Lernlab Berlin 2013 – Alles wie immer. Oder: Das Netz kommt dann später dazu
Wie immer: Das Internet geht nicht.
Da will man mit Schülerinnen und Schülern lernen und lernt erst einmal die Macken der Technik kennen. Das dauert dann bis zum Mittagessen und nach dem Mittagessen hat dann ein Techniker sein bestes gegeben, um das Netz zum Laufen zu bringen. Und dann geht es.
Wie immer: Erst einmal geht das Internet nicht.
Wie immer: Lehrer und Lehrerinnen suchen nach Alternativen.
Es ist eine Binsenweisheit, dass im Unterricht was schief gehen kann und in der Regel auch wirklich oft schief geht. Deshalb hat man als Lehrer in der Regel einen Plan b, einen Plan c und manchmal muss man selbst im laufenden Unterricht noch einen Plan d oder gar e entwickeln.
Wie immer: Lehrerinnen und Lehrer sind dran gewöhnt, dass sie zu Alternativen greifen müssen.
Ich wollte mit einer Gruppe auf Etherpad arbeiten.
Etherpads liegen auf einem Server. Also muss das Internet funktionieren. Hat es aber nicht. Zwar waren in diesem Fall vor allem die LAN-Anbindung zu langsam und die Rechner auffällig schwerfällig, sodass die Verbindungen oft schneller abbrachen, als das System die Eingaben der Schüler speichern konnte. Eine Gegenprüfung mit eigenen Verbindungen via 3G- und LTE-Netz führte zumindest auf stabile Etherpads. Also wurden die kollaborativen Texte erst einmal nicht kollaborativ in OpenOffice geschrieben und dann entweder auf einem USB-Stick gespeichert, per E-Mail an das eigene Postfach geschickt – oder es gelang am Ende doch noch den einen oder anderen Abschnitt auf Etherpad unterzubringen. Es sollte ja um Inhalte gehen. Aber wie die TZI richtig sagt: Störungen nehmen sich Vorrang.
Im zweiten Unterrichtsblock, wie der erste dauerte er 90 Minuten, haben wir Schüler und Schülerinnen vernetzt. – Indem sich die Gruppen gegenseitig besuchten und die Schülerinnen und Schüler aus meiner Gruppe zu denen in der Gruppe André Spangs gingen, um mit diesen Texte und Musik zusammenzubringen.
Das war Vernetzung 1.0.
Ich habe gehört, die Oberstufenschüler der in diesem Jahr im ersten Jahr befindlichen Oberstufe der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule hätten zum ersten Mal mit Schülern der Mittelstufe zusammengearbeitet. – Vernetzung hat hier also funktioniert, wenn auch anders als erwartet 😉 – Ob sie für das geplante Video reicht, bleibt noch abzuwarten.
Außerdem haben sie die Oberstufenschüler mit den Unterrichtshospitanten noch in einen Sitzkreis gesetzt und über die Frage, wie Schule in zehn Jahren aussehen könnte diskutiert. Kluge Frage eines Schülers: „Ja, aber wie hat sich denn Schule in den letzten 10 Jahren verändert?“
Und was haben wir nun gelernt: Sollen Inhalte im Zentrum stehen, darf die Technik nicht auffallen, muss die Technik einfach funktionieren. Wenn wir also digtiale Lernmöglichkeiten in den Lernprozess integrieren wollen, heißt es, wir müssen Infrastrukturen schaffen, in denen das auch geht. Ob das nun ein Schulnetzwerk ist oder ob die Lernenden ihre eigenen Geräte dabei haben (Bring your own device – BYOD) und man z. B. das LTE-Netz so ausbaut, dass Schulen auf diesem Wege gut abgedeckt sind, ist dabei zweitrangig.
Und trotz aller Pannen haben alle Fassung bewahrt. Es war ja wie immer. Erst ging das Internet nicht, dann greifen Lehrer und Lehrerinnen auf Alternativen zurück. Im Zweifel steht das etablierte System analogen Arbeitens zur Verfügung und am Ende ist man gut durch den Tag gekommen, auch wenn da so ein Gefühl zurückbleibt, dass alles hätte anders laufen können.
Ist es aber nicht.
Hallo Kollege –
das kenne ich.
Vielleicht erstaunlich: Ich kann es auch mal als Herausforderung annehmen, sozusagen „sportlich nehmen“ und mich mit anderen Einfälle und auf Ausweichpfaden zum Ziel vortasten.
Erschöpfend wird es nur, wenn die Störungen sich fortdauernd „in den Vorrang spielen“.
Bin dankbar für Eure Arbeit und das öffentliche Teilen.
mit herzlichen Grüßen aus Freiburg
Als jemand, der mal „auf der anderen Seite“ war – also der zentrale Netzwerk-Hoschi für sämtliche Schulen im Schulträgerbereich, kann ich nur sagen:
seufz
Die meisten Probleme konnte ich recht fix auf die Lehrer zurückführen. Sorry, das so deutlich sagen zu müssen, aber wenn ich wiederholt Viren auf dem PC habe, die von einem bestimmten USB-Stick stammten, dann ist es nicht hilfreich, wenn der betreffende Lehrer mir langatmig erklärt, warum auf seinem hochheiligen USB-Stick kein Virus sein KANN, weil er doch den super-duper-Virenscanner drauf hat und der ganz bestimmt nix gefunden hat.
Nicht in den Steckdosen platzierte Stromstecker für Drucker: „Indernett geht nicht“.
Amoklaufende Landesmail: „Indernett geht nicht“ (in NRW ist der Maildienst, den die Landesregierung für offizielle Mails nutzt, chronisch unterdimensioniert. In den Pausen rufen ALLE Lehrer ihre Mails ab => Wartezeiten das man das Zeug per Snailmail hätte schicken können)
In einem sind wir uns aber einig: Technik wird nur angenommen, wenn sie auch funktioniert. Und das wird sie nicht tun, wenn man „gewachsene“ IT hat. Also so Sachen wie: „Oh, wir machen einen EDV-Raum“ vernetz OH, da ist doch noch ein Raum, machen wir den zweiten EDV-Raum und vernetzen die beiden Räume.
Und im Laufe der Zeit wird aus dem „Oh da ist doch noch“ irgendwann ein „oh, jetzt haben wir die ganze Schule vernetzt“.
Die Probleme sind dann echt Legion: Keine strukturierte Verkabelung, das heißt, ist eine Leitung tot, weiß man erstmal nicht mehr wo das Ding überhaupt liegt. Keine vernünftigen Schulserver, nur irgendwelche Selbstbasteleien. Keine gescheite Softwareverwaltung, jeder spielt irgendwas auf.
Datensicherung? Nö. Backups? „Isn datt?“
Und das geht endlos so. Was man da echt braucht, ist jemand, der weiß, was er tut und der das auch in den Budgetverwaltungen vertreten kann. Und da geht nur ein ganz oder gar nicht. Entweder man machts und dann richtig – oder man läßt die Pfoten davon.
Was in den SChulen aber stattfindet ist leider aber meist ein „ja, aber…“
Und zuallererst fehlen in fast allen Schulen, die ich kenne, gescheite Konzeptionierungen, was man mit dem Zeug überhaupt anstellen will.
ups, sorry.
Leider abgeschickt ohne nochmal die Rechtschreibung zu kontrollieren. 😉