Computer im Unterricht. Das digitale Paradox.
Es ist paradox: Schüler und Schülerinnen haben oft zuhause Zugang zu Computer und Internet und nutzen diesen intensiv. In Schulen gibt es, so eine Bibliothek vorhanden ist, für Schülerinnen und Schüler Zugangsmöglichkeiten zu diesen Medien außerhalb von Computerräumen.
Dennoch ist die Nutzung von Computern im Unterricht nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Die verlinkte Studie ist zwar eineinhalb Jahre alt, aber im Prinzip spiegelt sie die Wirklichkeit meiner Wahrnehmung nach weiterhin wider.
Dies allein wäre noch keine paradoxe Situation, wäre da jetzt nicht eine zweite Studie zu dem Schluss gekommen, dass auch die Lehrer und Lehrerinnen in ihrer übergroßen Mehrheit gut mit Computern und Internetzugängen ausgestattet sind. Sie nutzen diese zudem in vielen Fällen auch für die Vorbereitung des Unterrichts.
Das Paradox: Sowohl Schüler und Schülerinnen also auch Lehrerinnen und Lehrer nutzen PC und Internet in ihrem privaten Alltag und auch für die Schule; Lehrer und Lehrerinnen sind von den Zugangsmöglichkeiten her sogar überdurchschnittlich gut ausgerüstet. Und dennoch spielt der Computer im Unterricht vor Ort nach wie vor eine untergeordnete Rolle.
Dieses Paradox würde sich auflösen, wenn es eine pädagogische Entscheidung wäre zu sagen, dass der konkrete Unterricht in der Schule aus bestimmten, darstellbaren Gründen auf die Nutzung des Computers verzichtet. Solche (medien)pädagogische Entscheidungen spielen in der Regel aber eben keine Rolle, wenn man fragt, warum so wenig mit Computern im „normalen“ Klassenraum gearbeitet wird.
In den meisten Fällen bleibt das Paradox bestehen. Alle nutzen Computer, nur nicht im Klassenzimmen, denn in den Schulen spielt sich die Arbeit an Computern meist in PC-Räumen ab, die in begrenzter Anzahl verfügbar sind. Liegt der eigene Unterricht dann womöglich parallel zu einer Informatikleiste, ist es das ganze Schuljahr über nicht einmal theoretisch möglich, den PC im Unterricht zu nutzen.
Selbst wenn Schüler und Schülerinnen vom Auslandsjahr – meist aus angelsächsischen Ländern – zurückkehren und fragen, ob sie, wie sie es wohltuend erlebt haben, in der Schule den Laptop verwenden dürfen, verzichten viele darauf, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen: Entweder erlauben es nicht alle Lehrer und Lehrerinnen und man hat den Laptop dann für Einzelfächer dabei oder aber es zeigt sich, dass es für einen Schüler mit Laptop schon etwas seltsam ist, als einziger so zu arbeiten. Entsprechend ist der Unterricht oft auch gar nicht auf deren Integration hin ausgerichtet. Und wenn kein WLan in der Schule verfügbar ist, reduzieren sich die methodischen Einsatzgebiete des Laptops im Unterricht drastisch.
Selbst erfahre ich die Nutzung von Computern für die schulische Arbeit über die statistische (selbstverständlich anonymisierte) Auswertung der Suchbegriffe, die Besucher von herrlarbig.de über Suchmaschinen auf meine Website gebracht haben. Es handelt sich bei den TopTen nahezu ausschließlich um Suchabfragen, die sich um Texte drehen, die in der Schule gelesen werden. Das schließe ich daraus, dass ich mir anders nicht erklären kann, wie „Clemens Brenatano Sprich aus der Ferne“ der am häufigsten über Suchmaschinen Besucher auf herrlarbig.de bringende Suchbegriff ist.
Ich stelle mir das so vor: An dem einen Wochenende sitzen Lehrende zuhause und bereiten Unterricht vor. Neben den Fachkenntnissen aus dem Studium und analog vorliegendem Material schaut man, was das Internet an Material zu bieten hat, liest dies auch, bekommt vielleicht Anregungen, die dann in den Unterricht einfließen und gibt eine Hausaufgabe.
Anschließend sitzen die Schüler und Schülerinnen zuhause und arbeiten an der Hausaufgabe. Vielleicht sollen sie eine Interpretation zu einem Gedicht schreiben. Und „natürlich“ schauen auch die Schülerinnen und Schüler, was das Internet zum Thema zu sagen hat, stoßen auf die gleichen Artikel, die auch Lehrer und Lehrerinnen gefunden haben, lassen sich von ihnen anregen und diese Anregungen fließen dann wiederum in den Unterricht ein.
Der Lehrende erkennt die Gedanken wieder, die er sich selbst zu einem Thema gemacht hat bzw. die er auch im Netz gefunden hat – und ist wahrscheinlich zufrieden, denn die Schüler und Schülerinnen haben offensichtlich etwas gelernt.
Ob die Schüler und Schülerinnen aber gelernt haben, wie man, auch unter Zuhilfenahme externer Quellen, einen Text interpretierend erarbeitet, darf bezweifelt werden, ob es zu einem Kompetenzzugewinn auf Seiten der Lernenden gekommen ist, bleibt offen.
Aufgabenformate in Zeiten von Computer und Internet müssen überdacht werden. Darüber habe ich mir schon Gedanken gemacht. Und um an den Kompetenzen zu arbeiten, die nötig sind, um mit verfügbaren Ressourcen (in Bibliotheken, im Internet) umgehen zu lernen, ist die praktische Arbeit mit diesen Ressourcen im Unterricht nötig.
Dann kann man einen Text in eine Lerngruppe geben, der anspruchsvoll ist und die Entwicklung von Lesestrategien verlangt, die ein Verstehen ermöglichen. Wenn die entsprechenden Verstehensressourcen nicht verfügbar sind, muss der Lehrer erläutern, was nicht unbedingt dazu beiträgt, dass die Lehrerzentrierung von Unterricht reduziert wird.
Wenn kein Fremdwörterbuch im Raum verfügbar ist, kann nicht nachgeschlagen werden und der Umgang mit dem Wörterbuch nicht gelernt werden. Gleiches gilt, wenn die Nutzung einer Bibliothek nicht möglich ist oder verfügbare Internetzugänge, die dann meist privat bei den Schülern und Schülerinnen in Form eines Smartphones angesiedelt sind, womöglich nicht genutzt werden dürfen. Unter solchen Voraussetzung verweigert Unterricht den Lernenden die ihnen mögliche Autonomie, das eigenständige Lernen, zumindest ein Stück weit.
Dann werden entsprechende Geräte eben daheim verwendet. Nur dass dann ein Lehrender zum Beispiel nicht gemeinsam mit den Lernenden Strategien entwickeln kann, wie diese Instrumente effektiv genutzt werden können, ohne das Selbstdenken zu ersetzen.
Nein, es muss nicht jede Stunde mit dem Internet gearbeitet werden; es gibt auch Stunden, in denen z. B. im Deutschunterricht das „Sehen“ dessen gelernt werden soll, was in einem Text als Text zu entdecken ist. Aber da dies ja die eher üblichen Stunden sind, die durchaus sehr gut sein können!, lege ich hier die Betonung mal auf die Seite des außerunterrichtlichen digitalen Paradoxes, dass alle an Schule Beteiligten digitale Instrumente nutzen, aber eben nicht im Unterricht.
Wo aber liegen die Gründe dieses Paradoxes, dass Computer überall eingesetzt werden, auch in der Schule, denn Sekretariate ohne Computer sind undenkbar und die Computer im Lehrerzimmer in der Regel gut genutzt, aber eben nicht im Unterricht?
Und wenn dann Eltern einen Lehrer, der seine Unterrichtsvorbereitungen auf einem Tablet-Computer papierfrei im Unterricht vor sich hat, fragen, wie er zur Nutzung von Computern im Unterricht steht, ist das für mich durchaus ein Zeichen, dass es auch bei Eltern die Wahrnehmung des hier beschriebenen digitalen Paradoxes gibt.
Ich antworte Eltern dann in der Regel, dass ich freundlich zurückhaltend zur Nutzung von Computern im Unterricht stehe, denn über die Möglichkeiten von PC-Räumen hinaus, die beschränkt genutzt werden können, kann ich nicht erwarten, dass Schüler und Schülerinnen private Laptops mit in den Unterricht nehmen. Ich halte es durchaus für einen Unterschied, ob Eltern „nur“ Hefte kaufen müssen oder ob plötzlich ein Laptop oder TabletPC im Unterricht erwartet wird. Das Argument der Lehrmittelfreiheit betrifft Schulbücher, nicht aber Stifte, Papier, Taschenrechner etc. Aber von Eltern erwarten, dass ihr Kind einen Laptop oder ein Tablet für schulische Zwecke besitzt?
Ja: In Mathematik werden auf Kosten der Eltern Taschenrechner angeschafft; in Deutsch werden viele Lektüren für den Unterricht von den Eltern gekauft. Und ja: Viele ältere Schüler und Schülerinnen haben einen Laptop verfügbar, müssten also gar keinen zusätzlich kaufen.
Ich stehe „freundlich zurückhaltend zur Nutzung von Computern im Unterricht”. Das heißt, dass ich die Nutzung für Unterrichtszwecke grundsätzlich nicht verbiete, aber auch nicht erwarte. Faktisch bedeutet das vor allem, dass ich den Einsatz von Smartphones für klar definierte Unterrichtszwecke zulasse, solange nicht erkennbar ist, dass Lernende ohne diese Möglichkeit einen vermeidbaren Nachteil erleiden. Aber es hatten Schüler und Schülerinnen auch schon Laptops dabei, die ihnen dann aber zu schwer waren, um neben den Schulbüchern für ein Fach dauerhaft mitgeführt zu werden.
Natürlich dürfen Begriffe nachgeschlagen werden. Natürlich dürfen Quellen genutzt werden, solange entsprechende Nachweise erfolgen und ein wesentlicher, eigenständiger Denkanteil erkennbar wird.
Solche Lernprozesse müssen begleitet werden. Lehrende müssen selbst zeigen, dass Computer zum Arbeiten genutzt werden können und wie das geht. (sic!) Für mich ist das einer der Gründe, warum ich mit dem Tablet in den Unterricht gehe. Schüler und Schülerinnen verbinden mit solchen Geräten vor allem das „Herumspielen“ und reagieren oft erstaunt, wenn sie bemerken, dass da jemand mit arbeitet.
Wie sollen Schülerinnen und Schüler Kompetenzen für die Arbeitswelt erwerben, wenn das zentrale Instrument vieler Berufe, der Computer in all seinen Ausformungen, sie zwar ihre ganze Jugend begleitet, sie aber nicht medienpädagogisch begleitet das Arbeiten mit ihm erproben?
Das „digitale Paradox“ erweist sich mir nach längerem Nachdenken zunehmend als ein gesellschaftliches und politisches Paradox.
Sowohl Lehrer und Lehrerinnen als auch Schüler und Schülerinnen nutzen Computer, oft in der Form von Laptops – aber nur zuhause oder maximal noch im Lehrerzimmer. Die Geräte sind also in vielen Fällen vorhanden und verfügbar. Sie könnten im Unterricht genutzt werden.
Doch diese Nutzung wird nicht offensiv gefördert: Weder bieten die Kultusbehörden und Schulträger Lehrern und Schülern, die Rechner in der Schule nutzen (wollen) angemessene Infrastruktur (Anschluss an jedem Platz oder WLan), noch ist die Nutzung der Geräte im Versicherungsschutz enthalten, den Mitglieder einer Schulgemeinde genießen.
Gesellschaftlich wird mehr und mehr erwartet, dass Computer in der Schule eine größere Rolle spielen, aber es gibt keine Finanzierungsmodelle, an denen sich durchaus auch Gruppen beteiligen könnten, die besonderen Wert auf angemessen Kompetenzen von Schulabgängern legen. Es ist also nicht sichergestellt, dass alle Lernenden diese Arbeitsinstrumente verfügbar haben können.
Eine offensive Förderung würde aber vor allem bedeuten, dass Lernmaterial in digitaler Form in den Schulen und im Rahmen der Lernmittelfreiheit vorhanden wäre! Solange die Nutzung neuer Medien im Unterricht über die Nutzung im Rahmen von digitalen Präsentationen und audiovisuellem Material nicht hinausgeht, steht die Frage im Raum, wie Schule ihrem allgemeinbildenden Auftrag auf Dauer nachkommen kann, wenn das Erlernen und die Verwendung einer neu entstandenen Kulturtechnik, der Umgang mit Computern und digitalen Netzwerken, nicht wirklich zum zentralen Bestand des Lernens an Schulen gemacht wird.
Neben den Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens stellt der Umgang mit dem Computer und mit digital vernetzten Strukturen in meinen Augen tatsächlich etwas dar, das von ähnlich zentraler Bedeutung ist.
Lehrer und Lehrerinnen benutzen Computer, um dann analoges Material mit in die Schule zu nehmen. Schüler und Schülerinnen benutzen Computer und Netzwerke ebenfalls, um analoge Ergebnisse zu produzieren. Das digitale Paradox besteht auch darin, dass das digitale Arbeiten nahezu ausschließlich auf die analoge Verwertung hin erfolgt – und gerade so den Möglichkeiten und Ansprüchen kompetenten Umgangs mit digitalen Technologien nicht entsprechen kann.
Ich kann das nicht auflösen, ich habe ja mit Schule selbst eigentlich nichts zu tun. Aber ich möchte zumindest meine „Erlebnisse“ hier als Ergänzung festhalten.
Vor zwei Jahren habe ich an meiner alten Schule bei einem Projekt ausgeholfen (http://de.wikiversity.org/wiki/Benutzer:O.tacke/Projekttage_Mathematische_Modellierung). Die Lehrer haben in der Schule damals genau zwei Computer zur Verfügung gehabt, die sie zur Vorbereitung, usw. nutzen konnten. Uralt. Einer der Lehrer erzählte mir, dass er seinen privaten Laptop gerne auch in der Schule zur Vorbereitung nutzen würde, aber es ja kein WLAN gäbe. Er hat dann privat einen „Surf-Stick“ bezahlt…
Hier fehlt es an der Infrastruktur, genau wie du es beschreibst.
Einer Lehrerin habe ich damals einige Dinge gezeigt. Sie war ganz begeistert davon, dass ja jeder in Wikis ganz einfach etwas ändern konnte. Im Nachgang habe ich ihr dann ein paar Links geschickt, unter anderem zu den Hassfurt-Videos von der Bildungsexpedition. Dann noch irgendwas. Sie hat sich dann dafür bedankt, meinte aber, sie hätte gar keine Zeit, sich nebenbei noch so etwas alles draufzuschaufeln.
Hier fehlt es an zeitlichem Freiraum, sich überhaupt erst einmal damit zu beschäftigen, wie man Computer im Unterricht einsetzen könnte.
Und dann gibt es auch solche Fundstücke: http://www.olivertacke.de/2010/05/26/wir-brauchen-mehr-mediennutzungskompetenz-tun-wir-was-dagegen/
Hier würde es vorne und hinten mangeln.
Das Paradox ist, das dem Computer keine pädagogische Wertigkeit zugeschrieben wird. Die besonders engagierten nutzen ihn für eine Internetrecherche. Der Computer bleibt damit ein Werkzeug, kein Medium. Da fehlt es dann auch an weitergehenden didaktischen Fertigkeiten. Deine Beobachtung ist aber auch ein weiterer Hinweis, dass der Computer, den Unterricht und die routinisierten Abläufe verändern würde, er ist nicht einfach ein Ersatz für das Schulfernsehen. Es liegt also nicht an der Ausstattung, sondern an den Köpfen.
ich meine, die gefühlte paradoxie hat in diesem falle einfach damit zu tun, dass schule wenig – und seit den digitalen medien deutlich spürbar wenig – mit der welt und dem leben außerhalb ihres systems zu tun hat. die pädagogisierung des lebens reduziert die welt ja schon je und übernimmt – ohne die lernenden zu fragen – die vormundschaft für komplexitätsreduktion (genannt „didaktische reduktion“), was ich für überholt halte. die ganze welt und erst recht die sog. lebenswelt der lernenden muss stattdessen gegenstand des lernens sein. die komplexitätsreduktion muss, d.h. auch die genaue auswahl des lerngegenstands – unter coachinganleitung – der lernende selbst vornehmen. (das tut er ja außerhalb der schule auch schon immer.) die ansage der schule (und der meisten pädagogen in ihr), dass stellvertretend für den coachee und ohne seine mitwirklung im voraus reduktion vorgenommen werden muss, weil er nicht in der lage dazu wäre, ist unsinn. jedes psychische system reduziert komplexität selbstgesteuert – wenn die möglichkeit dazu gegeben ist! was wir als lehrer tun müssen, ist also nicht, welt zu pädagogisieren und zu reduzieren, sondern den schülern die möglichkeiten dazu zu geben, es selbst zu tun.
solange wir dies nicht tun, bleibt die von dir, Torsten, benannte paradoxie bestehen. sie ist bestandteil des systems schule und unterricht.
(das ist, warum ich sage, dass schule nicht verbessert, sondern überwunden werden muss als historisch antiquierte form der lernprozessgestaltung.)
eine folge der pädagogisierung und bevormundenden komplexitätsreduktion von welt – und damit der pädagogische ausschluss von lebenswelt aus dem lernen – ist nämlich auch der fast komplette ausschluss des digitalen mediums aus dem, was lernen im system schule genannt wird. nicht nur die schüler wissen nicht, dass man heutzutage am besten im netz und mit dem netz lernt – z.B. in selbstgesteuerten lernnetzwerken. auch die lehrer wissen es nicht. denn sie glauben nicht, dass sie mit dem computer „lernen“, sie denken nur daran, dass sie mit dem computer „arbeiten“ – und haben dann eine gerätetechnische vorstellung vom computer. d.h., dass sie dasselbe, was sie bisher mit papier und bleistift getan haben, nun im computer tun. sie scannen ihre alten arbeitsbogen ein und freuen sich, dass sie sie ohne tippex editieren können. oder: sie schauen in internetlexikon (vielleicht sogar bei wikipedia oder gottbehüte bei google) was nach, genauso, wie sie gestern ihren brockhaus oder den duden aufgeschlagen haben. (drum sagen sie auch: „nachschlagen im internet“ dazu). und das erstaunliche ist, dass die wenigen lehrer, die überhaupt in social media bzw. web 2.0 unterwegs sind, dies oft nicht als lernende tun und sich dabei nicht als lernende verstehen. sie bauen sich – wenn überhaupt – privatcommunities statt professionelle learning communities darin auf. manche halten es ganz absichtlich getrennt von ihrer arbeit. wenn sie aber gelernt haben, in social media zu lernen und sich dabei als lernende zu begreifen: dann wollen sie es nicht unbedingt genauso für ihre schüler! sie halten dann nicht etwa ihre schüler dazu an, personal learning networks aufzubauen und zu nutzen. sie nehmen wieder bevormundende didaktische reduktionen vor und limitieren den einsatz des computers, betten seinen gebrauch ein an bestimmten stellen des unterrichts (danach muss das phone, der laptop aber sofort weggelegt werden! denn sonst würden die schüler ja unkontrolliert herumspielen).
und wenn ausnahmsweise ein lehrer wirklich möchte, dass seine schüler frei mit den digitalen medien bei ihrem lernen umgehen – dann wundert er sich darüber, dass schüler glauben, diese geräte wären nur zum spielen da. mich wundert das!
langer rede kurzer
sinn:
schule als system (also alles: Lehrer, Pläne, Regeln, Ausstattungsprinzipien, Rhythmisierung, Prüfungen, Bewertungen und und und) muss ihr selbstverständnis neu konstruieren unter den bedingungen des internet. das bedeutet: es geht nicht darum, dasselbe mit einem neuen werkzeug besser zu lehren/lernen, sondern darum, institutionell die bedingungen zu ermöglichen durch bereitstellung von :
access zum internet rund um die uhr;
für kinder aus finanziell gebeutelten haushalten: persönliche geräte (auch mobiles für zuhause);
professionelle lerncoaches / lernmoderatoren für große und kleine gruppen und individuell;
org. rahmenbedingungen wie strukturen, räume, moderationsmaterial, nichtdigitales lernmaterial
all diese dinge sind bisher nebensachen im system schule gewesen. die hauptsachen waren: fremd bestimmt belehren, prüfen, bewerten. all das k.w. (kann wegfallen) im neuen system
Hm.. ich weiß nicht… Bücher riechen gut, sind sehr haptisch und strahlen kaum… Aber wenn eine Digitalisierung dazu beiträgt, dass endlich 20Jahre alte Atlanten aus den Schulbüchereien verschwinden.. dann bin ich dafür…
wie Lisa Rosa denke cih , dass bisher Computer sowenig Nutzung erfahren weil sie bei uns Lehrern (auch bei mir) bisher nur als besserer „Ersatz“ für Duden, Arbeitsblätter etc. gelten. Die meisten Unterrichtsmaterialien im Netz sind auch so ausgelegt und es sind auch sehr gute dabei. Nur stellt sich dann wirklich die alte Frage nach dem „besseren“ Werkzeug. In meiner Schule sind wir mit Computerräumen und Laptopwagen gut ausgestattet (W-Lan sollte irgendwann mal in allen Klassen funktionieren) trotzdem wiederstrebt es mir mit 30 schülern in einen engen und bald stickigen Raum zu gehen und vor allem in NWA oft auf „Second-Hand-Versuche“ zurück zu greifen. Ich selbst bin durchaus haptisch veranlagt und greife lieber zu „echten“ Büchern und (selbstverständlich) zu Experimenten die die Schüler selbst durchführen können. Eine echte Lernatmosphäre in Computerräumen habe ich bisher nur selten wenn in ITG erlebt und da sitzen bei uns nur 15 Schüler im Raum und ausprobieren, Regeln entdecken steht da im Vordergrund. Die Frage ist doch nicht ob Computer im Klassenraum sein sollten , sondern wie sie dort sinnvoll zum Lernen genutzt werden können. Ist der Artikel so einigermasen zusammangefasst ? 🙂