Schlagwort: Gegenwart

Ausblick 2010 – bildungsreporter.de

Sie scharren mit den Hufen, die Bildungsreporter 2010. Als Nachfolgekonzept der Bildungsexpedition 2009 ist erst einmal völlig offen, was da passieren wird, doch wenn ich mir die Liste der bisher schon vorhandenen Korrespondenten anschaue, die bei ihrer Zusage allesamt nicht wussten, worauf sie sich da einlassen, bin ich bester Dinge und schon jetzt neugierig, was sich da tun wird. Zugegeben: Video als Medium war mir bislang eher fremd. Aber so viel sei an dieser Stelle schon verraten: Ich übe kräftig mit der seit gerade mal zwei Wochen in meinen Händen ihr Zuhause suchenden Cam und bin sehr gespannt, was sich

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Herrn Larbigs Bibliothek 3: Laute Verse. Gedichte aus der Gegenwart

24 junge Autoren und Autorinnen, die den Mut haben Gedichte zu schreiben, hat Thomas Geiger in diesem Band versammelt. Und dann kommentieren alle Autoren und Autorinnen dort auch noch jeweils eines ihrer Gedichte. Das ist keine leichte Lektüre; Gedichte sind sperrig – und diese ganz besonders. Hoch reflektiert wird hier mit Sprache umgegangen. So entstehen spannende Texte. Dennoch: Teilweise wirken diese Gedichte für mich so reflektiert, dass sich die Reflexion in den Vordergrund schiebt. Doch dies mag auch an Auswahlkriterien liegen, die Geiger angesetzt hat, denn bei aller Unterschiedlichkeit: Teilweise wirken die Gedichte auf mich sehr „ähnlich“, überreflektiert, so sehr,

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Immanuel Kant, Bertolt Brecht, das Web 2.0 und der Fall Jack Wolfskin

Immanuel Kant schreibt in seiner „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung“: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Quelle) Übertrage ich diese Aussage einmal in die Gegenwart, könnte sie lauten: Web 2.0 ist der Ausgang des Konsumenten aus einer

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Die Bildungsfrage als Medienfrage

Ein Satz in einem Blogeitrag von Jean-Pol Martin, der mich sofort anspricht, dem ich zustimme, ohne zu wissen warum. Ein Satz dem ich nachgehen muss und der sinngemäß sagt: Die Bildungsfrage kann nur über die Medienfrage angegangen werden. „The Medium is the Message“ schrieb der Medientheoretiker Marshall McLuhan ein wenig plakativ. Und an anderer Stelle: „We look at the present through a rear-view mirror. We march backwards into the future.“ (Quelle) Übersetzt heißt das etwa: „Wir betrachten die Gegenwart durch einen nach hinten gerichteten Spiegel. Wir gehen rückwärts in die Zukunft.“ Für die gegenwärtige Bildungsdebatte in mehr und mehr selbstverständlich

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Wenn Prävention Freiheit zerstört: Juli Zehs „Corpus Delicti. Ein Prozess“

Rezensenten scheinen sich, glaube ich den Zusammenfassungen auf perlentaucher.de (und ich sehe keinen Grund, warum ich das nicht tun sollte), bei Juli Zehs „Corpus Delicti. Ein Prozess“ ((Juli Zeh, Corpus Delicti. Ein Prozess, Frankfurt am Main (Schöffling) 2009. 264 Seiten – 19,90 €)) nicht einig zu sein. Ich finde das gut, denn „Corpus Delicti“ ist einer der politischsten Texte, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und zwingt den Leser geradezu zu Assotiationen mit gegenwärtigen Entwicklungen. Der Roman verlangt eine eigene Positionierung, was möglicherweise auch die unterschiedlichen Besprechungen des Buches erklärt.  Zunächst als Theaterstück erschienen, liegt „Corpus Delicti” nun

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Bildung, Wissen, Kompetenzen

Belangloses Wissen hat Hochkonjunktur. Wissen ohne Bezüge zur eigenen Person ist allgegenwärtig. Und ich sage es lieber schon gleich zu Beginn, dass ich dagegen nach wie von dem Bildungsbegriff (ich weigere mich, in diesem Zusammenhang von einem Bildungsideal zu sprechen) Wilhelm von Humboldts geprägt bin und diesen nach wie vor für bedeutsam halte. Zunächst eine Bestandsaufnahme: Bildung wird heute mit Schulabschlüssen gleich gesetzt und dabei in höhere und nicht höhere Bildung aufgeteilt. Ohne Bildung in diesem formalen Sinne

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Medienkompetenzen und Schülerorientierung

Resüme: Die Begriffe „Schülerorientierung“ und „Medienkompetenz“ wirken heute oft wie wenig reflektierte Modebegriffe in Bildungskontexten. Ausgehend von Materialien, die im Rahmen der britischen Bildungsdiskussion entstanden sind, greift dieser Beitrag beide Begriffe auf und versucht einen Diskussionsbeitrag zur weiteren Klärung der Begriffe zu leisten, ohne dabei auf unterrichtspraktische Implikationen zu verzichten. Eine der Schlussfolgerungen lautet: Die aktuelle Mediendebatte in Bildungskontexten ist eine Debatte, in der es um die Übertragung der Ideen der Aufklärung in den Kontext neuer Medientechnologien und deren Anwendungsmöglichkeiten geht!

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Wenn Fehler aufhören Fehler zu sein oder: Gedanken zur Sprachentwicklung

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Duden, statt Gänsefüßchen („…“) oder den eher im Schriftsatz üblichen Anführungszeichen (»…«) auch jene mir schon heute an allen Ecken und Enden begegnenden Zollzeichen („…“ – leider wird das Resultat hier nicht richtig dargestellt, Zollzeichen sind jene senkrechten, völlig geraden Doppelstriche, die man oft an Stelle von Anführungszeichen sieht, die hier aber leider wie klassische englische Anführungszeichen erscheinen) zulassen wird, da der Duden sich in der Regel durch die Anpassung an den allgemeinen Sprachgebrauch „weiter entwickelt“. Ein Beispiel, in dem eine Schreibweise, die bis dato als „falsch“ nun aber

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Fotografie und die Kunst des Sehens in Schule und Unterricht

Resume: Auf herrlarbig.de gab es in der Vergangenheit immer wieder Fotos zu sehen – und dies wird in Zukunft auch wieder so sein. Grund genug also, sich hier einmal Gedanken darüber zu machen, was Bilder mit Bildungsprozessen zu tun haben und welche Fragen dabei eine Rolle spielen. Hier wird die These vertreten, dass Fotografie nach wie vor ein Leitmedium unserer Gesellschaft ist und gleichberechtigt neben audiovisuellen Medien und  dem Internet steht, mit dem die Veröffentlichung von Fotografien heute sehr eng verbunden ist. Dennoch erscheint mir die Berücksichtung und Reflexion von Fotografien im schulischen Unterricht eher ein Randphänomen zu sein. Warum

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Leidenschaft für Gott und die Menschen

Hier veröffentliche ich einen Beitrag neu, den ich über Bruder Paulus Terwitte bereits 2002 für die Osnabrücker Kirchenzeitung geschrieben habe. Wer wissen will, was Bruder Paulus heute tut, kann sich die Sendung „Redezeit“, die heute beim WDR lief, als MP3 des WDR anhören. – Jetzt aber einen kleinen Blick in die Zeit vor sechs Jahren:

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Schmöker-Schnipsel: Die Dinge der Literatur

Immer wenn Buchmesse in Frankfurt ist, schwebt angesichts der Masse an literarischen Werken und Autorenauftritten, die in diesen fünf Oktobertagen die Stimmung in der Stadt prägen, für mich die Frage im Raum, was Literatur denn nun eigentlich sei. Eine Antwort fand ich beim Schmökern in Raymond Carvers Erhählungenband »Würdest du bitte endlich still sein, bitte« (Berlin 2001, amerikanische Originalausgabe 1976). Richard Ford schreibt dort im Vorwort (Der gute alte Raymond – S. 9–40): »Auf die eine oder andere Art geht es in Literatur natürlich immer um diese einfachen Dinge: mit den Folgen zurechtkommen zu müssen, wenn die Vergangenheit sich in

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Alle Tage (Ingeborg Bachmann)

Alle Tage (Ingeborg Bachmann) von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Ingeborg Bachmanns Gedicht »Alle Tage« hat das Zeug zum Klassiker. Sprachlich und formal einfach gebaut, inhaltlich dafür um so gehaltvoller, lesbar und immer wieder neu verstehbar in den unterschiedlichsten Zeiten. Machen wir das Übliche also kurz: 1953 erschien das Gedicht in Bachmanns Gedichtband »Gestundete« Zeit, der sie als Autorin bekannt machte. Der zweite Weltkrieg war gerade vorbei, der Kalte Krieg in vollem Gange. Es lag also nahe, über die Alltäglichkeit des Krieges auch in der Poesie nachzudenken. Wenn nun also jemand kommt und

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IT-Support im 16. Jahrhundert

Man stelle sich vor: Ein neues System zur Speicherung und Verwaltung von Daten und Informationen wird eingeführt. Da brauchen die Benutzer des Systems natürlich Unterstützung. Neudeutsch wird da vom »Helpdesk« gesprochen. Wie also Unterstützung bei der Einführung eines neuen Mediums im 16. Jahrhundert auswgesehen haben könnte, kann im verlinkten YouTube-Video (englischer Untertitel) angeschaut werden. Ich habe mich köstlich amüsiert 🙂 IT-Support im 16. Jahrhundert (YouTube-Video mit englischen Untertiteln)

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Du wirst ständig überwacht – Morton Rhues »Boot Camp«

Irgendwann dürfte Todd Strasser, so heißt der Autor Morton Rhue mit bürgerlichem Namen, Decca Aitkenheads Reportage »The last resort« gelesen haben, die am 29. Juni 2003 in der englischen Zeitung »The Observer« erschienen ist und das in Jamaica angesiedelte »Verhaltensänderunszentrum« »Tranquility Bay« ins Zentrum stellt. – Anschließend dürfte er sich dann an die Arbeit an dem Roman »Boot Camp« gemacht haben. Zumindest entsteht dieser Eindruck, nach der Lektüre von »Boot Camp«, wenn ich die Details miteinander vergleiche; sicher ist es nicht, da Rhue in seinem Nachwort zwar einerseits auf den Realitätsgehalt seines Romans verweist, aber keinerlei Hinweise gibt, woher er

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Faust 1 – Wagner und Faust (Nacht, Osterspaziergang)

Faust 1 – Wagner und Faust (Nacht, Osterspaziergang) von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Hier geht es um Wagner im Faust 1 in den Versen 522–601; 941–949; 1011–1021; 1056–1063; 1100–1109) Was Faust beunruhigt und unbefriedigt lässt, ist Wagners höchstes Ziel: Wissen aus Büchern zu erlangen. »Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt! / Da werden Winternächte hold und schön, / EIn selig Leben wärmet alle Glieder, / Und ach! Entrollst du gar ein würdig Pergamen, / So steigt der ganze Himmel nieder.« ( V 1105–1109) Wagner hat seinen ersten Auftritt

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2008 – Big Brother is still watching you

Mal ehrlich — was eigentlich hat man vor Augen, wenn die Rede auf George Orwells Roman »1984« kommt? Bei mir war es der Satz »Big Brother is watching you«, zu Deutsch: »Der Große Bruder sieht Dich«. So wird es zumindest in der Übersetzung von Michael Walter formuliert. Aber das Englische »to watch« meint mehr: aufpassen, bewachen, überwachen, zusehen, beobachten. Dachte ich an den zum Schlagwort gewordenen Titel, so dachte ich an den Überwachungsstaat, Kameras überall, Kontrolle total. Ganz falsch ist das nicht. Das alles gibt es in der Welt, die Orwell vor den Lesern aufbaut – und auch in Deutschland

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