, zu denen, die die Zeit ohne PC noch kennen, dann aber zum PC übergingen. Was aber, wenn jemand beide Arbeitsgeräte wirklich nutzt?! Und was, wenn das ein „digital nativ“ tut??!
Dann versuche ich es mal mit der Bild-Interpretation.
Das Bild besteht aus zwei Teilen. Das obere Drittel, na, es ist mehr als ein Drittel, aber doch weniger als die Hälfte des Bildes, besteht aus einer Computertastatur. Man braucht nicht viel Kenntnisse, um zu wissen, welcher Hersteller die produzierte. Aber das passt zum Gesamtbild, dass aus edelsten Komponenten zusammen gesetzt ist. Eine Aluminiumtastatur und ein Füller von Waterman. Das ist der Exception, wenn ich mich nicht täusche.
Die untere Hälfte, es ist mehr als die Hälfte, aber wie soll ich es genau beschreiben, ist von einem weißen Hintergrund geprägt. Du schreibst selbst in einem Kommentar, es handle sich um Papier. Aber das ist eigentlich unwichtig, denn das Bild zeigt zwei Arbeitsgeräge. Fast schon symetrisch ist die Tastatur abgebildet. Der Füller kommt von unten rechts in das bild hinein, ist nicht vollständig abgebildet. Aber die Feder ist ist, leicht links von der Mitte, das Zentrum des Bildes.
Aber was soll diese Belichtung? Im Zentrum ein heller Kreis, der zum Rande hin dunkler wird. Dieses Licht hebt den Füller hervor und bringt gleichzeitig die Tastatur in den Vordergrund. Das Licht verbindet beide Elemente auf der materialen Ebene. Füller und Tastatur bilden auf dem Bild eine Einheit, auch wenn sie zunächst wie Arbeitswerkzeuge von zwei Generationen wirken.
Dieses Bild, so meine Schlussfolgerung, bildet die PLE eines digital emigrants ab. Da ist jemand, der mit Füller zu arbeiten gelernt hat, dann auf den Computer überging, aber der Füller ist ihm nach wie vor wichtig. Er nimmt sogar etwas mehr an Arbeitsleistung für sich in Anspruch als es die Tastatur tut.
Es würde mich nicht überraschen, wenn die Person hinter diesem Foto, ist das eigentlich wie bei Romanen, dass es einen Erzähler gibt, der nicht mit dem Fotografen identlisch ist?, jemand wäre, der viel mit dem Füller schreibt und Inhalte, die dann ins Netz gehen noch einmal extra abtippt.
Aber der Erzähler diese Bildes, vielleicht der Fotograf selbst, vielleicht HerrLarbig selbst, legt Wert auf Stil. Hab mal nachgeschaut, was es mit dem Füller auf sich hat. Das ist kein Schulfüller! Da hat jemand die Komponenten des Bildes sehr genau ausgewählt.
Überhaupt zeugt dieses Bild von einem Gestaltungswillen. Nichts wirkt zufällig. Das Licht, die Auswahl des Stils im Sepia-Ton, die Richtung, in der der Füller gelegt ist… Und die Tastatur läuft waagrecht durch die Linie etwas oberhalb der Mitte, so als ob sie das, was der Füller, die Feder liegt links, liegt auf der Seite der Emotion, voll mit Gefühlen zu Papier gebracht hat.
Ein sehr klares Bild. Ein scheinbar sehr strukturiertes und einfaches BIld. Und gleichzeitig löst es bei mir Faszination aus. Da wirkt nichts zufällit. Das Bild, als habe der Fotograf lange nach dem Motiv gesucht, bis es dann gesichtet und gestaltet wurde.
Das ist ein Postkartenmotiv. Gut gemacht.
Till.
@Till Wow… Danke für DIESEN Kommentar! Fühle mich fast ein bisschen ertappt… Das ist… Ach… Das gefällt mir einfach gut. Sehr gut. Wow… Danke für DIESEN Kommentar
Lieber Till,
ich bin beeindruckt. Sehr.
Eine Reduzierung auf geschriebenen/getippten Text. Das bezweifle ich angeichts deiner Audioboos stark und werfe daher mal in den Raum, zu untersuchen, was man alles in diesem Bild nicht sehen kann, weil man vielleicht auch gar nicht SEHEN kann.
Wer in Arbeitsmeetings gleich die richtigen Zeichen setzen will, kommt heute mit iPhone/ Blackberry und Moleskine. Bei der Wahl des Schreibgerätes sind Abweichungen erlaubt und möglich: Vom zufälligen Kugelschreiber (vom letzten Konferenzbesuch), über das Markenexemplar bis zum Füllfederhalter, der immer noch einen Hauch von Exklusivität verströmt.
In diese Richtung denkt auch der Urheber des obenstehenden Bildes: „Seht her, ich bin in beiden Welten zu Hause!“ Digtal wie analog, native, immigrant und resident gleichermaßen. Oder?
Morgendliche Grüße, JR
Im Prinzip hat Till da schon eine einwandfreie Bildinterpretation abgeliefert, (fast) genauso, wie ich sie im Kunstunterricht irgendwann einmal beigebracht bekommen habe.
Das Foto fasst auch in meinen Augen sehr schön zusammen, dass die eine Arbeitsweise (möglicherweise die neue, also der Computer) die andere (in diesem Fall das Schreiben mit Stift und Papier) nicht unbedingt ausschließt. Man muss also nicht entweder mit oder ohne PC arbeiten, sondern kann sehr wohl beide Medien in dem Maße nutzen, wie es individuell passt.
Im Prinzip halte ich es auch für unrealistisch, dass Computer & co Stift und Papier komplett ersetzen könnten, dafür haben die beiden einfach doch noch einige Vorteile und vor allem Charme auf ihrer Seite.
Till hat eine Bildbeschreibung in den Raum gestellt, die vollkommen ist. Lediglich bei der Interpretation kann ich eine Alternative – wahrscheinlich keine bessere, aber eine andere – anbieten.
Das „ältere“ der Schreibgeräte liegt im Vordergrund, das „modernere“ direkt (aber nicht weniger dominant) dahinter. Der Blick wechselt vom einen zum anderen, irritiert, da da man auf seiner Suche nach dem gravierenden Unterschied – noch unterstützt durch die (fast als nicht zu bezeichnende) farbliche Verteilung – nicht recht fündig werden will.
Es scheint sich, je länger der Blick hin- und herschweift umso mehr, um das Gleiche zu handeln. Nach einer gemächlicher werdenden Weile blickt man lediglich mehr in eine Richtung, um die Einheit zu erfassen, die sich nun erschließt.
Es geht um kreative Produktion. Es geht um Bildung. Es geht um das, was potentiell damit geschaffen werden könnte. Mit beidem. In einem.
Erstmals danke für die Möglichkeit meinen zweiten Monitor endlich sinnvoll zu nutzen: ich kann schreiben und zugleich dein Foto betrachten.
Nun was sehe ich:
Eine externe Tastatur von Apple mit leichten Gebrauchs- und Abnutzungsspuren liegt auf einer weißen Unterlage.
Davor liegt ein schwarzer Füller. Scheint nicht der Billigste zu sein. Sehr sauber. Man kann keine Tintenrückstände erkennen.
Keiner der beiden Elemente steht im alleinigen Fokus der Aufnahme, der Mittelpunkt des Bildes ist weiß. Die Tastatur nimmt mehr Fläche ein, der Füller ist jedoch von der farblichen Gestaltung dominanter. Zu den Rändern des Bildes wird abgedunkelt.
Frech stelle ich einfach haltlose Behauptungen auf und hoffe, nicht zu weit zu gehen. Falls ja, bitte ich um Entschuldigung und stimme hiermit der Löschung betreffender Passagen zu.
Du legst Wert auf dein Arbeitsmaterial. Dies fängt schon beim Tisch an (wobei es sich schlicht auch um ein weißes A4-Blatt handeln könnte). Die Investition in einen Mac verstehe ich so: du verbringst viel Zeit am Rechner und das soll auch Spaß machen. Dazu gehört u.a. gutes Design, Funktionstüchtigkeit (meistens zumindest) und auch ein Hauch an Exklusivität. Ich vermute einen iMac oder ein MBP mit externen Monitor, Tastatur und Maus.
Dein Füller wurde gerade frisch geputzt. Ob wohl rote oder blaue Tinte in ihm steckt? Ich tippe auf rot. Auch beim Korrigieren muss das Arbeitsgerät funktionieren und du willst es, wenn es soweit ist, gerne in die Hand nehmen.
Auf deinem Arbeitstisch liegen noch andere Dinge, doch du hast dich für ein sehr traditionelles und ein innovatives „Eingabegerät“ entschieden. Dir ist die produktive Seite deiner Arbeit wichtig. Schreiben macht dir Spaß und hilft dir Sachverhalte auch selbst klar zu machen.
So jetzt nehm ich aber den Rotstift endlich in die Hand. Ja, ja, wie war das mit den vier Seiten einer Nachricht: Sachebene, Beziehungsebene, Appellebene und …
CIAO
@Herr Z In diesem ist tatsächlich blaue Tinte.
@Monika Danke für diesen Beitrag. Dabei entdecke ich das Foto selbst noch ein wenig.
@Fabian So sehe ich das auch. Stift und Papier werden so schnell kaum verschwinden.
So, hier nun eine Interpretation von mir.
Wie oben schon mehrfach erwähnt, handelt es sich beim Notebook wie beim Füller um nicht eben günstig zu habende Markenprodukte. Da das Internet und Programme vielseitig genutzt werden können und diese Nutzungen nicht immer der Arbeit oder der Fortbildung dienen, ist die Qualität des Notebooks für mich noch kein handfestes Indiz für ein bestimmte Arbeits- oder Lernverhalten. Beim Füller sieht es leicht anders aus. Man kann zwar auch rein privat schreiben (Tagebuch, Briefe, Steuererklärung etc.), hier tut es allerdings auch der Werbekugelschreiber vom Sommerfest der Partei XY oder, wenn man wie ich gerne mit dem Füller schreib, ein preiswertes Modell. Das abgelichtete Modell liegt preislich jedoch über dem Niveau von Schülern und Studenten. Hier legt jemand wert auf Stil beim Schreiben. Dem Besitzer ist seine Schreibtätigkeit also wichtig und er identifiziert sich in gewisser Weise mit ihr. In welchem Kontext geschrieben wird, weiss man aber auch hier nicht genau. In Zusammenhang mit dem Thematischen Rahmen dieses Beitrages, lässt sich jedoch feststellen, dass der Fotograf hiermit ausdrücken will, dass er sowohl die Möglichkeiten von PC-Programmen und neuer Medien nutzt, als auch ganz klassisch zu Stift und Papier zu greifen. Allein aus Leserfreundlichkeit wird man wohl vor allem Fremden gegenüber auf handschriftliches Verzichten. Andererseits würde ein getippter, ausgedruckter und anschließend unter die Klassenarbeit geklepter Text auf mich als Schüler irgendwie kalt und distanziert wirken. Hier wird der Füller hoffentlich eingesetzt, oder, da wir ja schon von seinem bläulichen Inhalt wissen, ein verwandtes Gerät. Ansonsten würde man als Schüler auch gänzlich den munteren Spaß missen, die Hieroglyphen des Lehrers gemeinsam mit seinem Sitznachbarn zu entziffern.
Ansatz zu einer werkimmanenten Text- bzw. Bildkritik: Des Herrn Larbigs persönliche Lernumgebung ist aufgeräumt, monochrom, anregungsarm und papierlos. Sie entbehrt jeglicher ablenkender Impetus; es gibt bspw. keine psychedelischen Klausurstapel, aus denen noch dampfend rote Tinte tropft. Der Blick des Betrachters (leider etwas getrübt durch grauen Star) fokussiert auf the bare necessities of intellectual and academic life: Schreibwerkzeug als pars pro toto für den kreativen Prozess (Kafka). Dessen Symbolik, elliptisch verkürzt wie dieser Satz: Das Wort (personifiziert durch die Buchstaben auf der Tastatur) ist mächtiger als das Schwert (etwas klischeehaft versinnbildlicht durch den pseudoantiken Füllfederhalter). Das Ergebnis dieser Gleichung heißt: Der Leitmedienwechsel hat stattgefunden, noch ehe die Tinte unter der Aufkündigung des Generationenvertrags wirklich getrocknet ist. Entmenschlichung allenthalben. Der Protagonist dieses Settings fehlt, lebt nur in der Imagination des Betrachters. Wahrscheinlich ist er gerade bei irgendeinem Flashmob oder EduCamp…