Schlagwort: Deutschunterricht

Ermutigung: Lest Lektüren laut einander im Unterricht vor

Während meines persönlichen Wochenrückblicks erinnere ich diese Szene aus dem Deutschunterricht, Kl. 9: Wir lesen in der Klasse gemeinsam Hesses »Unterm Rad« einander vor. Plötzlich ein*e Schüler*in mit einem tiefen Ausatmen: »Was für ein schöner Satz.« Es war dieser Satz: »Er war in den Kleidern eingeschlafen, und die leise, mütterliche Hand des Schlummers ebnete die Wogen in seinem unruhigen Kinderherzen und löschte die kleinen Falten auf seiner hübschen Stirn.« (Hermann Hesse, Unterm Rad, S. 17.) Ich ermutige: Nehmt euch Zeit, mit Klassen Lektüren wirklich zu lesen. – Wie oft verlagern wir die erste Rezeption längerer schriftlicher Gedankengänge in die Eigenverantwortung

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Ideen zur Sprachförderung als kontinuierlicher Teil des Unterrichtens.

Im neuen Schuljahr führe ich als festen Bestandteil des Unterrichts das „Stilmittel der Woche“ ein. In der ersten gemeinsamen Deutschstunde einer Woche wird ein rhetorisches Mittel erarbeitet, das dann von den Schüler*innen in jener Woche eingeübt werden soll. Dies mache ich in zwei von mir unterrichteten Klassen 10 und in der E1 (Einführungsphase in die Oberstufe – Obersekunda). Ziel ist, dass Stilmittel erkannt und angewandt werden können. Sowohl die textanalytischen als auch die textproduzierenden Kompetenzen werden dadurch gestärkt, dass gezielt stilistisch an Texten gearbeitet und diese auch überarbeitet werden, wobei zudem immer die Wirkungsmöglichkeiten dieser Mittel reflektiert werden. – Möglicherweise

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Die Langeweile des Bungeesprungs – Simon Strauss: Sieben Nächte

Endzwanziger scheinen nunmehr seit mindestens 20 Jahren in der Dauerkrise einer Sinnsuche zu sein. 1995 führte die damit verbundene Suchbewegung in Christian Krachts »Faserland« immerhin noch zu Fisch-Gosch mit Champagner und Scampis auf Sylt, zu bunten Pillen, schwulen Burschenschaftern und schwarzen Models in Hamburg, Frankfurt und Heidelberg ((vgl, Georg Diez: Christian Kracht: Faserland. Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. März 2002)), während heutige Sinnkrisen explizit mit den Todsünden in Verbindung gebracht werden. Zumindest bei Simon Strauss, dessen Protagonist beim nächtlichen Versuch, Todsünden zu begehen, scheitert. Als ob die Säkularisierung, die mit dem Transzendenten nicht mehr rechnet, sogar die schlimmsten aller Sünden mit

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Gedichtinterpretation: Johann Wolfgang Goethe – Natur und Kunst (1800)

  Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehenUnd haben sich, eh’ man es denkt, gefunden;Der Widerwille ist auch mir verschwunden,Und beide scheinen gleich mich anzuziehen. Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!Und wenn wir erst in abgemeßnen StundenMit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,Mag frei Natur im Herzen wieder glühen. So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen:Vergebens werden ungebundne GeisterNach der Vollendung reiner Höhe streben. Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.  Worum eigentlich geht es in diesem um 1800 ohne Titel erschienen Sonett?

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Vom Diktieren. Oder: Wie geht das mit dem Schreiben weiter?

Dieser Text ist nicht „geschrieben“ worden. Diesen Text habe ich meinem Smartphone – beim Spazierengehen – diktiert. Nunmehr aber liegt dieser Text als Text vor. Wenn man sich diesen Text ganz genau anschaut, jeden Satz genau analysiert, dann entdecken gewiefte Linguisten möglicherweise Merkmale, die erkennen lassen, dass dieser Text einen etwas stärkeren mündlichen Touch als andere Texte von mir hat. Aber ganz ehrlich: Wenn ich es nicht am Anfang gesagt hätte, wäre es dann irgend jemandem aufgefallen, dass ich diesen Text nicht getippt und auch nicht zunächst mit der Hand geschrieben und dann getippt habe? Hätte es irgend jemand bemerkt, dass

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Lernlab Berlin 2013 – Vorbericht: Was ich geplant habe

Das Lernlab Berlin ist ein Experiment: Einen Tag lang wird an der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule digital unterrichtet, der Unterricht beobachtet und am Abend in einem pädagogischen und einem politischen Forum über die Erfahrungen des Tages diskutiert werden. Hier gibt es einen kurzen Überblick über meine Planungen für die Teilnahme am Lernlab. Die erste Einheit… …geht in den laufenden Unterricht einer jahrgangsübergreifenden Klasse M1 (Sekundarstufe 1 / Mittelstufe, Jahrgänge 9/10). Die Klasse liest im Deutschunterricht zur Zeit den Roman »Nathan und seine Kinder« von Mirjam Pressler. Dieser Roman ist an Lessings »Nathan der Weise« angelehnt und behandelt eine ähnliche Thematik. Die Klasse hat die

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Zwischen isoliertem Fachwissen und Projekt-Arbeit

Ursprünglich wollte ich auf meinem Google+-Profil nur einen Link kommentieren. Dabei ist dann aber ein Text entstanden, den ich doch eher als Teil dieses Blogs betrachte, sodass ich diesen Beitrag nun hier publiziere. Ich erhoffe mir eine kontroverse Diskussion, die auch meinen Fokus bei der Fragestellung im dargestellten Fragekontext verändert und meinen Horizont verschieben kann.  Der Link, mit dem dieser Beitrag begann: Change the Subject: Making the Case for Project-Based Learning, von Rob Riorda Was soll man wissen? Was soll man in der Lage sein zu tun? – Zwei Fragen, die im Zentrum des Aufsatzes Rob Riordans stehen. Dabei betont er, dass

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Schülerarbeiten zu Theodor Fontanes „Irrungen, Wirrungen“

Theodor Fontanes „Irrungen, Wirrungen“ wird zur Zeit im Rahmen der Vorbereitung auf das hessische Landesabitur in der Q2 (Qualifikationsphase = 11. Schuljahr im 12jährigen-Gymnasium) gelesen. Nachdem wir im Unterricht die Arbeit am Roman beendet hatten, gab ich den Schülerinnen und Schülern den Auftrag, sich kreativ mit dem Werk auseinanderzusetzen. Einzige Bedingung war: Die Arbeit mit dem Werk sollte den Schülerinnen und Schülern Spaß machen. Außerdem gab ich eine relativ knappe Zeitvorgabe von einer Doppelstunde im Unterricht, auf die folgend eine Woche Zeit (inklusive des verlängerten Wochenendes nach Fronleichnam) blieb, um die Arbeiten fertigzustellen. Teilweise darf ich die Ergebnisse dieses produktiven

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Faust – Der Tragödie 1. Teil als Rap-Text (Schülerarbeit)

WIr haben im Grundkurs Deutsch gerade Faust 1 gelesen. Und in der letzten Stunde ist es gewesen, dass die Schüler und Schülerinnen ihr Wissen zusammenfassten. Ich bat sie, Zusammenfassungen für oder aus der Sicht unterschiedlichster Zielgruppen zu schreiben. Zwei Schüler fassten den erste Teil des Fausts als Rap zusammen. 

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Lesekompetenz und Ausdrucksfähigkeit – Beobachtungen

Die Beobachtung, dass Jugendliche oft Probleme beim den Sinn eines Textes erfassenden und interpretierenden (=verstehenden) Lesen haben, ist hinlänglich bekannt; die enge Verbindung schriftlicher Ausdrucksfähigkeit mit der Lesefähigkeit wird ebenso umfassend beschrieben. Für mich zeigen sich diese Phänomene an folgenden Punkten (in unterschiedlicher Intensität in den unterschiedlichen Altersstufen, aber in allen Altersstufen (10–19 Jahre) beobachtbar). ((Ich erhebe hier nicht den Anspruch etwas Neues zu sagen oder eine empirisch unangreifbare Darstellung zu verfassen, sondern stelle im Rahmen dieses Blogs genau die Diskussionsgrundlage zur Verfügung, die ein privates Blog zunächst einmal schaffen kann. Dabei gehe ich aber dennoch davon aus, dass die

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Computer im Unterricht. Das digitale Paradox.

Es ist paradox: Schüler und Schülerinnen haben oft zuhause Zugang zu Computer und Internet und nutzen diesen intensiv. In Schulen gibt es, so eine Bibliothek vorhanden ist, für Schülerinnen und Schüler Zugangsmöglichkeiten zu diesen Medien außerhalb von Computerräumen. Dennoch ist die Nutzung von Computern im Unterricht nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Die verlinkte Studie ist zwar eineinhalb Jahre alt, aber im Prinzip spiegelt sie die Wirklichkeit meiner Wahrnehmung nach weiterhin wider. Dies allein wäre noch keine paradoxe Situation, wäre da jetzt nicht eine zweite Studie zu dem Schluss gekommen, dass auch die Lehrer und Lehrerinnen in ihrer übergroßen Mehrheit gut mit Computern und Internetzugängen

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Was im Deutsch-Grundkurs zu lesen sein wird (Landesabitur Hessen 2013)

Nach einem in seinen Lektüren dem Deutsch-Unterricht noch Luft gebenden Einführungsjahr, beginnt für die Schüler und Schülerinnen, die im Jahr 2013 ihr Abitur in Hessen machen wollen, nun die Phase, in der der offizielle Lehrplan mit verbindlichen Lektüren verbunden ist. Erstmals sind diese Lektüren sogar Halbjahren zugeordnet, worauf die bisherigen Vorgaben verzichteten, wohl deshalb, weil sich durch die offiziellen Lehrpläne eigentlich fast von alleine ergab, in welchen Halbjahren der Oberstufe die Lektüren ihren Platz finden. – Dass die Lektüren nun konkreten Halbjahren zugewiesen werden, hat vielleicht Gründe. Doch über diese will ich hier gar nicht spekulieren. Was also wird im

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Lyrik heute – Das „Jahrbuch der Lyrik 2011“ – 1. Eindruck

Wird heute über Lyrik gesprochen, so wird dem Mangel an Lesern oft die Vielfalt lyrischer Produktionen gegenübergestellt. In diesem Zusammenhang schließt es sich nicht gegenseitig aus, wenn Harry Oberländer von „lyrischer Massenproduktion“ ((Christoph Buchwald, Kathrin Schmidt, Jahrbuch der Lyrik 2011, München 2011, S. 232.)) spricht und Theo Breuer nur ein paar Seiten vorher betont, dass die Mehrzahl lyrischer Veröffentlichtungen „praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ ((Ebd., S. 218.)) stattfinde. – Lyrikbücher, so Breuer, fänden oft nur fünfzig bis zweihundert Leser, ab dreihundert verkauften Exemplaren habe man schon eine „Auflagenschallmauer“ durchbrochen ((Ebd.)). Der Teil „Sechs Anmerkungen zum Gedicht“ im Jahrbuch der Lyrik

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Sitzordnung im Unterricht: Lehrer-, Gruppen-, Themenzentrierung

Resümee: Was als eine Unterrichtsstunde begann, in der das Nachdenken über Metaphern zum Lernen in einer Lerngruppe im Zentrum stand, welches dann zur Gestaltung einer Sitzordnung im Sinne der Diskussionsergebnisse führte, ist als eine Stunde gedacht gewesen, die praktisch und konkret in die Beschäftigung mit der Epoche der Aufklärung und ihrer Literatur einführt. Am Ende sollten die Schülerinnen und Schüler eines Oberstufenkurses die Sitzordnung im Raum so gestalten, dass sie den Ergebnissen unserer Überlegungen entspricht. Reihen, Gruppentische oder gar das Sitzen in U-Form wurden nicht bevorzugt. Am Ende stand ein Viereck, an dessen vier Seiten auch Schüler saßen und nicht

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Über das (schulische) Interpretieren von Gedichten

In der Schule werden Gedichte gelesen. In der Schule werden Gedichte interpretiert. In der Schule wird zu selten ein Gefühl für die Schönheit der Sprache und der Bedeutung, wie sie in Gedichten anzutreffen ist, nachhaltig entwickelt. Ich zumindest kenne keinen Schüler und keine Schülerin, der oder die in der Schule erlernte Analysefähigkeiten gegenüber Gedichten anwenden würde, die ihm oder ihr im Alltag begegnen. Ja, im Alltag sind wir von Gedichten (unterschiedlicher Qualität freilich) umgeben, werden wir mit Gedichten überschüttet – wenn wir Musik hören. Oh ja: Die meisten Songtexte sind Gedichte. Nach der Schule

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Herrn Larbigs Bibliothek 7 – Robert Gernhardt: Texte zur Poetik

Manche Buchtitel sind für Überschriften einfach zu lang. Und so sei der ganze Titel hier gleich nachgereicht, womit auch die bibliographischen Angaben genannt sein sollen: Robert Gernhardt, Was das Gedicht alles kann: Alles. Texte zur Poetik (hrsg. von Lutz Hagestolz und Johannes Möller), Frankfurt am Main 2010, 602 Seiten, 22,95€. Robert Gernhardt ist der zweite einigermaßen bedeutende Dichter, der mit Frankfurt am Main verbunden ist und dessen Namen mit G beginnt, mit dem Buchstaben, der im Alphabet nur eine Position hinter dem Anfangsbuchstaben der Stadt steht, mit der diese beiden Gs verbunden sind. Ohne sie einen Topf werfen zu wollen

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Kompetenzorientiert unterrichten: Ein Vorschlag.

Das folgende Szenario ist zwar nicht unrealistisch, in der hier vorgelegten Form aber frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Erlebnissen im Unterricht sind nicht gewollt, werden nicht angestrebt, dürften aber nicht vermeidbar sein. Oberstufe, Deutsch Grundkurs. Die Schülerinnen und Schüler bekommen nach der (vom Lehrer unterstellen, nicht in allen Fällen tatsächlich erfolgten) Lektüre eines Dramas den Auftrag, die Figuren des Dramas in ihren Beziehungen zueinander in einer grafischen Form darzustellen. Der Lehrer erwartet, dass die Schülerinnen auf der Basis des Personenverzeichnisses des Dramas, ihrer beim Lesen erworbenen Textkenntnis und der gezielten, wiederholten Lektüre einzelner Szenen, zu einem vertieften Verständnis des Dramas

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Gedichtinterpretation: Joseph von Eichendorff, Mondnacht

Gedichtinterpretation: Joseph von Eichendorff, Mondnacht von Torsten Larbig steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Lineare und aspektorientierte Interpretationen stehen im Deutschunterricht in der Regel im Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn es um die Deutung literarischer Texte geht. Die lineare Interpretation folgt dabei sehr kleinschrittig dem Verlauf eines Textes und baut eine Gesamtinterpretation linear entlang des Textes auf. Im Extremfall wird Zeile für Zeile, Satz für Satz in den Blick genommen, sodass sich diese Form der Interpretation vor allem für kürzere Texte anbietet und vor allem bei Gedichten ihre Stärke ausspielen, aber auch bei kürzeren Prosatexten

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Tipps zum Deutschunterricht – 2010-03-23

audioBoo: Deutschstunde – Der Einleitungsboo http://boo.fm/b108548 # Der Podcast zur „Deutschstunde“ ist ab sofort auch über iTunes abonnierbar: http://j.mp/978qYQ # audioBoo: Vom Wissen zum Können http://boo.fm/b108864 # Ein Werkzeug, das auf keinem Schreibtisch fehlen und auch noch täglich genutzt werden sollte: Ein Wörterbuch zur Rechtschreibung. # Merkspruch für die Verwendung von „seit“ (in Abgrenzung zu „seid“): Seit bei Zeit (nicht „seid“). #

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