Ein ganz normaler Arbeitstag – fast

Um 7:40 in der Schule.  7:45 bis 9:10 Deutsch Leistungskurs: Wiederholungen, um Vernetzungen zwischen den Werken und Themen herzustellen, die wir schon gelesen haben. Dann, angeregt von Fontanes Roman »Effi Briest«, den abstrakten Begriff der »Treue« in den Blick genommen. Der stammt übrigens vom Mittelhochdeutschen »triūwe« ab, was eine Substantivierung von »trūwen« ist, was »fest sein«, »sicher sein«, »vertrauen«, »hoffen«, »glauben«, »wagen« heißt. Im Englischen taucht das Wort in der Vokabel »true« auf, im Deutschen in so Worten wie »trauen« in all seinen Facetten wie »Vertrauen«, »sich was trauen«, »misstrauen«. Die Geschichte von Wörtern, der Fachbegriff dafür lautet »die Etymologie«,

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Kurze Begegnung mit einem langen Bleiben

Ich fragte eine Buchhändlerin im Frankfurter Nordend nach dem ältesten, nicht verkauftem Buch in der 1978 gegründeten Buchhandlung, die ich an diesem Samstag besuchte: Es ist eine seit 1983 im Laden stehende Ausgabe der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. (Sie werde dieses Buch nicht hergeben, sagte sie noch… Und sie finde es schön, dass dieses Buch eine solche Sonderstellung habe … – und nicht einfach irgendeines.) Beitragsfoto: Torsten Larbig

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Noten ≠ Bildung

Noten im Schulkontext sind, wenn sich der Blick vor allem auf die Noten richtet und man meint, an diesen den Bildungserfolg messen zu können, wenig aussagekräftig. – Wenn jemand dieses Blog liest, um zu erfahren, wie bessere Noten in der Schule erreicht werden können, dann ist das hier der falsche Ort. Das liegt daran, dass Noten mit Bildung nur mittelbar zu tun haben und die Frage nach guter Bildung nicht wirklich beantworten können. Überhaupt: Die Orientierung an Noten ist vor allem die Orientierung an Maßstäben für einzelne Fächer; Bildung hingegen ist umfassender. Noten sagen in einem gewissen Rahmen aus, auf

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Über »Bildung« – oder: Wissen, Bildung, Toleranz

Der Bildungsbegriff ist umfassender (und im Diskurs auch umstrittener) als der kleine Aspekt, der hier reflektiert wird. Da der hier vertretene Blick auf das, was Bildung ausmacht, manches Mal von Debatten um Schulformen, um G8 oder G9 und andere eher formale Fragen des Schulsystems verdeckt wird, sei hier der Blick auf das, was Bildung auch ist, in aller gebotenen Kürze und somit auch Unvollständigkeit, in eine etwas andere Richtung gelenkt. Bildung ist keine Dienstleistung. Der Gedanken, man lasse Kinder in die Schule gehen und dann hätten die Kinder gebildet die Schule abzuschließen, führt in die Irre. Einen Anzug kann ich in die

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Kleist mit Schülern lesen – aber wann?

Die Vorgeschichte Am Donnerstag vor dem Beginn des neuen Schuljahres spazierte ich mittags durch Frankfurt-Sachsenhausen, weil ich in einem französischen Bistrot den Mittagstisch genießen wollte. Als ich gerade den Schweizer Platz umrundete, sah ich im Kaffee auf der anderen Seite einen Kollegen, den ich sehr schätze und der auch Deutsch unterrichtet. Ich plante spontan um, sorgte dafür, dass er mich sah – und die nächste knappe Stunde war von leckerem Kaffee, hausgemachtem Quiche und einem anregenden Gespräch bestimmt. Nach sechs Wochen merkt man erst, dass man viel zu lange nicht miteinander gesprochen hat… Im Gespräch erzählte der Kollege, dass er

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TV-Tipp (nicht nur für Lehrer) – »Schichtwechsel, die Roboter übernehmen«

Auf Arte ist bis zum 12.12.2016 die Dokumentation »Schichtwechsel, die Roboter übernehmen« zu sehen. Wer weiß denn schon, was mit »Industrie 4.0« gemeint ist und wie weit man da heute in Wirklichkeit schon ist? – In der Schule müss(t)en wir das wissen, müss(t)en wir uns fragen, wie Bildung aussehen muss, wenn ca. 18 Millionen Arbeitsplätze in Dtl. wegfallen könnten. Nein, es wird nicht davon ausgegangen, dass so viele neue Arbeitsplätze entstehen werden. Das ist ein Bereich, in dem ich gerne einmal Visionen aus der Politik hören würde, denn da geht es nicht mehr um Rente mit 67 oder 70, sondern um

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Zu Thomas von Steinaeckers Roman »Die Verteidigung des Paradieses«

Auf einer Alm nahe dem Ort, der einst Berchtesgaden war, leben sechs Menschen und ein paar Tiere. Die Katastrophe, von der man ausgeht, dass es eine globale gewesen sein müsse, ist in Thomas von Steinaeckers Roman »Die Verteidigung des Paradieses« elf Jahre her – Vom »Paradies« auf der Alm aus gesehen, ist man vielleicht der letzte Rest der Menschheit. Um sich gegen das Vergessen zu stemmen, bekommen die Kühe die Aufgabe, durch ihre Namen an die Menschheitsgeschichte zu erinnern: Sie heißen z. B. Nero, Tizian, Einstein, Hitler, Kafka, Kennedy und Beckenbauer. Zwar tauchen diese Namen im Roman nur an einer

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Welche Zeitschriften ich warum in meiner Freizeit lese

Seit ich das Lesen einigermaßen beherrsche, bin ich ein Leser von Zeitschriften. ((Neben den hier erwähnten Zeitschriften gibt es noch beruflich relevante Fachzeitschriften zur Didaktik und Pädagogik, die ich sichte, aber hier geht es um Zeitschriften, die ich in meiner »Freizeit« über diese hinaus lese.)) Waren das in meiner Jugend eher Zeitschriften wie »P.M.« oder das Geschichtsmagazin »damals« – klassische Jugendzeitschriften wie »Bravo« interessierten mich eher nicht – hat sich der Schwerpunkt der Zeitschriften verschoben, die ich heute lese. Teilweise kann ich an den Jahrgängen ablesen, wann mich welches Thema besonders interessierte. So gibt es ein paar Jahre, in denen

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EBooks vs Papier-Bücher: Vom Kulturwandel und notwendigen Lernprozessen (in der Schule)

Beitrag als Podcast anhören:  Als Vorteil von Papierbüchern wird immer wieder deren Haptik angeführt. Es sei ein sinnliches Erlebnis, das Papierbücher vermitteln, da neben dem Seh- und dem Tastsinn oft noch der Geruchssinn eingebunden sei, dem der doch sehr unterschiedliche Geruch von Büchern schmeichele. An dieser Stelle werfe ich häufig ein, dass auch ein Lesegerät für digitale Bücher ein haptisches Erleben ermögliche, denn je nach Qualität und Verarbeitung des Lesegerätes gibt es angenehme sinnliche Reize, die von ihm ausgehen. Die Haptik ist nicht der große Unterschied. Und diese ist wohl in den seltensten Fällen gemeint, wenn Leser von Papierbüchern deren

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