Produktive Beratung und Förderung in der Schule
„Lassen Sie uns jetzt gemeinsam überlegen, wie eine Lösung aussehen kann und was wir tun werden, um diese möglichst zu erreichen…“
Dieser Satz in Gesprächen mit Eltern führt manchmal zu Reaktionen, die mich wirklich erschüttern. Nicht, dass Eltern da unhöflich würden, weil der Lehrer davon spricht, dass man gemeinsam überlegen solle, da doch eigentlich immer der Lehrer „schuld“ sei. Ganz im Gegenteil: Ich stoße oft meistens auf Eltern, die überrascht sind, dass ihnen nicht einfach empfohlen wird, dass ihr Kind jetzt aber mal mehr üben solle oder sich „halt mal“ mehr melden müsse, sondern dass konkret überlegt wird: Was kann dem Kind helfen, die (seine) Ziele zu erreichen. Was mich daran erschüttert: Ausgesprochen oder unausgesprochen sagen Eltern an dieser Stelle in Gesprächen, dass sie diese Art des gemeinsamen Suchens nach Lösungen nicht als selbstverständlich erfahren / erwarten.
Wenn man dann gemeinsam nachdenkt, geht es in vielen Situationen – und das folgende ist nun ein Beispiel und kein Allheilmittel – um konrete Rückmeldeoptionen, die Kindern die Selbstbeobachtung des Verhaltens (im Unterricht, bei den Hausaufgaben etc.) ermöglichen und konkrete Rückmeldemechanismen beinhalten.
Wenn sich ein Schüler oder eine Schülerin zum Beispiel kaum mündlich beteiligt und man zu dem Schluss kommt, dass eine solche Beteiligung objektiv möglich ist ((Wie bei allen beobachteten Phänomenen in Schule und Unterricht sollte man immer auch mit der Möglichkeit rechnen, dass möglicherweise einzelne Veränderungen von Verhaltensweisen einem Kind nicht immer einfach so möglich sind. Das gilt zum Beispiel bei ADHS, bei gesundheitlichen oder psychischen Belastungen eines Kindes etc. Es gilt also gegebenenfalls durchaus abzuklären, ob die Lösungsmöglichkeiten für „Probleme“ in der Schule liegen oder ob nicht externe Unterstützung nötig sein könnte. Hier wird davon ausgegangen, dass es keine erkennbaren Hinderungsgründe gibt, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.)), kann man z. B. überlegen, mit dem Kind eine Vereinbarung zu treffen, dass es über seine mündliche Beteiligung Buch führt – und dann gegebenenfalls die ganze Stunde das leere Blatt vor sich liegen hat, das ihm sagt, dass es in dieser Stunde vielleicht doch noch etwas tun sollte…
Man kann eine solche Vereinbarung ausbauen, ohne dass sie für die Beteiligten zur Arbeitsüberlast wird, und die Aufzeichungen des Kindes z. B. am Ende der Stunde abzeichnen und zuhause zeichnet ein Elternteil gegen. Dieses erweiterte Verfahren kann helfen, wenn ein Kind nicht nur eine Rückmeldung für sich selbst braucht, sondern darüber hinaus die Unterstützung der „Kontrolle“ für dieses Kind hilfreich sein kann, um für sich etwas so zu verändern, dass Ziele erreicht werden, die das Kind eigentlich erreichen will.
Die Suche nach solchen konkreten Perspektiven, die nicht nur vergangene Phänomene darstellen, die nicht nur darlegen, dass und vielleicht auch noch warum es gerade bei einem Kind im Unterricht nicht optimal läuft, sondern wirklich mit Handlungen verbunden sind, an denen sich der Lehrer oder die Lehrerin auch aktiv beteiligt, wird von Eltern in vielen den meisten Fällen sehr positiv aufgenommen und unterstützt.
Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der solche Unterstützung auch durch den Lehrenden bislang je zu einer riesigen Arbeitsüberlast geworden wäre, sind es in Wirklichkeit doch eigentlich immer nur ein paar Schüler und Schülerinnen, die solch „aufwändige“ Unterstützung überhaupt brauchen, sodass solch eine Unterstützung in der Regel leistbar ist. In vielen Fällen tut solch eine Untertützung, die natürlich auch anders aussehen kann als hier beschrieben, je nachdem, was beim gemeinsamen Nachdenken an Ideen entwickelt wird, nicht nur dem einzelnen Kind gut, sondern wirkt sich meist immer auch auf die Atmosphäre in ganzen Lerngruppen positiv aus, sodass sich der „Aufwand“ also auf jeden Fall lohnt.
Und ganz nebenbei: Das mit dem „gemeinsam Nachdenken“ meine ich ganz ernst. Zwar sollten Lehrende Handlungsoptionen kennen und auch einschätzten können, welche pädagogischen Instrumente in welchen Zusammenhängen greifen können, aber in der Regel kennt weder der Lehrende das Kind in seinem häuslichen Umfeld und Verhalten noch kennen viele Eltern das Verhalten ihres Kindes in konkreten Unterrichtssituationen. – Doch das Nachdenken über Lösungen in für die Kinder problematischen Situationen setzt voraus, dass beide Perspektiven berücksichtigt werden, um möglichst zu solchen Handlungsansätzen zu kommen, die nicht nur von allen Seiten mitgetragen werden, sondern auch alle Möglichkeiten in den unterschiedlichen Lebensräumen der Kinder zu berücksichtigen versuchen berücksichtigen.
Herr Larbig, lassen Sie uns mal gemeinsam überlegen warum Sie erschüttert sind.
Liegt das vielleicht daran,dass Sie als Experte für den Schüler mit den Eltern als Experten für ihr Kind sprechen und der Erfahrungshorizont von Experten auf der Annahme aufbaut, dass Experten mehr wissen als Laien? Wenn wir jetzt gemeinsam überlegen wie wir es schaffen, dass der Experte nicht jeweils denkt, er hätte einen Laien gegenüber (die Eltern die ihr Kind gut zu kennen glauben, versus der Lehrer der weiß wie man lernen soll) dann kommen wir doch zu der Vermutung, dass im Gespräch etwas erzeugt wird, was alles andere ist als „gemeinsames Überlegen“. Spüren Sie wie ich aus Expertenrolle mit Ihnen zwar gemeinsam überlegen will, die Situation aber alles andere als auf „gleicher Augenhöhe“ ist. Es gibt gute Methoden, die Eltern wirksam in die Lage versetzen ihre Erziehungsfähigkeit ausweiten können.
Alle erweitern den Aufbau von positiven Verhaltensweisen und machen so erlebbar, dass Eltern als Experten für ihre Kinder betrachtet werden. Dann ist das gegenseitige Experte-Laie-Gefälle weg. Wie das vom Prinzip her funktioniert zeigt z.B. MarteMeo,Entwicklungspsychologische Beratung, VideoHomeTraining, STEEP, …
Viele Grüße von einem Vater (Laie oder Experte ?)