#OER – Offene Bildungsmedien: Ich will Taten sehen! (& Update zu #schultrojaner)
Update zur Entwicklung der Schultrojanerdebatte
Fast bin ich den Verantwortlichen für die Erfindung des „Phantoms“ „Schultrojaner“ dankbar.
Ja, was da unter der Federführung Bayerns von der Kultuministerkonferenz, diversen Verwertungsgesellschaften und dem VdS Bildungsmedien erfunden wurde, ist ein Phantom, ein Gespenst, dessen gegenwärtige Nicht-Existenz Grund genug bietet, in Grundsatzdebatten einzusteigen und an Visionen von Bildung zu arbeiten.
Wenn allerdings gesagt wird, der Schultrojaner existiere noch gar nicht, dann ist das nur die halbe Wahrheit. Immerhin existiert er als verbindliche Vereinbarung zwischen KMK und VdS Bildungsmedien. Er ist also in den Köpfen der Entscheidungsträger sehr wohl präsent. – Präsent ist er aber auch in den Köpfen all derer, die die Umsetzung einer solchen Technik für einen unangemessenen Eingriff in die Integrität von Schulrechnern erachten und sich nicht mit technokratischen Zusagen, dass diese Software selbstverständlich sicher sein werde, abspeisen lassen. „Sicher“ wäre der Staatstrojaner auch gewesen, wenn man Politiker und Lobbyvertreter nach ihm gefragt hätte.
War da nicht auch Bayern federführend? Ein Schelm der böses denkt, wenn man hört, dass der Vertrag zwischen KMK und VdS Bildungsmedien von Bayern federführend ausgehandelt wurde. Da hat man nun ja wirklich einschlägige Erfahrungen mit Software zur Computerüberwachung.
Gut, die Schulcomputer-Schnüffel-Software soll nicht heimlich an Schulen installiert werden, soll vorher getestet werden etc. Eine verdachtsunabhänige Infiltirierung der Schulrechner wäre diese Software aber dennoch.
Das sehen offensichtlich viele so. Zuletzt hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Vereinbarung zwischen KMK und VdS Bildungsmedien scharf kritisiert und nannte den „Schultrojaner“ ihren „Ärger der Woche“.
Hat der „offene Brief“ seine Zielgruppen erreicht?
Auch wenn ich meinen Blogbeitrag von vergangener Woche als offenen Brief gestaltet habe, wurde er nur über das Netz abgeschickt. Die Reichweite dieses Briefes war beeindruckend und kam für mich vollkommen unerwartet.
Netzpolitik.org verbreitete ihn auf Twitter und der Website; Frankfurter Rundschau, Spiegel online, DRadio-Wissen zitierten ihn und Sonja Schünemann von heute.de telefonierte mit mir und schrieb über das Thema. heise.de stellte mir Fragen per E-Mail für einen Beitrag über „Offenes Lernmaterial“, der heute erschienen ist.
Äußerungen der Verlage zum Thema habe ich keine wahrgenommen, der VdS Bildungsmedien hat eine FAQ-Seite geschaltet, die auch weiter aktualisiert wird, und ein paar Pressestatements etwa gleichen Wortlauts abgegeben und schweigt seitdem beispielsweise auf Twitter. Alleine einige Kultusbehörden haben sich zum Thema geäußert, als ob es sich alleine um ihr Problem handelt, obwohl der entsprechende Vertrag auch von Verwertungsgesllschaften und dem VdS Bildungsmedien verabschiedet wurde.
Bewusstseinwandel hin zu offenen Bildungsmedien (OER)
Es zeichnet sich ein Bewusstseinswandel zumindest bei den im Web präsenten und aktiven Pädagogen ab und deshalb bin ich den Verantwortlichen für die Erfindung des Phantoms „Schultrojaner“ fast dankbar. Es entwickelt sich nunmehr nämlich eine Diskussion um Bildungsmedien, die eine Überwachung ihrer Nutzung überflüssig machen, weil sie von Anfang an für Unterrichtszwecke frei verfügbar sind.
Voraussetzungen einer Diskussion
Diese Diskussion ist ein Resultat der „Schultrojaner“-Debatte. Hier stelle ich eine Konzeption zur Diskussion, wie es über die aktuelle Diskussion hinaus zu einer nachhaltigen Entwicklung qualitativ hochwertiger Bildungsmedien kommen kann, die die bereits verfügbaren Ressourcen einbindet, neue Kräfte für diese Ressourcen freisetzt und gleichzeitig neue aktive Quellen motivieren soll.
Bei meinen Zielvorstellungen schließe ich mich Martin Kurz an, der in seinem Blog schreibt:
„Ich wünsche mir sehnlichst mehr freie Inhalte im Bildungswesen. Ähnlich dem Grundprinzip der „freien Software“ (bzw. dem Open-Source-Gedanken) sollten diese frei verfügbar sein. Dabei sind die, ich sage mal Randbedingungen wichtig: die Inhalte sollten
- leicht auffindbar,
- strukturiert,
- inhaltlich geprüft,
- als frei gekennzeichnet und
- in hoher didaktischer Qualität“
Aber wie bekommen wir das hin? Ansätze in Diskussion und Praxis gab es und gibt es immer wieder, bislang ohne nachhaltigen Erfolg und ohne Effizienz im Rahmen eines Arbeitsfblaufs (Workflow).
Es gibt die Zentrale für Unterrichtsmedien, Wikibooks, Versuche von Lehrenden mit Wikis, eigene Schulbücher zu erstellen, frei verfügbare Moodlekurse (diese Liste ist übrigens schon einer erste konkrete Folge der Diskussion auf Twitter), Einzelmaterialien auf Webseiten von Lehrern, teachsam.de (auch wenn da nicht ganz klar ist, ob die Materialien verändert werden dürfen, weil unter © erschienen, aber grundsätzlich frei verfügbar sind sie scheinbar doch), es gibt 4teachers (wobei sich hier die Frage nach der Qualitätskontrolle in Sachen Materialien dann schon stark stellt), Fachplattformen wie Lernen aus der Geschichte, rpi-virtuell und rpp-katholisch, es gibt Einzelpersonen mit großer Fachexpertise wie Günther Einecke und diese Liste ließe sich noch deutlich erweitern. Mögen alle, die hier nicht genannt sind, in den Kommentaren ihre Links hinterlassen, so es sich wirklich um „freie Angebote“ handelt.
DIe Zahl der vorhandenen Ressourcen ist beeindruckend. Die Qualität unterschiedlich, aber letztlich gehört es auch zum Beruf des Lehrers, angemessene Kriterien für die Bewertung von Material zu entwickeln, sodass mit dieser Schwäche mancher Angebote durchaus gelebt werden kann.
Neben diesen speziell auf Schule hin ausgerichteten Seiten gibt es zahlreiche unterrichtsrelevante Seiten im Netz, die zwar copyrightgeschütztes Material anbieten, aber nicht explizit Bildungsmedienanbieter sind, sodass für diese Angebote andere Nutzungsmöglichkeiten bestehen. Darüber hinaus ist das Material online verfügbar und man kann damit arbeiten, ohne etwas kopieren zu müssen. Da fängt bei Wikipedia an und gliedert sich je nach Fach sehr unterschiedlich auf.
Diskussionsvorschlag
In meinem Diskussionsvorschlag geht es nun alleine um die Frage der Vernetzung bereits vorhandener und neu entstehender Angebote für freie, unterrichtsbezogene Bildungsmedien. Andere Anbieter dürfen sich gerne an der Verbreitung des Gedankens einer offen zugänglichen Bildung beteiligen.
Ich schlage vor, sich erst mit dem ganzen Entwurf vertraut zu machen, bevor an Einzelstellen gearbeitet wird.
Ich gliedere meinen Diskussionvorschlag in drei an Zeiträumen orientierten Zielhorizonte. Das ist alles diskutierbar und ich stelle diesen Diskussionsvorschlag zur Bearbeitung auch als Etherphad zur Verfügung.
- Nahziele: Von der aktuellen Debatte ausgehend Strategien entwickeln, mit deren Hilfe der Open-Education-Gedanke im deutschen Sprachraum nachhaltig sichtbar gehalten wird und nicht nach einigen Wochen wieder in der Versenkung verschwindet.
- Mittelfristige Ziele, die auf die Frage hin ausgerichtet sind, wie eine Vernetzung vorhandener Materialienpools und Einzelmaterialien möglich wird, die effiziente Suchstrategien erlaubt und gleichzeitig anregende Zufallsfunde ermöglicht.
- Langfristige Ziele, die auf eine Veränderung der Grundeinstellung aller an Bildungsprozessen in Bezug auf die Rolle von Bildungsmedien hin ausgerichtet sind und dabei einen nachhaltigen Bewusstseinwandel bewirken, der zur Umsetzung der strukturellen Ziele führt, die in der Kapstadt Open Education Declaration formuliert werden.
1. Nahziele (6 Wochen)
Immer wieder beginnt die Debatte um offen und frei verfügbare Bildungsmedien, ohne dass es bislang gelungen ist, diese Debatte sichtbar und somit langfristig in das Bewusstsein der Akteure in schulischen Zusammenhängen zu bringen.
- Deshalb wünsche ich mir, dass Webseiten, die sich aktiv durch Bereitstellung freier Bildungsmedien an der praktischen Umsetzung des Open-Education-Gedankens beteiligen oder / und die aktiv an der theoretischen Weiterentwicklung dieses Konezptes beteiligt sind, dies deutlich sichtbar ausdrücken können. Ich wünsche mir ein Logo mit hohem Wiedererkennungswert, dass frei zur Verfügung steht und fordere Designer, insbesondere jene, die mir via Twitter bereits angeboten haben, sich zu beteiligen, auf, ein solches Logo zu entwickeln. Da ich kein Geld für solche Zwecke verfügbar habe, kann ich für ein solches Logo nichts bezahlen, es sei denn es findet sich jemand, der für einen Logowettbewerb Preise aussetzen mag. Dieses Loge müsste unter einer CC-Lizenz stehen. Wenn Vorschläge für ein solches Logo bei mir eingehen (E-Mail: OER-Logo[at]herrlarbig.de – Einsendeschluss: 30.11.2011 – 18:00 Uhr] würden diese Entwürfe zur Abstimmung freigegeben. Zweck dieses Logos: Wer auf Bildungsseiten surft, soll immer wieder dem OER-Gedanken begegnen und darüber hinaus soll das Logo dazu beigetragen, die Präsenz des Gedankens (optisch) zu verstetigen. Dazu wäre eine eingängie Wort-Bild-Marke hilfreich, wie sie z. B. für „hard blogging scientists“ bereits vorliegt (Aktiv sind unter diesem Label z. B. Christian Spannagel, Oliver Tacke, Florian Freistätter oder Jan Schmidt). Das Manifest, dass es dort zu lesen gibt, sollte für die OER-Lehrer die Kapstadt Open Education Declaration sein. Vorschläge für einen Claim / Slogan bitte direkt hier anfügen:
- Austausch mit Interessierten und Akteuren in diesem Kontext. Dieser Austausch hat über Twitter unter dem Hashtag #sb20 (steht für Schulbuch 2.0) oder auch unter #schultrojaner bereits begonnen. Konkrete Vor-Ort-Begegnungen einiger Akteure in diesem Bereich finden in Kürze im Rahmen des Mitgliedertreffens der Zentrale für Unterrichtsmedien statt, das dieses Jahr unter dem Motto „Lehrer spinnen Netze und Ideen“ am 12. November in Mainz stattfinden wird. Eine Woche später wird das Thema absehbar beim Educamp an der Laborschule in Bielefeld diskutiert werden, an dem 200 in Bildungszusammenhängen stehende oder an diesen interessierte Personen teilnehmen werden. Im Rahmen dieser Begegnungen werden hoffentlich konkrete Projekte gestartet, wie das mit Materialien weitergehen kann, die keinen Schultrojaner zur Überwachung des Urheberrechtes „provozieren“, weil es nichts zu überwachen, da diese Materialien frei verfügbar sind.
- Evaluation bisheriger Schritte und Weiterentwicklung der Vision auf Basis der Erfahrungen mit dem Ziel der Formulierung neuer Kurzfristziele.
Mittelfristige Ziele (12 Monate)
- Ich bin kein Fan von Datenzentralismus. Ich wünsche mir also keine weitere Plattform wie zum.de, wikibooks, rpi-virtuell etc., auf der nun noch einmal offene Bildungsmedien zentralisiert verfügbar gehalten werden, mit allen (auch finanziellen) Herausforderung, die mit einer solchen Zentralisierung verbunden sind. Ich denke vielmehr an ein Modell, wie ich es im Rahmen des OpenCourse „Zukunft der Bildung“ kennengelernt haben: Entsprechende Materialien werden mit einem bestimmten Schlagwort versehen und anhand dessen zentral gesammelt. Podcastverzeichnisse funktionieren ähnlich, dort wird nur gesammelt, dort sind diese Materialien greifbar, ohne dass die Materialien dort auch hinterlegt werden müssten. Kollegen ohne eigene Blogs und Websites sollten motiviert werden, die vorhandenen Gemeinschaftsseiten (s.o. und andere) zu verwenden. Wie der Inhalt von solchen Gemeinschaftseiten in ein zentrales Verzeichnis eingespeist werden könnten? Da bitte ich um Initiative technisch versierter, seriöser Leute. Sollten vorhandene Infrastrukturen wie zum Beispiel von zum.de etc. da Anschlussmöglichkeiten bieten, why not.
- Entwicklung von Qualitätssicherungkriterien für OER-Bildungsmedien verbunden mit einem Peer-Review-System, dass sich der Ressourcen des Internets bedient. (Ich weiß, dass es ein solches System braucht – leidige Erfahrungen mit „Materialbörsen für Lehrer“ – und glaube auch, dass es über Kommentaroptionen zu Beiträgen hinaus gehen muss. Wie es aber konkret aussehen soll, dazu wünsche ich mir Vorschläge im Diskussions-Etherpad zu diesem Diskussionsvorschlag.
- Deutschunterricht: Klärung, wie gemeinfreie Klassiker so online verfügbar gemacht werden können, dass sie zitierbar sind bzw. wo solche bereits verfügbar sind (Wikisource bietet einige mit Seitenzählung, ebenso zeno.org). Dramen müssten mit Verszahlen versehen sein, um Schülern anbieten zu können, digitale Versionen zu lesen, statt auf Schullektüren der Schulbuchverlage zurückzugreifen. (Zu bearbeitende Textstellen in Klausuren müssten dann eben vom Lehrer ausgedruckt verfügbar gemacht werden) Wenn ich es richtig gelesen habe, wird Wikimedia auf dem Educamp in Bielefeld dabei sein. Ich würde mich freuen, wenn wir in diese Richtung ins Gespräch kommen könnten, denn OER brauchen idealerweise starke Partner wie die Wikipediabewegung, um eine breite Öffentlichkeit nachhaltig zu erreichen.
- Mathematik
- Englisch
- Französisch
- Latein
- Physik
- Chemie
- Biologie
- Politik und Wirtschaft
- Ethik
- Religion (kath)
- Religion (ev)
- Kunst
- Musik
- Sport
- …
- Evaluation bisheriger Schritte und Weiterentwicklung der Vision auf Basis der Erfahrungen mit dem Ziel der Formulierung neuer Mittelfristziele.
Langfristige Ziele (3 Jahre)
- Langfristig geht es um eine Konsolidierung der Kurzfrist- und Mittelfristziele und ein Hinwirken auf eine grundsätzliche Ausrichtung des deutschen Bildungssytems auf offene Bildungsansätze, wie sie in der Kapstadt Open Education Declaration formuliert sind, wobei diese nicht nur für die schulische Bildung gelten dürfen, sondern auch für universitäre Kontexte zur Selbstverständlichkeit werden müssen. Dabei ist durchaus die Vernetzung mit der OpenAccess-Bewegung wünschenswert.
- Veränderungen im Urheberrecht, die gesetzlich festschreiben, dass Materialien für Lehrzwecke in der Schule (Bildungsmedien), die weitgehend aus Steuergeldern finanziert werden, Bearbeitungsrechte zwingend voraussetzen. Es ist eine Form zu finden, die Schulbuchverlage als Dienstleister für die Schulen ernst nimmt, denn diese nehmen im Idealfall eine Servicefunktion für Lehrende ein, da sie arbeitsentlastend wirken können. In diesem Sinne sollte auch bei den Schulbuchverlagen darauf hin gearbeitet werden, dass das Bewusstsein Einkehr hält, dass diese Servicedienstleister sind und den kontinuierlichen ernst gemeinten Dialog mit Lehrern und Lehrerinnen (nicht nur mit den Kultusbehörden) pflegen müssen.
- Entwicklung von Modellen der Bezahlung von Leistungen im Bereich der Erstellung von freien Bildungsmedien. Zum einen sollen Autoren, die z. B. für Schulbuchverlage OER erarbeiten, angemessen vergütet werden. Die Schulbuchverlage könnten dann z. B. für Ihre Infrastruktur-, Betreuungs-, Lektorats-, Distributions-Servicedienstleistungen etc. bezahlt werden, also für alles, was Lehrende entlastet, statt, wie bisher, für gedruckte Werke. Diese Bezahlung könnte über Lizenzvereinbarungen mit der KMK erfolgen, aber auch über Lizenzen der Schulträger, einzelner Schulen etc. Auf diesem Wege böten sich für die Verlage auch Innovationsmöglichkeiten, Entwicklungsoptionen für das digitale 21. Jahrhundert. Zum anderen sollten Lehrende, die aktiv, kontinuierlich und nachweisbar OER von hoher Qualität er- und bereitstellen, dies in Form von Entlastungsstunden anerkannt bekommen, die in der jeweiligen Dienstbeschreibung auch als solche mit einem konkreten Auftrag verbunden festgehalten werden.
- Evaluation bisheriger Schritte und Weiterentwicklung der Vision auf Basis der Erfahrungen mit dem Ziel der Formulierung neuer Langfristziele.
Solche Blogartikel sind wahrlich nur als Selbstausbeutung möglich.
Aber es müssen erst einmal die entsprechenden Schätze in einem stecken.
Große Gratulation!
Es ist eine sehr würdige Weiterschreibung deines offenen Briefes, aber noch mehr als das. Ich wünsche euch/uns viel Erfolg! (wird sogleich im ZUM-Wiki verlinkt)
Vielen Dank, Torsten, für deine Überlegungen. Sehr gelungen ist deine Strukturierung in kurz-, mittel- und langfristigen Ziele. Ich habe ganz ähnliche Gedanken, du hast viele davon weiter entwickelt! (Und danke für die Erwähnung.)
Zum Thema: Kurzfristig sollten wir die Vision von OER weiter darlegen und kommunizieren. Je mehr Lehrer davon angesteckt werden, desto besser. Es ist sehr wichtig nicht nur „alte Hasen“ ins Boot zu nehmen, sondern Pädagogen zu aktivieren, die noch nicht in Social Web-Kreisen verkehren. Viele Blog-Artikel, aber auch Mund-zu-Mund-Proaganda zu diesem Anliegen OER können helfen. (Ich werd‘ da auch noch etwas beitragen.)
Mittelfristig wird einiges erreicht sein, wenn wir Autoren von Lernmaterialien, die diese zur Verfügung stellen, bitten ihre Materialien wirklich unter einer „echten“, freien Lizenz zu stellen. Denn leider kenne ich viele Beispiele, wo solche Materialien zwar verfügbar, aber nicht wirklich frei sind. So ist z. B. ein Arbeitsblatt zwar im Unterricht verwendbar, die einzelne Zeichnung des Blattes darf aber nicht „isoliert“ verwendet werden, beispielsweise in einem (freien) Moodlekurs. So etwas geht nicht.
Ich kann nur unterstreichen, das Aufklärung mit guten Argumenten, das Benutzen eines gemeinsamen Logos und eine intelligente Vernetzung mittels eines „Tags“ eine echte Bewegung in Gange bringen kann. Ich bin sehr optimistisch, ich freue mich. Und bin gespannt auf das Educamp in Bielefeld, meine erstes Educamp.
Gefällt mir, was du geschrieben hast. Das ist ein brauchbarer Ansatz für den Weg zu einem Gesamtkonzept. Schade, dass das http://willyou.typewith.me/p/OER-Diskussion so unzuverlässig läuft. Vielleicht sollte man eine robustere Zwischenlösung suchen, bis du deine Etherpad Installation am Laufen hast.
Ja. Die Frage einer Arbeitsplattform wird sich klären.
Danke für diesen sehr guten Beitrag 🙂 Besonders gefällt mir unter den langfristigen Zielen die Vorgabe, Bearbeitungsrechte für Bildungsmedien zwingend vorauszusetzen. Wenn von mir (zu Recht) guter Unterricht erwartet wird, muss ich auch gutes Material zum Bearbeiten zur Verfügung haben, ohne in rechtliche Schwierigkeiten zu geraten.
Die Etherpad-Seite ist nicht erreichbar … sind da zu viele unterwegs!?
@Birgit Beobachte das. Über andere Option wird nachgedacht.
Eben war es erreichbar …
Vielen Dank für diesen Beitrag. Die Ideen finde ich schon recht ausgereift und ein großer Schritt in die richtige Richtung. Durch die Untergliederung in kurz-, mittel- und langefristige Ziele könnte so wirklich ein „Fahrpaln“ hin zu offener Bildung entstehen.
Besonders interessant finde ich das langfristige Ziel auch die Schulbuchverlage mit ins Boot zu nehmen und Finanzierungsmodelle zu entwicklen, die diesen den Übergang vom Content- zum Serviceanbieter ermöglichen. Ich denke ein wichtiger Aspekt, dass man diese – doch recht einflussreiche Gruppe – nicht versucht zu umgehen, sondern ihnen die Hand ausstreckt.
Hoffe wirklich, dass die aktuell wieder aufflammende Bildungsdebatte sich verstärkt hinsichtlich einer Diskussion über Chancen von OER entwickelt und auf diese Art konstruktiv zur Weiterentwicklung des Systems beiträgt.
Fontanefan schrieb: „Solche Blogartikel sind wahrlich nur als Selbstausbeutung möglich.“ – Ich glaube, dass das Schreiben dabei eher lustbetont ist. Dahinter steckt für mich vor allem eine wahnsinnige Gedankenarbeit von Stunden. Es ist ein fantastisch rationales, ausgewogenes Konzept. Vielen Dank dafür.
Gruß,
Maik
Es freut mich, dass der Entwurf von dir so wahrgenommen wird! 🙂
Selbstausbeutung kann sehr lustbetont sein.
Wunderbarer Artikel, mit toller Zielgebung…und von einem offensichtlich beneidenswert strukturiertem Kopf. Danke dafür.
Und daher steigt der Reiz, sich zu beteiligen.
Auch von meiner Seite tiefen Respekt. Die strategischen Überlegungen sind so überzeugend, dass ihnen so schnell nicht viel hinzuzufügen ist. Die Akzeptanz von und Orientierung hin zu dezentralen Angeboten und das „Zusammenbinden“ per Tag / Logo könnten einen guten Weg öffnen… Danke, hoffe bescheiden mitwirken zu können.
Uwe
Ich danke herzlich für die tollen Reaktionen. 🙂
Nun kommt es auf die Bereitschaft an, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten (und einen Ticken über diese hinaus 😉 ) mitzuwirken.
Hier mag eine Konezeption entstanden sein; die Umsetzung dessen, was im Diskussionsprozess heraus kommt, geht nur als Gemeinschaftsprojekt.
Da vertraue ich darauf, dass wir es schaffen werden zu zeigen, dass ein solches Projekt dezentral organisiert werden. Die notwendigen Strukturen, das habe ich beim OpenCourse gelernt, werden sich die Beteiligten schaffen.
Wichtig ist, dass nun der eine oder die andere zusätzlich mit ins Boot steigt. Da können auf dem EduCamp Weichen gestellt werden.
Und das wichtigste überhaupt: Content = Legt mal los und kreiert Unterrichtsmaterial so, dass ihr es befreit weiter geben könnt. Gebt es weiter.
Wartet nicht auf Strukturen, denn diese bilden sich am besten an dem entlang, was geliefert wird. Der Inhalt gibt sich eine Form, ist mir in der Regel lieber, als wenn die Form beginnt den Inhalt über die Maßen zu bestimmen.
In diesem Sinne freue ich mich, dass meine Gedanken auf so positive Stimmung stoßen. Diese gute Laune gilt es jetzt in Taten umzusetzen. – Und wir haben ja auch schon begonnen.
Chapeau!
Nachdem ich Gunter Duecks Versuche auf verschiedenen Veranstaltungen wach zu rütteln und für Open Educational Ressources zu sensibilisieren, im vergangenen halben Jahr verfolgt habe, tut es gut, hier jemanden handeln zu sehen. Ja, denn auch mit Worten kann man handeln bzw. so konkret werden, dass der nächste Schritt nach dem Lesen schlichtweg nur noch ein Handeln sein kann…
Ich würde gern wissen, inwieweit Du/Ihr die Aktion auf Bildungsmedien für den Schulunterricht fokussiert seht. Es kann Vorteile haben, sich auf einen Bildungsbereich zu konzentrieren, es könnte aber auch wesentlich mehr Kräfte frei setzen, wenn von Beginn an weitere Bildungsbereiche (Hochschule, Weiterbildung usw.) in den Blick genommen werden.
Ich komme aus der Schule und Ausgangspunkt ist für mich die Debatte um den „Schultrojaner“.
Entsprechend bewege ich mich in diesem Bereich. Die im Artikel angesprochene Kapstadt-Deklaration geht darüber hinaus.
Wenn die hier angestoßenen Aktivitäten über Schule hinaus ausstrahlen, wäre das toll. Aber Schule und andere Bildungsinstitutionen sind so unterschiedliche in ihrer Struktur, dass es sicher jeweils angepasste Strukturen für OER benötigt.
Ich will jetzt auf Schule bezogen fachspezifische Kompetenzen bündeln und nicht zu früh eine große Heterogenität der BIldungsinstitutionen anstreben, denn Schule ist schon sehr komplex, gibt es doch eine ganze Reihe an Schulformen, die es irgendwie zu integrieren gilt.
Anders sieht das bei der Lehrerbildung aus. Wenn das hier ein Hochschullehrer oder eine Hochschullehrerin liest, der oder die am Thema OER im Kontext des Lehramtsstudienganges mitarbeiten will, Seminare halten, will, Material für das Fach entwickelt, im Informatikbereich Infrastrukturideen entwickelt und umsetzt, würde das Schule und Hochschule nutzen. Gleiches gilt für den Weiterbildungssektor.
Der Austausch untereinander ist fruchtbar, keine Frage, dass habe ich beim CoLearnCamp (http://colearncamp.hessenmetall.de) erlebt. Ein spannender Austausch war das. Aber eben aus strukturell sehr unterschiedlichen Perspektiven.
Dörte, ich habe keine Ahnung, wo das alles hinführen wird, ob es versandet oder was. Damit es möglichst nicht versandet, würde ich mich gerne auf den Bereich der Schule konzentrieren.
Wie und Wo sinnvolle Synergien für die unterschiedlichen Bildungsbereiche erreicht werden können, interessiert mich natürlich auch. Und es gibt ja parallele Entwicklungen, wie z. B. die OpenAccess-Ideen, seit langem die OpenSource-Community, die vielleicht die umfassendsten Erfahrungen bei der Frage hat.
Dass ich meine Aktivitäten (die alle in meiner Freizeit verortet sind, es sei denn, ich bastle an Bildungsmedien, die ich jetzt neu in den Blick genommen habe) auf Schule fokussiere heißt nicht, dass nicht auch andere Bildungsbereiche sich davon angesprochen fühlen dürfen.
Ich gehe aber davon aus, dass die Differenzen der Bedürfnisse und Notwendigkeiten im Augenblick größer sind als die Schnittmengen, die sich sicher ergeben würden, wenn von unterschiedllicher Seite her am Thema jeweils eigenständig mit offenen Augen für die parallel stattfindende Arbeit gearbeitet würde.
Das heißt nicht, dass das mein letztes Wort wäre. Das ist meine gegenwärtige Perspektive. Mit guten Argumenten und konkreten Projektvorstellungen…
Sehr schöner Beitrag, bitte mehr davon. Ich kenne das Thema aus der Hochschule sehr gut, auch hier sind dicke Bretter zu bohren.
Einige kurze Anmerkungen zum Artikel:
Die Einteilung in verschiedene Zielstufen ist hilfreich zur Strukturierung des weiteren Vorgehens und um die Gefahr von verloren gegangenen Ideen zu verhindern.
Was das Ziel „hohe didaktische Qualität“ anbelangt, bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich ein Ziel sein sollte. Wie David Wiley (http://opencontent.org/blog/archives/2015) immer wieder betont, sind unter OER alle Arten von Materialien zu verstehen, die frei lizenziert sind. Von didaktischer Qualität ist dort nie die Rede. Muss das ein Nachteil sein? Oder sollen wir es nicht lieber den einzelnen Nutzer/innen überlassen, was sie damit zu tun gedenken? Dass das natürlich eine enstsprechende Fähigkeit erfordert ist auch klar, steht jedoch zunächst auf einem anderen Blatt.
Die Forderung nach Peer-Review ist nicht unproblematisch, da dieses System nicht nur positive Effektive für die Wissensentwicklung hat. Wie aus der akademischen Praxis bekannt, fördert es oftmals nur die Einhaltung von Standards und erzeugt konformistischen Druck insbesondere dann, wenn es um die Platzierung von Beiträgen für sog. A-Journals mit hohem Impact-Faktor geht. In den Büchern von Konrad Paul Liessmann und Richard Münch wird darauf näher eingegangen. Ich denke als Verfechter einer offenen Wissenszirkulation sollten man sich dessen bewusst sein und nach geeigneteren Alternativen suchen.
Bin gespannt auf die weitere Diskussion.
Vielen Dank für diesen Kommentar und die kritischen Überlegungen, die einfach produktiv sind und zum Nachdenken anregen, vielleicht mehr, als ich direkt hier im Kommentar zugebe 😉
Es ist entlastend, was da zu bei opencontent.org betont wird, ist richtig. Bislang orientiere ich mich aber kaum an solchen Vorgaben, sondern an Fragestellungen meiner Praxis, die mir schon begegnet sind.
Ich war mal auf einer Sammelstelle für Unterichtsmaterial, die mich damals mehr Zeit gekostet hat, als ich einen Nutzen gehabt hätte. Das Material war einfach in zu großem Maße aus sachlichen Gründen unbrauchbar (fehlerhaft, didaktisch schwach, grausames Design…)
Natürlich kann niemand vorgeben, was OER sind und was nicht. Dafür sind sie ja offen 🙂 – Aber die Frage nach der Qualität (auch im Sinne gemeinsamer Qualitätsentwicklung) finde ich durchaus hilfreich.
Peer-Review ist nicht im akademischen Sinne gemeint. Wie das aussehen kann, muss sich erst noch entwickeln. Und konformistischem Druck zur Platzierung in A-Journals wird es bei Bildungsmedien nicht geben können 😉
Was die Suche nach Alternativen angeht:
Ja, genau das ist eine Vorstellung, die ich teile. Deshalb ein offener, kollaborativer Diskussionsprozess, verbunden mit konkreten Zielen und Tasks, die erkennbar vergeben werden. Ziel ist es nicht, bereits Bekanntes auf Bildungsmedien zu übertragen, sondern in einen Entwicklungsprozess hinein zu gehen, der an vielen Punkten sehr offen ist und vor allem vom Ziel zusammen gehalten wird: Bildungsmedien zu vernetzen, kollaborativ zu arbeiten und guten Unterricht im Blick zu haben.
Deshalb die Offenheit im Prozess. Man könnte natürlich einfach eine Datenbank programmieren, eine Suchmaschine oder eine benutzerdefinierte Googlesuche dazu stellen und dann ohne jede Beteiligung Dritter irgendwas anbieten. Die Offenheit im Prozess aber enthält Potentiale, aus alt eingefahrenen Spuren vielleicht rauszukommen oder diese überhaupt erst zu sehen. Und außerdem lernt man dabei wirklich viel voneinander, so mein Eindruck, sodass man sich ganz nebenbei auch noch persönlich weiter entwickelt.
Der Beitrag beschäftigt Deutschlands Lehrerschaft doch schon so lange. Traurig ist sicherlich, dass federführende durch Lobbyisten der Grundsatz des Vertrauens in eine ganze Berufsgruppe (und das war ja nach dem Bundestrojaner auch das ganze eigene – leibeigene? Volk ) doch das gleiche Strickmuster.
Mann, Frau, Kind, Lehrer(in) alle stehen unter generalverdacht! Tolles Bild gibt diese „Bildungsrepublik“ oder sollte man von einer Einbildungsrepublik sprechen? Man (Politik fehltgeleitet durch die Lobby!) bildet sich ein, wir merken nichts?
Denk ich an Deutschland in der …
Danke an den Autor und den tollen Beitrag, ich kann das nur unterstützen und es wird Zeit das Lehrer(in) nicht immer alles anstandslos schluckt!!!
Grüße Henri aus Thüringen