Schlagwort: Geschichte
Schmöker-Schnipsel: Thomas Müntzer und die Bauernkriege – auf 64 Seiten
Éric Vuillard schreibt keine dicken historischen Schmöker, er erzählt in seinen kaum mal mehr als 150 Seiten umfassenden Werken mit passgenauen Sätzen Geschichte. Dieses Mal braucht er »nur« 64 Seiten, um in »Der Krieg der Armen« die Geschichte Thomas Müntzers und der Bauernkriege im Kontext bis zurück zu John Wyclif zu erzählen. Ein monumentales kleines Buch, dem man die marxistische Perspektive anmerkt, die Vuillard in seiner Darstellung Müntzers aufgreift. – Müntzer wird als glaubwürdige Person gezeigt, ohne dass einem die Herausforderung abgenommen wird, sich selbst zu fragen, ob man Müntzer deshalb auch schon für sympathisch hält. Das war er vermutlich
WeiterlesenHans Joachim Schädlich: Felix und Felka. Das Schicksal der Unmächtigen angesichts des Terrors der Mächtigen
Felix Nussbaum wurde am 11. Dezember 1904 in Osnabrück geboren und 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Als Maler wird er der Neuen Sachlichkeit zugeordnet. 1932 ging ein Großteil seines Werkes durch Brandstiftung verloren. Felka Platek wurde am 3. Januar 1899 in Warschau geboren und 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. 1932 geht ein Großteil ihres Werkes durch Brandstiftung verloren. 1924 lernten Felix und Felka einander in Berlin kennen, sie heirateten 1937 in Brüssel, wo sie sich bis zum 21.07.1944 versteckt halten konnten. Nach ihrer Entdeckung wurden sie von der Gestapo in das Sammellager Mechelen transportiert und dann nach Auschwitz deportiert. Hans
WeiterlesenZu Thomas von Steinaeckers Roman »Die Verteidigung des Paradieses«
Auf einer Alm nahe dem Ort, der einst Berchtesgaden war, leben sechs Menschen und ein paar Tiere. Die Katastrophe, von der man ausgeht, dass es eine globale gewesen sein müsse, ist in Thomas von Steinaeckers Roman »Die Verteidigung des Paradieses« elf Jahre her – Vom »Paradies« auf der Alm aus gesehen, ist man vielleicht der letzte Rest der Menschheit. Um sich gegen das Vergessen zu stemmen, bekommen die Kühe die Aufgabe, durch ihre Namen an die Menschheitsgeschichte zu erinnern: Sie heißen z. B. Nero, Tizian, Einstein, Hitler, Kafka, Kennedy und Beckenbauer. Zwar tauchen diese Namen im Roman nur an einer
WeiterlesenKleine Geschichten von großartigen Menschen, die mir beim Museumsuferfest zu Frankfurt am Main begegneten
Am Ende wurde das Museumsuferfest doch noch spannend, weil ich mich – vom Regen und dem eher mäßigen Musikprogramm etwas genervt – an den Rand des Festes begeben hatte, in den Bereich zwischen Städel Museum und Museum Giersch. Dort erlebte ich im Laufe von ca. zweieinhalb Stunden ein paar kleine Geschichten, die mich beeindruckt oder berührt haben, weil sie Menschen aus der Masse der Menschen bei diesem Fest für mich hervorgehoben haben. Ein Kunsthandwerker, der aus Gusseisen, Messing, Zinn und Glassteinen oder Kristallen kleine Kerzenleuchter zum Aufhängen im Wohnraum schafft, erzählte mir total begeistert von den Lichteffekten, die diese Steine erzeugen, führte mir diese auch vor, was möglich war,
WeiterlesenOpen Educational Resources – OER: Geschichte und Einordnung der deutschen Debatte seit Herbst 2011
Open Educational Ressources (OER) – man kann das sinngemäß in etwa mit „frei verfügbaren Lernmaterialien“ übersetzen – können das in ihnen liegende Potential vor allem dort zeigen, wo sie Bildung erst möglich machen, weil sonstiges hochwertiges Lernmaterial nicht verfügbar ist. Die UNESCO schreibt: “UNESCO believes that universal access to high quality education is key to the building of peace, sustainable social and economic development, and intercultural dialogue. Open Educational Resources (OER) provide a strategic opportunity to improve the quality of education as well as facilitate policy dialogue, knowledge sharing and capacity building.” (Übersetzung T. Larbig: Die UNESCO ist davon überzeugt,
WeiterlesenHerrn Larbigs Bibliothek 15 – Jonathan Franzen: Freiheit. Roman.
Wenn ein Familienroman während einer bestimmten Zeit spielt und die Familie einigermaßen geschickt gestaltet wird, dann wird aus dem Familienroman ein Zeitroman. Jonathan Franzen kann das gut: Mehr als 700 Seiten umfasst sein Roman „Freiheit“, der 2010 erschien und nach „Die Korrekturen“ intensiv erwartet wurde. Mehr als 700 Seiten, auf denen er den Überblick über sein Personal behält, immer wieder souverän Handlungsfäden aufgreift, weiterführt und wieder mit anderen Handlungsfäden verbindet, die dann wieder … Ein gut gearbeiteter Familienroman, der gut 30 Jahre USA-Geschichte – mit zugegebener Maßen recht konventionellen Mitteln und künstlerisch wenig originell – reflektiert, den Schwerpunkt aber auf
WeiterlesenHerrn Larbigs Bibliothek 14 – Jean-Claude Carrière, Umberto Eco: Die große Zukunft des Buches
Wer sich wagt, fast zwei Jahre nach seinem Erscheinen noch etwas zu einem Buch zu sagen, ist unzeitgemäß: Am liebsten sollen Kritiken bereits erschienen sein, Wochen bevor ein neuer Band in die Buchhandlungen kommt. Warum eigentlich, können Bücher doch über Jahrhunderte Bestand haben und zeigt sich zudem auch erst im Laufe der Zeit, welche Bücher „überleben“ und welche „vergessen“ werden. Carrière und Eco sinnieren unter anderem über diese Frage. Was, wenn man ein Buch erst drei Jahre nach seinem Erscheinen lese, fragen sie sich. Dann könne man zumindest dem Drang danach, Bücher sofort zu lesen, nur weil sie gerade erschienen sind
WeiterlesenWie kommen Bücher zu mir / zu dir / zu Ihnen als Leser?
Ich stelle mir vor, über das ganze Land verteilt sitzen Literaturkritiker in ihren Kämmerlein und lesen Neuerscheinungen. Ich stelle mir deren Arbeitsplatz als ein ganz besonders gemütliches Sitzmöbel vor. Dort sitzen sie dann, neben sich auf einem Tisch oder auf dem Boden gestapelt die neuesten Rezensionsexemplare gerade erst gedruckter Bücher – der Geruch nach frischer Druckerschwärze ist noch stark ausgeprägt. Sie lesen und lesen und lesen; zwischendurch aber stehen sie kurz auf, setzen sich an ihren Schreibtisch und verfassen ihre Rezensionen. Wie kommen Bücher zu mir / zu dir / zu Ihnen als Leser (mp3) Es ist die Zahl an
WeiterlesenGedichtinterpretation: Johann Wolfgang Goethe, Der Sänger (1783)
Gedichtinterpretation: Johann Wolfgang Goethe, Der Sänger (1783) von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. ———— Diese Interpretation habe ich einmal nicht überarbeitet, sondern in der Fassung belassen, die normalerweise entsteht, wenn ich mich einem Gedicht gerade erst interpretierend annähere. Da kann sich schon einmal, während ich mich an das Gedicht herantaste, die Interpretationshypothese erst spät ergeben. Normalerweise beginnt in dem Status, in dem diese Interpretation hier gerade ist, ein zweiter Arbeitsprozess, in dem der Gedankengang geglättet, der rote Faden stärker erkennbar gemacht wird. Auf diese Fassung habe ich hier verzichtet, um auch
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Die richtig gemütlichen Orte an meiner Schule werden von den SuS sehr gut angenommen, aber eben nicht immer für den…