Herrn Larbigs Bibliothek 13 – Ken Bruen: Jack Taylor fliegt raus

Nicht, dass ein irischer Expolizist und der sich nunmehr als Privatdektiv versuchende Jack Taylor weniger melancholisch als ein schwedischer Wallander-Held wäre. Vielleicht ist das weiter nördlich einfach so. Wer sich da mit den Bösen befasst, wird von Melancholie getragen. Und Jack Taylor wird außerdem regemäßig von zu vielen Pints irischem Bier, Brandy in Kaffee, Gin, Whiskey etc. flach gelegt, auch wenn er zwischenzeitlich mal ein paar Tage trocken bleibt.

Neben dieser als Ich-Erzählung gestalteten Charakterstudie voller Ironie und eher abgedunkeltem als schwarzem Humor, wird in der Geschichte auch noch gemordet. Und es ist fast von Anfang an klar, dass Jack Taylor bei seinen zwischenzeitlich unternommenen Aufklärungsversuchen eines angeblichen Selbstmords – zumindest den einen oder anderen aufschreckt und nervös werden lässt.

Jack Taylor ist bei der Arbeit nicht unbedingt korrekt. Er lässt auch schon mal eine fahrlässige Tötung (die vielleicht auch als Mord angesehen werden könnte) als „natürlichen Todesfall“ durchgehen, verschläft die Beerdigung eines seiner weniger Freunde, der ihm in seiner Kneipe nie Hausverbot gegeben hatte, volltrunken. Und den noch aus seinen vergangenen Polizeitagen stammenden „Artikel 8234“, „einen materialausgabeüblichen Garda-Allwettermantel”, hat er auch noch nicht abgegeben. Das wird er wahrscheinlich auch nicht mehr tun.

Am Ende des Romans sind sechs Leute tot – beiläufig starben Sie, bei zwei Todesfällen ist der Leser im Text dabei. Und da der Roman aus der Ich-Erzählperspektive verfasst ist, kann daraus zumindest geschlossen werden, dass Jack Taylor nicht weit vom Geschehen weg ist.

Am Ende des Romans ist zudem endgültig klar: Bruens „Jack Taylor fliegt raus“ ist kein Detektiv- oder Kriminalroman im engen Sinn. Und die Übersetzung von Harry Rowohlt klingt so, wie Harry Rowohlt nun einmal klingt, sodass ich nicht ganz sicher bin, wie viel Rowohlt in die Übersetzung eingeflossen ist.

Es gibt noch mehr Jack-Taylor-Romane. Bis ich den nächsten lese, wird wohl ein wenig Zeit vergehen. Nicht, dass es ein schlechter Roman wäre, im Gegenteil, ihm ist viel literarisches eigen, doch diesen andauernd lakonisch-humorvollen Tonfall ertrage ich nur in kleinen Dosen.

Ken Bruen: Jack Taylor fliegt raus. Übersetzt von Harry Rowohlt. Zürich (Atrium Verlag) 2010 (5. Aufl., engl. Originial: 2001), 302 S.,