Betreff: „#Schultrojaner“ || Liebe Schulbuchverlage!
Liebe Schulbuchverlage,
während der Staat nach wie vor die Idee verfolgt, Privatunternehmen mit der Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationverbindungsdaten zu befassen, wählen Sie den umgekehrten Weg.
Sie haben mit den Kultusministern der Länder einen Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 Urheberrechtsgesetz (UrhG) abgeschlossen, in dem Sie die Schulträger beauftragen, für Sie zu kontrollieren, ob das Urheberrecht im Intranet der Schulen eingehalten wird oder nicht.
Zu diesem Zwecke soll eine von Ihnen verfügbar gemachte Software die Rechner im schulischen Intranet durchsuchen.
Wenn ich das richtig sehe, geht das nur, wenn Inhalte des Rechners mit einer Datenbank abgeglichen werden, da die Software ja sonst viel zu groß würde. Es ist also davon auszugehen, dass die Software den Schulrechner nach außen hin zumindest ein Stück weit öffnet. Dabei wird mindestens die IP-Adresse mit zu den Datenbanken übertragen. Es mag ja sein, was der VdS twittert, dass 0,0 Daten an Verlage übertragen werden, aber irgendwohin werden Daten übertragen, irgendwo werden die abgeglichen.
Mit ist es reichlich egal, wohin die Daten übertragen werden. Das ist gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass Sie Vereinbarungen treffen, die Lehrern und Schulen mindestens generell unterstellen, diese bräuchten die Präsenz einer solcher Kontrollsoftware, um davon abgehalten zu werden, womöglich rechtswidrige digitale Kopien anzufertigen. Weniger nett gedacht, stellen Sie die gesamte Lehrerschaft und alle Schulen unter Generalverdacht – und das völlig verdachtsunabhängig.
In der Regel gehe ich davon aus, dass man bei solch heiklen Dingen wie dem Zugriff auf einen Rechner, auf der niedrigsten Schwelle beginnt. Eine Beschränkung auf diese Ebene – die Schulrechner – passt jedoch nicht zur Logik Ihres Ansinnens. Es könnten ja auf Lehrerrechnern, also auf privaten Rechnern, digitale Kopien urheberrechtlich geschützter Bildungsmedien liegen, vielleicht auch auf dem Tablet-Computer eines Lehrers, auf dem Smartphone! Eltern könnten digitale Kopien angefertigt haben. – Und dann liegt es nahe, dass Verlage fordern werden, die verdachtsunabhänige Kontrolle auszuweiten. Das entspräche der Logik des von Ihnen und den Bundesländern vereinbarten Vertrages, so sehr Sie dieses Ansinnen zur Zeit auch abstreiten, so wenig Sie dieses Ansinnen zur Zeit vielleicht wirklich haben oder es für durchsetzbar halten, so liegt es meines Erachtens in der Logik des Überwachungsdenkens, dass Sie im Einvernehmen mit den Kultusministern verfolgen, insofern die Kultusminister die Tragweite der entsprechenden Regelungen im Vertrag bei dessen Unterzeichnung einzuschätzen vermochten.
Wenn mir jemand misstraut, dann begegne ich ihm mit Misstrauen.
Früher habe ich vielleicht die Preise von Schulbüchern als teuer empfunden, ärgerte ich mich über schlechte Unterrichtseinheiten in Schulbüchern, nervten mich veraltete Unterrichtsmedien. Ich hoffte darauf, dass Schulbuchverlage endlich stärker im digitalen Informationszeitalter ankommen würden, hätte aber nicht damit gerechnet, dass einer der frühen Schritte der Bildungsmedienanbieter der Generalverdacht in Sachen Urheberrechtsverletzungen digitaler Art gegenüber Lehrern und Schulen wäre.
Ich hätte eher gedacht, dass Schulbuchverlage auftreten und uns vorführen, wie toll das Arbeiten mit Computern ist, wie wunderbar digitale Unterrichtsmedien genutzt werden können, wie innovativ die damit möglich werdenden Unterrichtskonzepte sein können. Aber nein, sie scheinen digitalen Welten nicht viel zuzutrauen, außer dass sie zur Anfertigung von digitalen Kopien Ihrer analogen Medien genutzt werden könnten.
Eine solche Einstellung verhindert Innovation. Einen solche Einstellung verschreckt gerade die Lehrer, die bereits hochgradig vernetzt arbeiten und eigentlich für Sie als Zielgruppe und Multiplikatoren wichtig wären.
Nun haben Sie erreicht, dass gerade diese Lehrkräfte auf (noch größere) Distanz zu den Schulbuchverlagen gehen, ja, teilweise nicht einmal mehr der Meinung sind, dass ein Kommunikationsprozess sinnvoll sein könnte, weil die Schulbuchverlage alleine den Gesetzen der Ökonomie folgten. Sie haben mit dieser Regelung sehr viel Porzellan zerschlagen.
Ich kann mir die Entscheidung für Spyware auf Schulrechnern nur so erklären, dass der Vertrag von Leuten abgeschlossen wurden, die schon viel von den bösen Computern gehört haben, die in jedem Computernutzer eine Copyright-Verächter sehen, aber von den Arbeitsstrukturen vernetzter Art nur wenig Ahnung haben. Doch das kann die Tragweite jenes Paragraphen 6, Abschnitt 4 nicht relativieren.
Es geht mir wirklich nicht um das Ob der verdachtsunabhängigen Dauerdurrchsuchung von Schulrechnern im Auftrage der Schulbuchverlage. Es geht mir auch nicht um die Frage der Sicherheit der eingesetzten Software. Es geht mir nicht darum, ob Daten an die Verlage gehen oder ob diese beim Schulträger bzw. den Ländern bleiben. Es geht mir auch nicht darum, dass Schulträger und Länder mit dieser Art Software noch erweiterte Kontroll- und Überwachungsphantasien verbinden könnte. Nein, es geht mir nicht um eine Optimierung der verdachtsunabhängigen Durchsuchung von Rechnern der Schulnetzwerke, um eine Absicherung dieser Durchsuchung.
Es geht mir auch nicht darum, darauf hinzuweisen, dass es von klassischen Schullektüren gemeinfreie Ausgaben im Netz gibt und diese textgleich mit den entsprechenden Druckwerken aus Schulbuchverlagen sind. Wie soll eine Scannsoftware unterscheiden, ob jenes „Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zu vor“ aus einem Bildungsmedium entnommen ist oder aus der gemeinfreien Version des Fausts beim Projekt Gutenberg oder Zeno.org stammt?
Es geht mir darum, dass jener Paragraph 6, Absatz 4 mit keinem Wort auf der Website http://www.schulbuchkopie.de/ erwähnt wird, die vom VdS und der KMK gemeinsam verantwortet wird.
Es geht mir darum, dass uns immer angepriesen wurde, dass eine lehrerfreundliche Regelung zur Kopienfrage aus Schulbüchern gefunden sei, aber nie gesagt wurde, dass wir im Gegenzug Überwachungsmaßnahmen digitaler Art durch den Schulträger im Auftrage der Schulbuchverlage zu akzeptieren hätten. Die Personalräte wurden meines Wissens nach mit dieser Frage ebenso wenig befasst, wie die Datenschutzbeauftragten der Schulen.
Es geht mir darum, dass solche Entscheidungen zur Installation von Spyware an Grundüberzeugungen rütteln, die das Zusammenleben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung prägen: Freiheit, Vertrauen und nicht zuletzt der Respekt vor den geistigen Leistungen Dritter.
Dass dieser Respekt sich auch pekuniär auszahlt, meine ich in der Weise, wie sich vor allem die großen Schulbuchverlage kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse präsentierten, erkennen zu können. Nach verarmten, von Urheberrechts-Raubrittern ausgeraubten Verlagen sah das nicht aus. Dafür stehen auch faktische Zahlen.
Für Kopienrechte bekommen Sie dieses Jahr 7.300.000 (7,3 Mio.) Euro, 2014 sollen das, trotz Haushaltskonsoldierungen, schon 9.000.000 (9 Mio) sein. Das sind über 20% mehr in drei Jahren.
Außerdem scheint es so zu sein, dass das Copyright in großem Maße eingehalten wird. So weist allein die Klett-Gruppe für 2010 einen Umsatz von 465,3 Mio. Euro (465.300.000 Euro) aus. Und zur Jahresbilanz 2009 der Klett-Gruppe hieß es: „Erfreulich entwickelte sich auch das Geschäft mit Schulbüchern, das weiterhin die stärkste Säule der Klett Gruppe ist“.
Diese Zahlen sprechen meines Erachtens gegen eine Generalverdacht gegenüber Lehrern und Schulen. Es wird bestimmt Fälle geben, in denen (wissentich oder unwissentlich) das Urheberrecht verletzt wird. In diesen Fällen ist auch mit angemessenen Mitteln darauf hin zu wirken, dass es eingehalten wird. Es gibt aber starke Indizien, dass das Urheberrecht zumindest so eingehalten wird, dass sich das Geschäft mit Schulbüchern „erfreulich entwickelt“.
Ebenso macht der Cornelsen Verlag und die dazu gehörende Verlagsgruppe laut eigenen Angaben 450 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Auch dies ist kein Indiz, dass Lehrer in Massen Urheberrechtsverletzungen begingen, auch wenn die Bildungsmedienverlage genau davon auszugehen scheinen.
Aber auch darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, dass es Grenzen gibt, die nicht überschritten werden dürfen, soll es nicht zu nachhaltigem Vertrauensverlust kommen, der sich vielleicht irgendwann auch ökonomisch niederschlägt.
Nach meinem Eindruck haben die Schulbuchverlage und die KMK diese Grenze im Paragraphen 6, Abschnitt 4 des Gesamtvertrages zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 Urheberrechtsgesetz (UrhG) überschritten.
Es wird spannend zu beobachten sein, ob diese Regelungen die Gerichte beschäftigen und zu welchem Schluss diese kommen werden. Meine Bedenken bestehen im Bereich des Datenschutzes, der Rechte der Mitarbeiterinnen und MItarbeiter im Schuldienst, der Einbindung der Personalräte und Datenschutzbeauftragten an den Schulen.
Meine Bedenken bestehen dort, wo ich persönlich den Eindruck gewinne, dass der freiheitlich-demokratische Grundkonsens, der Überwachung nur im konkreten Verdachtsfall rechtsstaatlich absichert, von Überwachungs- und Präventionsphantasien mehr und mehr ausgehölt wird.
Dieser „Schultrojaner“ ist in meinen Augen ein Mosaikstein in einer immer mehr um sich greifenden Überwachungsunkultur. Diesen Kulturwandel sehe ich mit großer Sorge. Deshalb empöre ich mich.
Liebe Schulbuchverlage, sprechen Sie mit uns Lehrern, wenn Sie sich Sorgen ums Copyright machen. Fragen Sie uns, wie Sie uns in digitalen Zeiten mit ihren Angeboten entlasten können, dann werden wir ihre Angebote im Rahmen der verfügbaren Budgets auch nutzen.
Machen Sie nicht den Fehler, uns als Lehrer und Lehrerinnen unter Generalverdacht zu stellen. Wenn Sie dies gar nicht im Sinn haben, dann unterlassen Sie doch bitte Maßnahmen, die in diese Richtung (miss)verstanden werden.
Ja, im konkreten Verdachtsfall haben Sie natürlich alle rechtlichen Möglichkeiten, gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Präventiv die Lehrerkollegien von Schulen in die Sippenhaft von Spyware zu nehmen trägt zumindest dazu bei, dass meine Überlegungen zum wesentlich verstärktem Materialaustausch unter Kollegen – inklusive Peer-Review-Prozessen – gerade wieder zunehmen.
Diese neue Kultur des Tausches selbst erstellter Materialien unter Lehrern und Lehrerinnen mag sich nicht von heute auf morgen entwickeln, aber zum.de und andere haben damit begonnen. Digitale Möglichkeiten haben die Bereitstellung von selbst erstellten Materialien deutlich erleichtert und zeigen bereits heute, dass Lehrer und Lehrerinnen unabhängiger von Verlagen werden.
Ich vertraue darauf, dass Sie als Schulbuchverlage gerne auf das Image verzichten, in einer Reihe mit den aktuellen Diskussionen um Staatstrojaner genannt zu werden. Der Begriff „Schultrojaner“ macht zumindest schon die Runde.
Ich vertraue darauf, dass Sie als Schulbuchverlage nicht einmal in die Nähe der Spekulation gerückt werden wollen, von Ihnen beauftragte Softwareentwicklungen könnten unsicher sein und zum Datenschutzproblem werden.
Ich vertraue darauf, dass Sie den Aufschrei im Netz an diesem 31. Oktober 2011 gehört haben und uns zu erkennen geben, dass Sie Lehrern und Schulen grundsätzlich vertrauen und ausschließlich in begründeten Verdachtsfällen rechtsstaatliche Mittel einsetzen werden, um bestehendes Urheberrecht durchzusetzen.
Mein Dank gilt netzpolitk.org. Dort wurde das Thema zuerst aufgegriffen und dann auch noch weiter verfolgt.
Vielen lieben Dank für diesen ausführlichen Beitrag zum Thema, ähnliche Gedanken hatte ich auch zu diesem unsäglichen Drama, nur wie immer fehlte mir die Zeit es zu verbloggen.
Intranet ist Intranet, da gibts keine Leitung nach draussen, dafür ist es gar nicht vorgesehen in den Schulen. (Wobei es techn. möglich ist.) Sobald diese Leitung geöffnet wird, kann mann mit der entsprechend programmierten Software alles auslesen, aber auch alles. Das kennen wir vom Bundestrojaner/Staatstrojaner.
Liebe Grüße aus Berlin
Doreen Kröber
Ein Armutszeugnis. Die StaSi lebt wieder auf. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
Klasse Artikel, und sehr interessant mal zu lesen, wie es ein betroffener Lehrer sieht. Ich finde es auch sehr bedenklich, das Schulen sich zum Instrument von Verlagen machen lassen, wohl auch aus mangelndem Wissen um die Brisanz und Tiefe der Thematik.
Danke für den offenen Brief. Ich schließe mich an und hoffe, dass die Verlage noch die Kurve kriegen.
Ein wirklich gelungener Artikel. Sehr sachlich vorgetragene Empörung. Ich hoffe sehr das die allgemeine Aufmerksamkeit mehr auf dieses Thema gerichtet wird.
Danke ,Thorsten, für diesen offenen Brief an die „Liebe(n) Schulbuchverlage“. Wie kommt er dorthin? Vielleicht überbringt ihn @ciffi zum f2f-Gespräch als Internet-Ausdruck?
Für mich besonders interessant sind die Umsatzzahlen.
Ich bin nun weniger moralisch empört über das verletzte Vertrauen, denn in unserer Gesellschaftsformation (um mal nicht den speziellen Namen dafür zu nennen hüstel) ist das sowieso kein Merkmal für den Umgang mit Kunden bzw. Nutzern. Von den „Liebe(n) Schulbuchverlagen“ irgendetwas zu verlangen, was die Profitmaximierung stört, ist nicht Bestandteil des Systems.
Mich empört etwas anderes:
Im Gegensatz zu den wissenschaftlichen und Belletristik-Buchverlagen ist die Schulbuchbranche staatlich gestützt durch das Bildungssystem, das wie kein anderes auf der Welt eisern am Schulbuch-booklearning festhält, egal wie weit wir schon ins digitale Zeitalter vorgerückt sind.
Und noch: Ich musste die Schulbücher meiner Kinder in den letzten Jahren zweimal bezahlen, obwohl man nicht richtig damit arbeiten konnte, denn die zum Teil völlig veralteten und oft zerlesenen Teile waren nur geliehen! Das eine Mal mit meinen Steuern, von denen die im OECD-Vergleich recht geringen Bildungsausgaben finanziert werden, das zweite Mal mit einer Leihgebühr von 100 Euro pro Halbjahr und Kind. (Das machte pro Jahr 400 Euro und drum konnte ich mir noch kein tablet kaufen, obwohl ich es dringend für meine Weiterbildung brauche.)
Dass Bildung eine Ware ist – wie alles in unserer Gesellschaftsformation (ich nenne den Namen nicht mehr, seit er wieder zu nennen schick ist) – sieht man in Deutschland vor allem an der Ware Schulbuch, das sich heute gerne anmaßend Bildungsmedium nennt. Naja, im digitalen Zeitalter ist das Hauptbildungsmedium das Internet. Dort gibt es immer mehr und ohne Ende OER – open educational resources – und natürlich auch zunehmend alles, was die Kultur hervorgebracht hat und hervorbringt, und was noch nicht didaktisch zugerichtet ist, sondern noch im wertvollen Originalzustand sich befindet. Und natürlich könnte es globale tolle Konzepte geben, dass jedes Land sich bemüht, seine besondere Kultur ins Internet einzupflegen, damit sie beitrage zur Menschheitsbildung. Stattdessen wird das Geld für Schulbücher zum Fenster hinausgeworfen, es ist ein Jammer!
Schlimm ist allerdings, dass Schule als Subsystem der Gesellschaft in ihrer gegenwärtigen Formation offenbar – neben allen innovativen Tendenzlein, die sie vielleicht auch entwickelt – vor allem die fette Tendenz hat, dafür zu sorgen, dass es auch noch längerfristig im digitalen Zeitalter den Profiten der Schulbuchverlage nicht an den Kragen gehe. Der Schulbuchtrojaner ergänzt hier als Profitsicherungsmaßnahme wunderbar den Kinderschutzfilter, der dafür Sorge trägt, dass die Nutzung des Netzes (z.B. durch OER und Social Media) als prominenter Lernort möglichst verhindert wird, auf dass den Schülbüchern nur ja keine Konkurrenz entstehe – wohlgemerkt eine äußerst potente Konkurrenz.
Ich habe es gerade erleben müssen: Damit unsere SchülerInnen lernen konnten, mussten wir sie zeitweise nach Hause an ihre privaten Computer schicken, weil sie nur dort die aufregenden, motivierenden und wirklich bedeutsamen Bildungsmaterialien erreichen und bearbeiten konnten. Das muss man sich ja mal vor Augen halten: Bildung funktioniert bei Weiterverfolgung dieser Trojaner-Filter-Tendenz nicht mehr in der Anstalt. Sondern um Bildung zu er langen, muss man stattdessen der Schule und ihren merkwürdigen Lernverhinderungsmaßnahmen zu entkommen suchen! Das Stützen der Schulbuchverlagsinteressen wird alles andere als dazu beitragen, dass unsere eh veralteten Bildungssysteme endlich zukunftsfähig werden.
Der Trojaner und der Filter sind Merkmale eines rückwärts gewandten Kulturkampfes in der Übergangsgesellschaft zur Wissensgesellschaft und wirklichen Lernkultur. Aber nicht die Werte des Buches, der Aufklärung, usw. sollen in Wirklichkeit von den Anachronisten der lieben Schulbuchverlage geschützt werden – wie leider recht naiv mancher meint – , und schon gar nicht die Urheberrechte der Autoren, sondern ein absterbendes, weil nicht zukunftsfähiges Gewerbe, das eigentlich schon agonieröchelnd am Rande der Gesellschaft herumliegen würde, wenn, ja wenn nicht das Bildungssystem (incl. seiner Politics) es um den Preis der Verhinderung von Lernen und Zukunftsfähigkeit der nächsten Generationen so fleißig beatmen würde.
Und um das mal klarzustellen, weil es an anderer Stelle immer fehlverstanden wird: ich lese den ganzen Tag (wenn ich nicht schreibe oder unterrichte). Ein Großteil davon besteht immer noch in der Lektüre von Büchern – weil manches an tieferer Erkenntnis eben ein so großes Monografie-Format braucht. Aber wenn es denn mal alle gedruckten Bücher, die ich wichtig finde, als ebooks gäbe, würde ich meine unnötigen Quadratmeter, die ich teuer mieten muss, um das viele „haptische“ Material abzustellen und abzustauben, mit Freude kündigen.
ach, lieber herrlarbig, jetzt sehe ich grad oben die Anweisung: „Bitte diskutieren Sie sachlich!“ Und sachliche Empörung ist grad beliebt. Ja tut mir Leid, ich liebe die Polemik – da wo sie hingehört. Und wenn nicht hierhin, wohin dann?
Lieber Thorsten,
sehr beeindruckend, wie du die Situation analysierst und den offenen Brief formulierst.
Um ganz fair zu sein möchte ich gerade dem erwähnten Cornelsen-Verlag aber positiv bescheinigen, dass er einer der wenigen ist, der sich um sinnvolle digitale Produkte bemüht. Ganz konkret denke ich daran, dass ich tatsächlich für den Preis eines Schulbuches eine digitale Version in der Klasse für eine Projektion benutzen darf. Ich darf es nicht ausdrucken, aber immerhin zeigen.
Und so reagiert ein verantwortlicher Minister auf die Debatte: http://www.schleswig-holstein.de/MBK/DE/Service/Presse/PI/2011/November11/III_Schultrojaner.html
Also, mein Schwager ist stellvertretender Schuldirektor an einem Gymnasium mit ca. 1200 Schülern, seine Frau, meine Schwester, gründet gerade einen Lehrbuchverlag (Medizin).
Einhellige Meinung der Beiden:
Es wird fast nirgendwo so viel kopiert, wie an Schulen.
Die Steigerung sind dann noch mal die UNIs.
Ohne Kontrolle geht es nicht.
Ob man die durch einen „Spyware“ realisieren muss, kann man sicher kritisieren, aber dann muss man auch andere Lösungen vorschlagen.
Vertrauen reicht da nicht aus.
Ich arbeite in einer Behörde als Computerforenisker und habe meine Lizenzen für jegliche Art von Software nachzuweisen.
Und nun mal ehrlich, 465,3 Mio. Umsatz und nur 20,7 Mio. Gewinn vor Steuern. Das ist nicht gerade exorbitant viel.
Da ist die GEZ mit ihren Forderungen für Liedtexte in Kitas deutlich schlimmer.
Dieser Beitrag wird von der Frankfurter Rundschau zitiert. Hab ich gerade entdeckt. Und die keinen Backlink gesetzt haben, mache ich das für die 😉
Die Beobachtung, dass an Schulen extrem viel kopiert wird, ist sicherlich richtig. Richtig ist vom Prinzip her auch, dass die Verlage und Autoren natürlich für ihre Leistung bezahlt werden wollen. Was bei der ganzen Diskussion jedoch bisher nicht thematisiert wurde ist die Frage, WARUM denn in Schulen so viel kopiert wird. Lehrer kopieren ja nicht aus Bösartigkeit oder weil sie Verlagen schaden wollen. Lehrer kopieren Materialien, weil sie guten, ansprechenden, interessanten, vielfältigen Unterricht machen wollen. So wird es übrigens auch allenthalben von uns von Seiten der entsprechenden Ministerien gefordert.
Meine Schule hat Klassensätze von zwei verschiedenen Musikbüchern angeschafft. Hier zu Hause besitze ich aber sechs verschiedene Musikbücher. Hin und wieder stelle ich fest, dass ich Materialien aus dem einen Musikbuch gut im Unterricht einsetzen könnte – darf ich aber gar nicht, zumindest nicht, wenn ich etwas einscannen und in ein Arbeitsblatt einbauen möchte.
Einige Kollegen werden nun aufatmen und sagen: „Siehst Du, gut, dass ich immer kopiert, geschnippelt und geklebt habe – diesen ganzen Computerkram fand ich ja schon immer beängstigend.“
Nur: Nimmt man es ganz genau, darf man gar nichts mehr kopieren, denn die meisten der heute vorhandenen Kopierer haben zumindest einen digitalen Zwischenspeicher, so dass jedwede Kopie, die damit angefertigt wird, nur scheinbar analog (und damit, unter bestimmten Bedingungen, legal) ist.
Die Situation ist also diese:
Die Verlage möchten Bücher und Hefte verkaufen, die Lehrer möchten (und müssen) aus einem großen Materialpool schöpfen, es ist aber nicht genug Geld da, dass die Schule alle sechs Musikbuchreihen in Klassenstärke anschafft. Die Verlage wissen darum und wollen nun die Kollegen kontrollieren, digitales Kopieren einschränken und natürlich, letztlich, mehr Geld verdienen, weil sie sich erhoffen, dass nun mehr Bücher gekauft werden.
Welche Lösungsansätze gibt es?
Ich glaube nicht an Lisa Rosas Credo von den digital verfügbaren Materialien, da ich ein zu großer Fan der Didaktisierung und der didaktischen Reduktion bin als dass ich mir vorstellen kann, Schüler „einfach so“ aufs Internet loszulassen. Jeder, der mal versucht hat, die wirklich wichtigen Informationen aus dem Wikipediaartikel über Johann Sebastian Bach für ein Referat heraus zu destillieren, wird verstehen, warum ich das keinem Achtklässler zumuten kann und warum es unter Umständen gut sein kann, Informationen vorher reduziert und didaktisiert auf einer Doppelseite aufbereitet zu haben.
Also bleibt mir als Lehrer eigentlich nur, sämtliche Materialien komplett selbst zu erstellen, ohne dabei auf Vorlagen aus Verlagswerken zu setzen. Das würde für die Verlage bedeuten, dass die Lehrer gar keine Bücher mehr für den Hausgebrauch anschaffen – schließlich dürfen sie eh nicht verwendet werden. Den Verlagen entstünde ein realer wirtschaftlicher Schaden, da Einnahmen wegfielen, die momentan sicherlich nicht zu verachten sind, da LehrerInnen Bücher und Hefte momentan für den Einsatz zu Hause (und die Verarbeitung in Arbeitsblättern) kaufen. Als Lehrer werde ich das aber nicht leisten können, da schlicht und ergreifend die Zeit fehlt, Musikstücke selbst zu setzen, Notenbeispiele zu kolorieren, Infotexte zu verfassen, etc.
Bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit: Ich verzichte als Lehrer darauf, mir Zusatzmaterial zu kaufen und auch darauf, Arbeitsblätter mit Zusatzmaterial für meine Schüler zusammen zu stellen. Stattdessen nutze ich als Material nur noch das EINE Musikbuch, das in der Schule vorhanden ist. Konsequenz daraus: Den Schulbuchverlagen gehen Einnahmen verloren, weil ich eben keine über die in der Schule vorhandenen Bücher anschaffe; der Unterricht wird an Qualität verlieren, da weniger abwechslungsreiches Material eingesetzt werden wird.
All diese Ansätze haben ein Problem: Sie gehen auf Kosten der Schüler. Wie gesagt, Verlage und Autoren haben ein gutes Recht, für ihre Arbeit auch Geld zu verlangen. Ich veröffentliche selber häufig genug in der Fachpresse um sagen zu können, dass ich mich auch über die Tantiemen freue, die ich mit einem Artikel einnehme.
Aber ich denke, es müssen NEUE Lizenzmodelle her. Die Existenz des Computers ist nicht zu leugnen und auch das Vorhandensein von Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Rechner arbeiten, ist ein Faktum.
Vielleicht ist ein Lizenzmodell wie bei iTunes denkbar: Dort hat die Musikindustrie verstanden, dass man Musik auch ohne DRM verkaufen kann. Ich kaufe 98% aller Musik und aller Hörbeispiele bei iTunes. Weil es so wunderbar bequem ist – selbst wenn ich wollte, ich hätte gar keine Muße mehr, irgendwelche Filesharingprogramme zu durchsuchen. iTunes öffnen, Titel suchen, ein Musikstück finden, einmal 99 Cent bezahlen dafür eine Audiodatei mit perfekte Metadaten – das ist ganz fein.
Wäre Ähnliches nicht auch für Verlage denkbar? Vernünftige Arbeitsblätter im Word-Format, zum Downloadpreis von 99 Cent? Vielleicht ein „eduTunes“, hinter dem ALLE Schulbuchverlage stehen? Cornelsen geht mit seinem Downloadportal für Lehrer hier bereits in die richtige Richtung. Wenn sich die Verlage zusammentun können, um einen „Schultrojaner“ (ich bin mir über die fachliche Unschärfe bei der Nutzung des Wortes „Trojaner“ bewusst) zu beschließen und entwickeln zu lassen, dann doch sicher auch um „eduTunes“ zu entwickeln.
Ich bin mir sicher, die Anzahl derer, die sagen „bevor ich da jetzt lange Kollege XY frage, ob ich von ihm was kopieren darf, zahle ich lieber fix die 99 Cent“ wäre extrem hoch.
Ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird – sollten die Verlage nicht von der Kontrollwut abrücken, freue ich mich zumindest darauf, in Zukunft auf die Anschaffung von Zusatzmaterialien verzichten zu können – das gibt dann auch eine ganze Menge Regalmeter frei 😉
Sparen Sie sich das Geld für die Schulverlage. Investieren Sie lieber in frei zugängliches Wissen. Teilen Sie sich das Wissen untereinander auf.
Die Verlage werden darum betteln in ihrem Projekt mitmachen zu dürfen.
Die Aufmerksamkeit, die das Thema generiert ist hervorragend!
Ich selbst bin soetwas wie das digitale „Anhängsel“ einer Lehrer-Familie und immer wieder entsetzt, wie analog und unvernetzt das Denken und Handeln in „der Schule“ immer noch ist. Man kann nur hoffen, dass hier genug (berechtigte) Empörung entsteht, um nachhaltig positiv zu wirken.
Wie eine technische Umsetzung funktionieren soll, die nicht automatisch sämtliche Inhalte der Schulserver nach außen transportiert ist mir vollkommen schleierhaft. Ein derartiges Projekt, wenn es auch nur in Teilen funktionieren und zugleich rechtens sein sollte, müsste m.E. Millionen verschlingen und „erwischen“ würde man lediglich die Unbedarften.
Es zeight sich also wieder einmal, dass „die Entscheider“ von der digtalen Welt, in die wie die Jugend erziehen (oder ihr folgen?) überhaupt keine Ahnung haben. Meiner Erfahrung nach weder die auf Seiten der Ministerien/Politik, noch auf seiten der Unternehmen/Verlage.
Ein guter Grund für alle Lehrer mit dafür zu sorgen, dass sich das bald ändert. Werft das Papier auf den Müll und vernetzt Euch gegenseitig. Wenn nur die Lehrer an 3 Schulen jeweils Ihre Anstrengungen in der Unterrichtsvorbereitung digital abstimmen würden, wären Kopien oder Projezieren aus (fast immer) veralteten Schulbüchern überflüssig.
@ Lisa Rosa:
nur mal so nebenbei: Über die Lehrmittel, speziell die Bücher entscheidet das jeweilige Kultusministerium. Solange dort verlangt wird, dass zu neuen Richtlinien pasende Bücher erstellt werden, machen das die Verlage und müssen sich ziemlich genau an die Richtlinien halten, sonst kommt das Buch nicht durch die Begutachtung.
Wie alt die Bücher sind, liegt weniger an den Verlagen sondern daran, wie lange das KuMi braucht um neue Richtlinien zu erstellen (in NRW zog sich das Jahrzehnte hin) und wie schnell oder langsam der Schulträger die Bücher erneuert (bzw. welche Regelung da existiert).
Die Misere nur den bösen Verlagen in die Schuhe zu schieben, ist ein wenig zu kurz gedacht. Die Verlage sind z.Z. vor allem die Getriebenen, weil reihrum neue Schulformen und entsprechend neue Richtlinien entstehen, für die es dann am besten gestern neue Bücher geben soll.
@ le tob: von „bösen“ schulbuchverlagen war bei mir ganz sicher nicht die rede. überhaupt fände ich zwei unterscheidungen treffen zu können äußerst sinnvoll für das verständnis der sache ebenso wie für das verständnis meiner beiträge:
1. normativ wertendes / analytisches
ich äußere mich in dieser sache absolut nicht normativ wertend (schon gar nicht nach „böse“ oder „gut“), auch wenn ich polemisierende darstellung wähle, soll immer ein analytischer blick auf die dinge gemeint sein. mag gut sein, dass dieser falsch ist, dass ich mich täusche! aber ich will weder irgendetwas ab- (bücher), noch etwas anschaffen (internet). ich beobachte, was sich tut und meine, tendenzen feststellen zu können.
2. Personen / soziale Systeme (bzw. Organisationen bzw. Institutionen)
Ich spreche nicht über Personen, sondern über Systeme, und ich habe in meiner Polemik nichts den „bösen Schulbuchverlagen“ – diese sind Organisationen besonderer Art, und können schon gar nicht böse sein – zugeschoben, sondern gerade einen Aspekt deutlich gemacht, der zeigt, wie sehr die Schulbuchverlage untrennbar zum Bildungssystem insgesamt gehören.
Deine Ausführungen zu den Vorgaben, die die Schulbuchverlage in eben diesem System regelhaft zu bedienen haben, sind richtig und ein anderer Aspekt dieser Systemabhngigkeit! Gleichzeitig wird diese gräßliche Gängelung der Verlage durch das bildungssystem auch wieder aufgewogen durch den Aspekt, den ich darstellte: Die Abnahmegarantie der Ware durch den Staat (incl. doppelter Leihgebühren wie dargestellt). Daran sieht man, dass diese Verlage eben keine normalen kapitalistischen Risiko-Unternehmen darstellen, die auf „freiem Markt“ usw. Denn alle Schulen haben z.B. Geschichtsbücher von allen großen Verlagen.
Systeme transformieren sich koevolutionär in allen ihren Systemaspekten: Das Edusystem wird sich radikal verändern (bei Strafe des Untergangs) und damit auch ko-abhängig das Schulbuchverlagswesen … das ist weder böse noch gut, sondern: es ist, man sieht’s doch schon 😉
@Sebastian Dorok ich war ja auch 20 J Musikleherin und weiß wovon du sprichst. Ich habe Schülbücher immer nur als Steinbruch benutzt, wie sonst? und natürlich eigene Texte für Arbeitsblätter gemacht. So wäre nach unserer Erfahrung eigentlich das gute Geschäftskonzept für Schulbuchverlage an diesem Steinbruchbedürfnis anzuknüpfen. Das aber geht eigentlich am besten digital.
Mein Internet übrigens besteht net bloß aus Wikipedia. Ich will dir hier nicht die google machen, das können die SuS schon selbst – oder wenn du willst, kannst du ihnen ja auch was vorgoogeln. bloß schnell, was ich grad zackzack unter der Suche „JSBach für Kinder“ gefunden habe:
http://www.bach.de/leben/index.html
(ist doch nett!)
Lieber Herr Lehrer!
Sie möchten vielleicht diesen Flüchtigkeitsfehler tilgen: „….aber nicht damit gerechnet, dass einer der frühen Schritte der Bildungsmedienanbieter der _____Gernalverdacht_____ in Sachen Urheberrechtsverletzungen digitaler Art…“
Sie sehen, dass ich Ihren Beitrag aufmerksam gelesen habe. Es lohnte sich ja auch. Danke für Ihre – aus meiner Sicht – notwendigen Worte.
Danke für den Hinweis. Der Flüchtigkeitsfehler ist getilgt.
okeh, was da Vertraglich abgelaufen ist, dient der Gewinnmaximierung Einzelner-hier den privaten Verlagen.
Bis dato haben die Manager dieser Verlage es nicht auf die Reihe bekommen, Schulbuecher in elektr. Form auf den Rechner oder das Tablet fuer die Allgemeinheit zur Nutzung zu bringen.
Alte Koepfe koennen auch kluge Ideen haben, aber dieses Entscheidungsmanagement in seiner analogen Kruste brauch kein Mensch…Wenn SIE es also so wollen, durchforsten wir die Schulbuecher nach Plagiaten-nennen sie beim Namen und warten der Anzeigen die auf dieses Management zukommen.
System schlaegt man nur mit System…
Liebe Lehrer, jeder weiß doch, wie viel in Schulen (legal und illegal) kopiert wird. Doch warum nutzen die Schulen nicht kostenlose Angebote? Wir sind Hersteller für industriell eingesetzte Software zum Messen, Auswerten und Visualisieren von Daten. Quasi als „Abfall-„produkt bieten wir diese für Schulen (und Unis) zur kostenlosen Nutzung an. Verschiedene Schulen im Umkreis (Chemnitz) setzen diese bereits ein: Physik, Mathe, Chemie, Informatik, etc. Damit können auch die ganzen (ich glaube nur noch für Schulen produzierten) „Taschenrechner“ wegfallen, die von den Eltern immer mit Widerwillen gekauft werden müssen. Das alles geht dann auf überall vorhandenen PCs (übrigens Windows, Linux und Mac). Da wir unser Geld in der Industrie verdienen, können wir hierfür nicht noch Lobbyarbeit leisten, dies müsste aus dem Schulbereich kommen.
Respekt! Ich glaube, dieses mal haben die Herrschaften überzogen. Jetzt kommt es darauf an, digitale Schulbücher unter CC-Lizenz zu entwickeln. Dann ist 2014 Schluss mit dem Verlagstheater.
Gut, dass ich bei der Anschaffung von Schulbüchern mitentscheiden darf. Da die Verlage Geld verdienen wollen und ich nichtüberwacht werden will, habe ich für mich beschlossen, Verlage die bei uns im Hause eine solche Überwachung durchführen wollen, aus dem Kanon der beschaffbaren Bildungsmedien zu streichen.
MfG
DM
Dank an Torsten Larbig für diesen gelungenen offenen Brief an die „lieben (?) Schulbuchverlage“!
Nötig wäre auch ein solcher Brief an die Schulen, die Lehrer und die Schüler, um sie auf das skandalöse UrhG aufmerksam zu machen. Oder wird an der „Penne“ vor allem gepennt? Ich meine nicht, denn:
Die Einen (Lehrer und Schüler) , die an der „Penne“ schon immer gepennt haben, nichts davon halten, ihre „Schüler fit für das Informationszeitalter“ zu machen und lieber in der analogen Medienwelt verharren, werden natürlich weiter pennen. Die brauchen sich dann auch keine Sorgen über den „Gesamtvertrag“ zu machen.
Die Anderen (Lehrer und Schüler), die die Zeichen und Medien der Zeit erkannt haben und im Unterricht mutig und aktiv nutzen, sollen jetzt per „Gesamtvertrag“ trojanisch überwacht und disziplinarisch verfolgt werden, wenn sie digitale Kopien nutzen.
Welch ein Skandal in der angeblichen „Bildungsrepublik Deutschland“!
Genauso skandalös und schizophren ist die Situation auch in den Hochschulen: eLearning gehört zwar überall an den Hochschulen zu den Vorzeigeprojekten und wurde mit Hunderten von Millionen Euro aus öffentlicher Hand intensiv gefördert. Sein sinnvoller Einsatz ist aber rechtlich (§§ 52a und 53 UrhG) praktisch unmöglich – und daran ändert dieselbe „öffentliche Hand“ bis heute nichts.
Es wird Zeit, dass Lehrer und Schüler, Professoren und Studierende massiv gegen diese Zumutungen protestieren!
Es wird Zeit für eine Allgemeine Wissenschafts- und Bildungsklausel im UrhG (http://www.urheberrechtsbuendnis.de/pressemitteilung0610.html.de), die auch in Bildung und Wissenschaft die barrierefreie Nutzung der digitalen Medien ermöglicht, statt die Nutzer zu kriminalisieren und mit Staatstrojanern zu beschnüffeln!
Empört Euch und macht mit beim Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“ (http://www.urheberrechtsbuendnis.de/) das UrhG im 3. Korb so zu reformieren, dass Bildung und Wissenschaft ihren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen können.
Oder unterstützt die PIRATEN Deutschlands, die für ihren kommenden Bundesparteitag einen zukunftsweisenden Beschlussantrag zur Änderung des UrhG veröffentlicht haben:http://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/0/07/UrhG_Arguments_FassungBPT2011-2.pdf
Oder engagiert Euch in einer “occupy schools”-Bewegung” gegen diesen Schnüffel-Irrsinn an Schulen und Hochschulen! Unterlauft das UrhG und diesen “Gesamtvertrag” mit massenhaftem zivilen Ungehorsam!
Aber tut was in den Schulen und Hochschulen, damit sich endlich etwas ändert!