Kategorie: Essais

Zehn Perspektiven auf mein Selbstverständnis als Lehrer – Eine Annäherung (Auszüge aus meinem Notizbuch).

Vorbemerkung: In meinem Notizbuch denke ich in schriftlicher Form über all das nach, über das ich nachdenken mag. Es kann dabei um Tagespolitik, um Besuche von Ausstellungen, Theater- und Opernaufführungen, um gelesene Bücher und eigentlich alles gehen, was mit einem Tagebuch nichts zu tun hat. Mein Notizbuch könnte ich vielleicht als ein »Denktagebuch« (Hannah Arendt) bezeichnen. – In diesem denke ich unter anderem regelmäßig über meine Rolle als Lehrer (an einem Gymnasium) nach. Lange habe ich mich gefragt, ob ich die folgenden Notizen in meinem Blog festhalten soll. Es handelt sich um Notizen, nicht um ausgearbeitete Elaborate. Diese Notizen spiegeln Gedanken

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Gedanken zu staatlichen und / oder schulspezifischen Handyverboten an Schulen

1 Die strengen Nutzungsregeln für Smartphones an unserer Schule, die auf ein Verbot der Nutzung ohne Erlaubnis durch Lehrer:innen hinauslaufen, trage ich mit. Ich habe diesen zugestimmt, obwohl ich mich über Jahre dafür engagiert habe, dass Bildungsprozesse die Digitalisierung positiv aufgreifen und Schüler:innen all das mitgegeben bekommen, was sie benötigen, um digitale Kompetenz (Digitalkompetenz; Medienkompetenz – kurz: digital literacy) zu lernen. Wir haben dieses Ziel der digital literacy nicht erreicht. Social Media2 haben die Schüler:innen in ihren Händen, statt dass die Schüler:innen Social Media in ihren Händen hätten. Schüler:innen werden von Social Media manipuliert.3 – Das Smartphoneverbot an Schulen ist

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Die Handschrift, das Lernen und andere Formen von Prüfungen

In der NZZ ein Artikel, der einmal mehr betont, dass die Handschrift das Gehirn in besonderer Weise stärke. Immer noch wird auf die Studie von 2014 verwiesen, die sich auf Studierende bezog. Überhaupt wird die Handschrift immer mit dem Lernen korreliert. Aber was ist denn nun mit erfahrenen Schreibern, die über Jahre per Hand geschrieben haben, das heute noch immer tun, sich aber beim Tippen einfach wohler fühlen. Dass Schreiben (und Lesen) nicht gleichzeitig mit dem Tippen gelernt werden kann, liegt für mich nahe. Beim Tippen kann ich das Prinzip, das hinter der Form der Buchstaben steht, deren Gesetzmäßigkeit ja

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Über die Unsichtbaren im Umfeld der Frankfurter Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse 2024 ist vorbei. So viele Bücher. Während ich durch die Hallen der internationalen Verlage (Hallen 5 und 6) flanierte, Schriften sah, die ich nicht lesen kann, Sprachen hörte, die ich nicht verstehe, stellte ich mir staunend vor, dass jedes dieser Bücher von mehr oder weniger Menschen erworben und gelesen wird. – Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur eines der Bücher, die ich beim Gang über die Messe gesehen habe, überhaupt keinen Weg zu Lesern1 finden wird. Was für eine Vielfalt; was für eine Farbenpracht, die oft gerade Bücher für Kinder prägt. Aus meinen Augen ist

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Das Schreiben und das Gehirn

Vorbemerkung Dies ist ein Blog-Beitrag, vielleicht ein Essay, aber sicher keine wissenschaftliche Hausarbeit: Dieser Beitrag enthält meines Erachtens inhaltlich nichts Neues. Ausgangspunkt war die Intuition, dass das Gehirn beim Schreiben eine solch beeindruckende, komplexe Leistung vollbringt, die ich mir auf Basis dessen, was ich weiß, versuchen will, etwas systematisiert in mein Bewusstsein zu rufen. Da ich hier weitgehend von meinen Kenntnissen ausgehend schreibe, halte ich es für wahrscheinlich, dass womöglich manches nicht richtig wiedergegeben wird. Sollte das der Fall sein, bitte nicht schimpfen, sondern über die Kommentarfunktion des Blogs den Beitrag bereichern und den Inhalt besser machen. Darüber würde ich

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Eingangstür zur Gaststätte »Momberger«, die im Text eine zentrale Rolle spielt.

Beim Flanieren entdeckt: Altes Apfelweinrestaurant in Frankfurt Heddernheim

Das Haus hier gibt es seit 1532. Eine Gaststätte ist es wohl schon seit Jahrhunderten. So genau weiß es die Bedienung nicht. Aber das „Momberger“ sei schon seit Jahrhunderten Gaststätte, da ist sie sich sicher. Von außen Fachwerk, innen ein Holzdielenboden, an der Decke Balken, die so aussehen, als ob sie vor hundert Jahren zuletzt gestrichen wurden, die freiliegenden Steckdosen sind vergilbt. In einer Ecke steht eine alte Standuhr, die aber keine Zeit mehr anzeigt. – Hier wird der Apfelwein nach wie vor im Haus selbst gekeltert. Und in den zwei Stunden, die ich an diesem überraschenden Ort der Gegenwart

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Mir fehlen Sofas in der Schule. Oder: Wie ich gerne Lernprozesse an Schulen hätte.

Mir fehlen Sessel, ein Sofa (Couch) in der Schule. Da sind keine Sitzsäcke oder Teppiche, auf denen man auf dem Bauch liegen kann, um ein Buch zu lesen. Der Schulhof ist geteert oder mit Betonverbundsteinen versiegelt. In der Bibliothek stehe ein paar bequeme Sessel. Aber wo kann ich mich hinfläzen, um zu träumen, wo kann ich mich auf eine Wiese setzen, um den Schmetterlingsflug nicht zu versäumen? Wo kann ich mit Schüler:innen bei einem Kaffee gemütlich über Literatur ins Gespräch kommen? Wo schreiben wir mit Laptops oder Tablets oder gar per Hand, ohne dabei auf diesen Schulstühlen zu sitzen und

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ChatGPT und die Bildung. (»Gastbeitrag« von ChatGPT und dessen Reflexion, inkl. Verweise auf LdL und TZI.)

Ich habe ChatGPT gebeten, einen Gastbeitrag für meinen Blog zu schreiben, in dem es darum geht, dass die Bedeutung von ChatGPT für die Bildung überschätzt wird. Ich finde das Ergebnis interessant, auch wenn es albern wäre, hier von der Selbstreflexion eines statistisch operierenden maschinellen Werkzeugs zu sprechen. Ich habe mir erlaubt, den Beitrag zu kommentieren. Meine Kommentare sind im Text in kursiver Schrift zu finden. Alles Nicht-Kursive ist 1:1 ChatGPTs Antwort. Als ChatGPT, ein Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde, bin ich ein mächtiges Werkzeug für viele Anwendungen, einschließlich der Bildung. Allerdings bin ich der Meinung [dass ein Sprachmodell meint,

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Zweiter Schultag. Oder: Wie viele Arten Stille…?

Die Stille einer Klasse, die einen Lehrer bekommt, den kein Kind aus der Klasse kennt. – Es gibt viele Formen der Stille. In der Schule. Die Stille bei einer Klassenarbeit ist anders als die Stille, wenn eine Klasse einem Lehrer oder einer Lehrerin zum ersten Mal begegnet. Die Stille eines neuen Oberstufenkurses, in der ersten Stunde, wenn die Schüler:innen einander nur teilweise und andere vom Sehen kennen, ist wieder anders. Die Stille einer Schule in den Ferien, nach Unterrichtsschluss, während Elternabenden. Während des schriftlichen Abiturs. Wir nennen das alles Stille. Was beschreiben wir damit? Das gilt auch für die Geräusche,

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Kurzer Versuch über den Essay

Der Essay als „Versuch“, wie die wörtliche Übersetzung des französischen „essaier“ lauten kann, stellt vor allem vor die Herausforderung, das eigene Nachdenken und jenes, mit dem man sich z. B. durch Lektüre befasst hat, zu bündeln und in eine Textform zu bringen. Der Essayist schaut sich quasi selbst beim Erwägen und Verknüpfen[^1] zu; er oder sie webt einen Text, schafft eine Textur aus Buchstaben, in die das Werden der Erkenntnis eingewoben ist. Dabei kann der Ausgangspunkt durchaus einer sein, der mit dem unmittelbaren Gegenstand des Denkens auf den ersten Blick nichts zu tun hat. So kann ich fragen, wie wir

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Versuch über das Versagen von Bildungspolitik und Schule angesichts der Digitalisierung der Welt

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Versuch über die zentrale Rolle der Kolleg*innen an Schulen, die den Stundenplan erstellen und Vertretungsunterricht organisieren

Lehrer*innen wissen, wie wichtig die Arbeit der Kolleg*innen, die den Stundenplan erstellen und Vertretungsstunden organisieren, für die Arbeitszufriedenheit in den Lehrer-Kollegien ist. Wer also überlegt, so die Wahl da ist, ob er oder sie an einer Schule anfangen sollte, sollte ruhig einmal mit den Kolleg*innen sprechen, wie zufrieden sie mit den Stundenplänen sind. – Gerade in Zeiten, in denen viele Stundenpläne mit der Unterstützung von Computern erstellt werden, ist der hohe Anteil an »Handarbeit« bei guten Stundenplänen kaum zu unterschätzen.  Der Weg zum Stundenplan Bei uns beginnt die Arbeit am Stundenplan oft schon um die Osterferien herum. Dann bekommen wir

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Was Tweets und Postings auf Facebook mit Strukturen der Bildung zu tun haben. Ein Versuch.

Vorbemerkung: Diesen Essay bitte bis zum Ende lesen, weil sich dann manche Schnappatmung vielleicht in Wohlgefallen auflöst 😉 . In diesem Beitrag berichtete ich von der Versuchung Verhaltensweisen zu be-/verurteilen, die in einen Reflexionsprozess übergeht. Wenn ich meine Facebook-Timeline durchgehe, auf Twitter schaue, dann fällt mir auf, dass es dort kaum Inhalte gibt, die über kürzeste Einwürfe hinaus gehen und mehr als Meinung oder – was freilich auch Meinung ist – Kommentar sind. Es werden Bilder veröffentlicht, Artikel Dritter verlinkt, Befindlichkeiten geteilt… Und das ist alles gut und in diesem Rahmen hat dies seinen Platz. – Wo aber finden die

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Handschrift und Digitalisierung – Individualität und Berechenbarkeit

Gleichförmigkeit zum Zwecke besserer Lesbarkeit, empfindliche Oberflächen aus Metall und Glas, die alle gleich aussehen, und eine Praxis der Fotografie, die auf das Selbstbildnis hin ausgerichtet ist, wobei die Selbstbildnisse in eigenartiger Weise einander ähneln, da mit der gleichen beschränkten Zahl an Filtern bearbeitet, sind einige Indizien für den Prozess zunehmender Indifferenz. Alles wird auf Effizienz getrimmt und muss irgendwie digital abbildbar, somit aber auch verarbeitbar sein.  Auf der anderen Seite ist die persönliche Handschrift persönlicher geworden. In einer Zeit, in der die Handschrift im beruflichen Leben und im Alltag kaum noch eine Rolle spielt, wird eine möglichst lesbare, für

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Was mich als Lehrer motiviert

Beim Elternabend (für mich eigentlich gar nicht so) wundersame Dinge erlebt:  Eltern, die berichten, dass ihre älteren Kinder gerne in die Schule gehen und die dort angesprochenen Themen zuhause vertiefen oder weiter diskutieren wollen;  Eltern die sagen, sie würden gerne als Mäuschen am Unterricht ihrer schon seit mehreren Jahren diese Schulen besuchenden Kinder teilnehmen, weil sie den Eindruck haben, dass da Lehrer mit Motivation unterrichten.  Und das an einem »klassischen« Gymnasium, mit viel Frontalunterricht, mit Hausaufgabe und – oh Schreck – Noten, wenig bis gar keinen digitalen Medien (das ist einer der Wermutstropfen, da muss sich was ändern), aber fachlich sehr

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Über das Tastaturschreiben (blind und schnell)

Vor mir auf dem Schreibtisch liegt ein Buch, das meine ganze Aufmerksamkeit bekommt. Etwas zurück gesetzt mein Tablet mit einer physischen Tastatur, die so flach ist, dass der Eindruck entstehen könnte, ich schreibe direkt auf der Schreibtischunterlage, aus der sich die Tasten als flache Erhebungen herausgehoben haben. Wenn da der Kontrast zwischen Papierschreibtischunterlage und dunkler Tastatur nicht wäre, wäre der Effekt noch viel größer. Ich bin sehr froh, dass ich irgendwann einmal den Ehrgeiz entwickelt habe, lernen zu wollen, blind auf der Tastatur schreiben zu können. Ich nutze dabei ein eigenes System des Tippens, das ich gar nicht erklären könnte,

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Fußball als Ausdruck dessen, was Frankfurt ausmacht: Ankunft von Eintracht Frankfurt nach dem Pokalfinale

Zugegeben: Fußball und mich verbindet eher eine große Distanz, als dass ich ein Fan wäre.  Was ich aber heute in Frankfurt erlebt habe, hat mich tief beeindruckt. Eher auf Verdacht bin ich, nachdem die Mannschaft in Frankfurt gelandet war, zur nur ein paar Minuten von meiner Wohnung entfernt gelegenen Kreuzung von Stresemann- und Kennedyallee gegangen. Wenn nicht alles trügen würde, müssten die Cabrios mit den Spielern und Offiziellen des Vereins hier vorbei kommen, um entweder zur Friedensbrücke hin abzubiegen oder weiter zur Untermainbrücke zu fahren und von dort dann Richtung Römer. So kam es dann auch.  An der Kreuzung hatte

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Ich bin kein digitaler Dogmatiker. Leider. (Kann aber noch werden ;-) )

Ein nicht sehr dickes Buch, so ca. 240 Seiten, allerdings in gebundener Version, Textmarker und Notizbuch bringen 1238 Gramm auf die Waage. Ihr könnt mir das glauben, ich habe es gerade gewogen. Das Tablet mit Tastatur, Hülle und Stift kommt auf 865 Gramm, da sind die Bücher, mehr als hundert, bereits mitgewogen, außerdem beliebig viele Notizbücher, inklusive einer Handschriftenapp, Skizzenblöcke, Landkarten, ein Kompass, eine Kompaktkamera mit guter Bildqualität usw. Wenn ich Bücher umziehe, was zum Glück bislang mit meiner gegenwärtigen Bibliothek nur einmal vorgekommen ist, wird sehr schnell klar, welche Last all die Bücher sind; bei all der Lust, die

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